• 09.02.2010 18:14

  • von Britta Weddige

Winkelhock: "Bin auch im Jahreswagen glücklich"

Im zweiten Teil des Exklusivinterviews spricht Markus Winkelhock über das bisher Gelernte, seine Ziele für 2010 und das "endgültig abgehakte" Thema Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Im ersten Teil des Exklusivinterviews mit 'Motorsport-Total.com' blickte Audi-Pilot Markus Winkelhock noch einmal zurück auf 2009 und sprach über "junge Wilde", "alte Hasen" und den nötigen Ehrgeiz. Im heutigen zweiten Teil erläutert der 29-Jährige, was er bisher in der DTM gelernt hat, was 2010 besser machen will, warum er das Thema Formel 1 endgültig abgehakt hat und wo er sich in zehn Jahren sieht:

Titel-Bild zur News: Markus Winkelhock

Markus Winkelhock fühlt sich bei Audi auch im Jahreswagen wohl

Frage: "Wie hast du dich selbst vom Fahrerischen her in deiner bisherigen DTM-Zeit verändert? Was hast du dazu gelernt?"
Winkelhock: "Ich habe überall ein bisschen dazu gelernt. Ich glaube, dass man nie auslernt - speziell in der DTM. Hier ist es ganz wichtig, Erfahrung zu haben. Egal ob es darum geht, das Auto für das Qualifying oder das Rennen abzustimmen, einzuschätzen, wie sich ein Auto verändern kann, den Reifen oder Rennsituationen einzuschätzen - das sind alles Bereiche, in denen ich von Jahr zu Jahr dazu gelernt habe. Und ich hoffe, dass ich das in dieser Saison anwenden und umsetzen kann."#w1#

Frage: "Gibt es irgendwelche Dinge, die du 2010 noch anders und besser machen willst?"
Winkelhock: "Was ich mir speziell zum Ziel gesetzt habe ist, meine Qualifyingresultate zu verbessern. Die waren im vergangenen Jahr teilweise okay, teilweise war ich nicht zufrieden. Und in der DTM ist das Qualifying ein ganz wichtiges Thema. Wenn man im hinteren Drittel steht, ist das Rennen zwar nicht verloren, aber wenn man von Platz fünf oder sechs startet, sind die Voraussetzungen natürlich komplett anders. Wenn man einmal vorne mitfährt, dann fliegt man leichter mit. Aber wenn man am Start auf Platz 13 oder 14 steht, ist es schwierig, sich nach vorn zu arbeiten."

"Wenn man einmal vorne mitfährt, dann fliegt man leichter mit." Markus Winkelhock

Frage: "Wie sieht bei dir die restliche Vorbereitung bis zum Saisonstart aus?"
Winkelhock: "Es stehen noch diverse PR- und Pressetermine an und ich mache viel Fitnesstraining. Ende Februar haben wir die Audi-Fitnesswoche, Ende März gehen die Testfahrten los."

Frage: "Wie stehen in der kommenden Saison für die Jahreswagenfahrer die Chancen, in die Punkte zu fahren? In der vergangenen Saison war es in einigen Rennen möglich, denkst du, dass das auch weiterhin der Fall sein wird oder schätzt du, dass sich das ändert, weil an den Neuwagen im Rahmen der Möglichkeiten ja doch noch etwas gefeilt werden kann?"
Winkelhock: "Es ist schwierig zu sagen. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen Tick schwerer wird, wenn vom Reglement her beim Gewicht alles gleich bleibt. Aber im vergangenen Jahr waren teilweise gute Resultate möglich und ich hoffe natürlich, dass das 2010 auch der Fall sein wird. Näher werden wir jedoch nicht dran sein, eher einen Tick weiter weg. Es hängt natürlich davon ab, was an den neuen Autos noch gemacht und gefunden wird."

"Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr bei Audi bin, auch wenn es 'nur' im Vorjahresauto ist." Markus Winkelhock

Frage: "Oliver Jarvis hat den Aufstieg in das aktuelle Fahrzeug geschafft. Gönnst du es ihm oder bist du ein bisschen enttäuscht, dass nicht du derjenige warst?"
Winkelhock: "Natürlich bin ich enttäuscht, ob Oliver, Alexandre, Mike oder ich - wir wollten alle das neue Auto von Tom. Fakt ist, dass Jarvis über die Saison im Schnitt der Beste war und deshalb hat er es verdient. Für mich ist das jetzt abgehakt, ich weiß, dass er das neue Auto hat und ich weiter das Vorjahresauto fahre. Das heißt aber nicht, dass ich nicht glücklich bin. Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr bei Audi bin, auch wenn es 'nur' im Vorjahresauto ist. Ich bin trotzdem guter Dinge und hoch motiviert."

"Die Zielsetzung ist für mich jetzt nicht die Meisterschaft, wenn ich einen Neuwagen bekommen hätte, sondern bester Vorjahreswagenfahrer zu werden. Das sind zwei verschiedene Perspektiven, die ich hatte. Ich will bester Vorjahreswagenfahrer werden, so viele Punkte wie möglich und gute Einzelresultate einfahren."

Formel 1 ist abgehakt

Frage: "In der Formel 1 haben sich jetzt mit den neuen Teams für Piloten neue Möglichkeiten geboten, unterzukommen. Hast du irgendwann in Erwägung gezogen, das noch einmal zu versuchen oder hast du dir gesagt, dass du deine Weichen in Richtung DTM gestellt und das Thema Formel 1 abgehakt hast?"
Winkelhock: "Ich habe das Thema Formel 1 abgehakt. Es war für mich eine tolle Erfahrung und ich hatte dort eine tolle Zeit. Es hat Spaß gemacht und ich habe vor allem eine schöne Erinnerung an den Nürburgring (wo er 2007 im Regen-Grand-Prix im Spyker zwischenzeitlich in Führung lag; Anm. d. Red.). Aber ich bin jetzt bei Audi und glücklich darüber. Ich habe Spaß in der DTM und konzentriere mich auch ganz auf die DTM. Deshalb habe ich ehrlich gesagt nicht einmal mit einem Auge rübergeblickt in Richtung Formel 1."

"Ich bin glücklich, Audi-Werksfahrer zu sein und nicht unglücklich, 'nur' ein Vorjahresauto zu fahren. Es gibt sicher einige Fahrer, die froh wären, wenn sie in der DTM bei Audi ein Vorjahresauto hätten."

"Da waren teilweise Fahrer im Gespräch, die vielleicht vom Talent her nicht so gut sind."

Frage: "Ein Problem für dich war damals, dass du nicht genügend Sponsorengelder für die Formel 1 hattest. Ist es für junge Fahrer aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise noch schwieriger, das nötige Budget zu finden?"
Winkelhock: "Das mag sein. Ich glaube, dass es im Moment definitiv nicht leichter geworden ist. Ich selbst bin froh, dass ich mich da im Moment nicht darum kümmern muss. Denn die Budgets, die da in der Formel 1 aufgerufen werden, sind extrem hoch. Da geht es nicht nur über den Erfolg, sondern viel über Kontakte. Da waren teilweise Fahrer im Gespräch, die vielleicht vom Talent her nicht so gut sind. Und einige Piloten, die gut sind, haben die finanziellen Möglichkeiten nicht. Und das ist teilweise unfair. Logischerweise werden die Topfahrer in der Formel 1 von den Werken geholt und die haben natürlich die Sponsoren."

Frage: "Wo siehst du dich in zehn Jahren, was willst du in den kommenden zehn Jahren erreichen?"
Winkelhock: "Ich hoffe natürlich, dass ich noch lange bei Audi im Einsatz sein kann. Ich habe in der DTM auf jeden Fall Spaß. Was sich dann noch für Möglichkeiten bieten, was es in Zukunft für Serien gibt, das kann man ja noch gar nicht sagen."