• 11.07.2007 15:59

  • von Britta Weddige

Wo Enzo Ferraris Karriere begann

Mugello ist ein fester Teil der italienischen Motorsportgeschichte: 1914 gab es hier das erste Autorennen, in den 1920er Jahren wurden hier Legenden gemacht

(Motorsport-Total.com) - Ursprünglich gab es in der italienischen Region Mugello keine feste Rennstrecke, sondern einen 66 Kilometer langen Straßenkurs quer durch die Hügel der Toskana nördlich von Florenz. Dort wurde 1914 das erste Mal ein Autorennen ausgetragen. Das Straßenrennen in Mugello sollte eigentlich zu einer festen Einrichtung werden, musste dann aber wegen des Ausbruchs des ersten Weltkrieges mehrmals ausfallen.

Titel-Bild zur News: Mugello

Zu Testfahrten war die "neue" DTM schon mehrmals in Mugello

Seine großen Zeiten erlebte das herausfordernde Rennen dann nach dem Krieg, als die besten Piloten der damaligen Zeit gegeneinander antraten. Die staubige Strecke führte von Scarperia bergauf nach Firenzuola, über den Futa-Pass wieder hinunter nach San Piero und zurück nach Scarperia. In den Teilnehmerlisten finden sich Namen, die heute Legenden sind: Campari, Brilli Peri, Enzo Ferrari (der 1921 mit einem Alfa Romeo gewinnen konnte), Ascari, Borzacchini und Lokalmatador Emilio Materassi.#w1#

Ab 1929 verlor das Straßenrennen in Mugello allmählich an Bedeutung, nun war die "Mille Miglia" zum prestigeträchtigsten Motorsportereignis Italiens geworden. Der Straßenkurs in der Toskana geriet in Vergessenheit. Auch als das Rennen nach dem Zweiten Weltkrieg 1955 auf einem nun auf 19 Kilometer verkürzten Kurs wiederbelebt wurde, konnte man nicht an die alten Glanzzeiten anschließen.

Neue Erfolge in den 1960er Jahren

In den 1960er Jahren, als es die "Mille Miglia" nicht mehr gab und Straßenrennen immer populärer wurden, wagten mutige Geschäftsleute einen neuen Anlauf. Pasquale Borracci und Amos Pampaloni kehrten zu den Ursprüngen zurück und veranstalteten das Rennen auf der alten, 66 Kilometer langen Strecke. Sie hatten Erfolg, der Zuschauerzulauf war relativ groß, auch wenn die bedeutendste italienische Automarke, Ferrari, nur einmal 1967 an dem Rennen teilnahm. Das Schicksal sollte die Strecke in Mugello und Ferrari jedoch wieder zusammenführen, wenn auch erst über 20 Jahre später.

Die sieben Veranstaltungen in den 1960er Jahren zogen Hunderttausende Zuschauer in die grünen Täler der Region Mugello. Sie begeisterten sich für die Leistung der Sport- und Tourenwagen und sie liebten die Piloten. Der Kurs erlaubte spektakuläre Manöver, mit denen sich Fahrer wie Enrico Pinto, Nanni Galli, Ignazio Giunti, Mauro Nesti und Arturo Merzario in die Erinnerung der Fans fuhren.

Das letzte Rennen wurde 1968 ausgetragen und es war eines der aufregendsten: Der Alfa Romeo von Luciano Bianchi, Galli und Nino Vaccarella siegte nach einem heißen Fight gegen den Porsche von Rico Steinemann und Jo Siffert.

Moderne Rennstrecke ersetzt legendären Straßenkurs

Der Schritt in die Zukunft begann in den 1970er Jahren: Die Planungen für eine feste Rennstrecke, die den nun schon bald 60 Jahre alten Straßenkurs ersetzen sollte, wurden aufgenommen. Und so entstand der "Mugello Circuit", eine moderne Rennstrecke, die in den Bereichen Sicherheit, Technologie und Gebäudestruktur den hohen Ansprüchen von Auto- und Motorradrennen gerecht wird. Inzwischen gehört die Rennstrecke Ferrari, das Unternehmen hat weitere Umbauten vorgenommen.

Heute garantiert der 5,245 Kilometer lange Kurs mit breiten Auslaufzonen höchste Sicherheit für Fahrer und Zuschauer. Dank seiner Lage in den Hügeln der Toskana gibt es einen Höhenunterschied von 41,19 Metern und Naturtribünen, der Kurs führt stellenweise auch durch Wälder und Wiesen. Die Zuschauer erleben faszinierenden Motorsport in einer wunderschönen Landschaft.

Feste Teststrecke von Ferrari

Mugello ist die feste Teststrecke des Formel-1-Teams von Ferrari und der wichtigsten Hersteller in der MotoGP und der Superbike-Weltmeisterschaft. Das MotoGP-Rennen lockt alljährlich weit über einhunderttausend Fans an, doch auch auf vier Rädern sind hier zahlreiche Rennserien unterwegs. Zuerst wurde hier die Formel 5000 Meisterschaft gefahren, es folgten die Formel 3000, die Formel 2 und die FIA-GT-Meisterschaft.

Und auch die DTM beziehungsweise die ITC war schon mehrfach in der Toskana zu Gast - von 1994 bis 1996. Sechs Rennen wurden in diesen drei Jahren hier gefahren, fünfmal stand ein Mercedes-Pilot ganz oben auf dem Podest, einmal ein Alfa-Pilot. Bernd Schneider, der jetzt bei der Rückkehr der DTM nach Mugello aktueller Spitzenreiter der DTM ist, konnte hier als einziger Pilot schon zweimal gewinnen. Die "neue" DTM war schon mehrmals zu Testfahrten in Mugello, nun also steht auch das Renncomeback an.

DTM-Sieger in Mugello:

22.05. 1994 Rennen 1: Kurt Thiim (Mercedes)
22.05.1994 Rennen 2: Jörg van Ommen (Mercedes)
21.05.1995 Rennen 1: Bernd Schneider (Mercedes)
21.05.1995 Rennen 2: Dario Franchitti (Mercedes)
29.09.1996 Rennen 1: Nicola Larini (Alfa)
29.09.1996 Rennen 2: Bernd Schneider (Mercedes)