Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Zweitages-Format "ein Schwachsinn"? So unterschiedlich denken die DTM-Teams
Mit welcher Kostenersparnis die DTM-Teams rechnen, sollte 2025 wie angedacht der Freitag wegfallen, und was das mit der Struktur der Rennställe zu tun hat
(Motorsport-Total.com) - Die DTM hat am Sachsenring-Wochenende einen Testlauf für ein für 2025 angedachtes Zweitages-Format durchgeführt, um die Kosten für die Teams zu senken. Angedacht wird, dass am Freitag nur noch die Rahmenserien fahren und die zwei Freien Trainings der DTM, die derzeit am Freitag stattfinden, auf den frühen Morgen der Renntage verschoben werden.
© ADAC Motorsport
Fährt die DTM 2025 in Richtung Zweitages-Event? Bei den Teams gibt es Differenzen Zoom
Der ADAC hat die Teams nun aufgefordert, Berechnungen zu liefern, wie viel Geld jedes Team durch eine Änderung einsparen würde. Wie das Stimmungsbild im Fahrerlager nach der Generalprobe aussieht? Motorsport-Total.com hat sich umgehört - und die Überraschung ist groß. Die Meinungen gehen weit auseinander - und neben einigen Befürwortern gibt es auch harte Kritik.
Vor allem Teamchef Gottfried Grasser lässt kein gutes Haar an der angedachten Lösung. "So ein Schwachsinn", schimpft der Österreicher. Er kann nicht versteht, warum man "mit Gewalt" versuche, das Rennwochenende "in zwei Tagen runterzubiegen".
Grasser sieht keinen Vorteil: "Serie um ein Drittel zu teuer"
Aber was passt dem Teamchef des Lamborghini-Traditionsteams nicht? "Die Kostenersparnis ist nicht mehr als regional eine Hotelübernachtung weniger", sieht er keinen entscheidenden finanziellen Vorteil für die Teams, die pro Auto ein Jahresbudget von rund 1,5 Millionen Euro auftreiben müssen. "Die Mitarbeiter sind trotzdem ab Montag im Einsatz, weil sie die Autos vorbereiten. Ob zuhause oder an der Strecke, macht keinen Unterschied."
Pro Saison würde ein Zweitages-Format nur Ersparnisse von 16.000 Euro bringen, rechnet Grasser vor: Für seine 20 Mitarbeiter koste eine Übernachtung im Schnitt 2.000 Euro - und das an acht Wochenenden. "Das Problem ist aber, dass die Serie um ein Drittel zu teuer ist - und da reden wir von 300.000 Euro", warnt er.
Seiner Meinung nach müsse statt einem Zweitages-Format ein komplettes Verbot für Privattests her, drei Donnerstag-Tests pro Saison würden reichen. "Und noch was spart Kosten: Sieben Events statt acht", ergänzt er.
Änderung macht für Dörr "überhaupt keinen Sinn"
In Rainer Dörr hat der Österreicher einen Verbündeten gefunden. "Das macht überhaupt keinen Sinn", sagt der Besitzer von McLaren-Neueinsteiger Dörr Motorsport, als er auf ein mögliches Zweitages-Format angesprochen wird. "Die Freelancer werden dann ihre Rechnungen durch zwei Tage teilen - und nicht mehr durch drei Tage. Wir sparen ein paar Übernachtungen, mehr nicht."
Denn die Freelancer müssen mit dem DTM-Einsatz ihren Lebensunterhalt bestreiten. "Wenn sie weniger Tage haben, müssen sie ihren Tagessatz erhöhen", vermutet Dörr. Abgesehen davon sei ein Zweitages-Format "nur stressig", argumentiert er.
"Wenn du am Freitag ein Problem hast, kannst du immer noch was retten, aber wenn Samstag-Früh was passiert, dann ist der gesamte Samstag gelaufen. Und auch für die Fans ist es nicht gut, wenn alles so geballt ist."
HRT, Schubert und Abt als Befürworter
Spannend ist, dass man bei anderen Teams auf völlig andere Sichtweisen stößt. Man hört sogar von einen Einsparungspotenzial von rund 140.000 Euro pro Jahr. "Das ist ein realistischer Zahlenwert", bestätigt Geschäftsführer Ulrich Fritz vom Mercedes-AMG-Team HRT.
Erlebe packende Action und Motorsport zum Anfassen mit internationalen Top-Piloten bereits ab 39 Euro. Hier geht's zum Ticketshop!
"Mit Reisekosten, Verpflegung an der Strecke und Hotel kostet dich jeder Mitarbeiter schon alleine 300 Euro." Bei 20 Mitarbeitern sei man damit schon bei mindestens 6.000 Euro pro Tag. "Und bei acht Rennwochenenden - und wenn man dann noch Gehälter spart - ist das sicher nicht so verkehrt", würde er eine Änderung unterstützen.
Auch Torsten Schubert, der wie HRT-Mann Fritz und auch Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk zu den Befürwortern gehört, kam bei seiner Rechnung vor dem Sachsenring-Wochenende auf Einsparungen von "über 100.000 Euro". Auch bei Emil Frey Racing sieht man eine Einsparung von "mindestens 10.000 Euro" pro Tag, könnte mit beiden Modellen leben und wolle den Plan unterstützen, der für die Serie am besten ist.
Warum die Rechnungen der Teams so unterschiedlich sind
Aber wie ist es möglich, dass die Werte so deutlich auseinandergehen? Das hat auch mit den unterschiedlichen Teamstrukturen zu tun. Während Grasser aus Budgetgründen schon jetzt auf maximale Effizienz setzen muss und wie Dörr großteils mit Freelancern arbeitet, haben andere Teams teurere Festangestellte und nutzen eigene Hospitalitys. Und teilweise mehrere Crews, die für die jeweilige Serie zuständig sind.
Dadurch werden die DTM-Fahrzeuge bei manchen bereits in der Vorwoche vorbereitet und noch ein Roll-Out absolviert, während die Grasser-Crew gerade den Renneinsatz in der GT-World-Challenge bestreitet und erst danach wieder in den DTM-Modus wechselt. Viel Luft für Einsparung bleibt da nicht.
Dennoch sieht es so aus, als würde der Großteil des Fahrerlagers eine Änderung unterstützen. "Ich denke schon, dass beim Meeting die Mehrzahl eher positiv eingestellt war, diesen Gedanken zu verfolgen, es auf ein reines Zweitages-Event zu kürzen", sagt Tomczyk nach der ADAC-Besprechung am Sachsenring mit Team- und Herstellervertretern.
Neueste Kommentare