Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Jack Aitken

In Oschersleben Sieger, in der Lausitz chancenlos: Wie Ex-Formel-1-Pilot Jack Aitken ausgerechnet auf der Strecke seines Durchbruchs Opfer der BoP-Politik wurde

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Titel-Bild zur News: Jack Aitken

Vom Titelkurs abgekommen: Auftakt-Sieger Jack Aitken war in der Lausitz nur Statist Zoom

vor einem Monat sah es in Oschersleben so aus als könnte es das Jahr das Jack Aitken werden: Ja genau, der Mann, der sogar noch manchen Formel-1-Fans ein Begriff ist, weil er 2020 in Bahrain bei Williams George Russell ersetzt hat. Sein Emil-Frey-Team hat nun ein Jahr Erfahrung mit dem neuen Ferrari 269 GT3 und testete im Winter sogar zweimal mit Max Verstappen, der wertvolle Set-up-Tipps gab.

"Die haben Riesenschritte gemacht", hörte man im Fahrerlager. Und dann fuhr der schnelle Brite mit südkoreanischen Wurzeln beim DTM-Auftakt tatsächlich völlig abgezockt auf die Pole und zum Sieg, obwohl er dort davor als einziger nicht testete.

Rückkehr zum Ort des DTM-Durchbruchs

Und jetzt stand auch noch das Wochenende auf dem Lausitzring bevor, wo Aitken seiner Schweizer Truppe im Vorjahr mit dem ersten DTM-Sieg den Durchbruch beschert hatte. Doch der Ausflug zur ehemalige Champcar-Anlage wurde für ihn und sein Team dieses Jahr zum Fiasko.

Zweimal Startplatz 16 - bei einem Feld von 20 Autos. Und auch in den Rennen kam er nicht über die Plätze 16 und 14 hinaus. Nur die McLaren-Piloten des neuen Dörr-Teams holten am Ende noch weniger Punkte als der 28-Jährige, der parallel auch im LMDh-Prototypen von Cadillac sitzt.

Aber woran lag es, dass Aitken so unterging? Im Regenrennen wurde er von McLaren-Pilot Clemens Schmid angeschoben und drehte sich von der Strecke. Aber das Team machte ganz klar die Balance of Performance (BoP) als Ursache für das verpatzte Wochenende aus.

Emil-Frey-Team sah Unheil bereits kommen

"Letztes Jahr waren wir am Lausitzring sehr gut bedient, da können wir uns gar nicht beklagen", sagt mir Teamchef Lorenz Frey-Hilti am Sonntagabend. "Aber dieses Jahr haben wir um 27 PS weniger als 2023 - das ist massiv!"

Das habe man schon vor einer Woche gewusst, als der Dateningenieur am Teamsitz in Safenwil die gerade erschienene Einstufung in die eigene Simulations-Software einspeiste. "Er hat mir eine Analyse hingelegt, die zeigte: Wir haben ein Offset von sechs Zehnteln. Da wussten wir: Keine Chance - da können wir machen, was wir wollen", erzählt er. "Und dann sind wir tatsächlich sechs Zehntel von der Pole weg."

Jack Aitken

Aitken in der Lausitzring-Startaufstellung: Der Gesichtsausdruck sagt alles Zoom

Um genau zu sein: 0,586 Sekunden fehlten Aitken am Samstag am Lausitzring - bei Teamkollege Thierry Vermeulen auf Platz 18 waren es 0,637 Sekunden. Erst am Samstagabend durfte man zehn Kilogramm ausladen, was laut dem Team zwei Zehntel brachte. Erst die dritte BoP-Änderung vor dem Sonntagsrennen, als der Ferrari im mittleren Drehzahlbereich mehr Boost erhielt, setzte dort an, wo man es benötigte.

Manthey-EMA-Fall zeigt BoP-Problematik

Denn das Fahrzeug litt laut dem Team vor allem beim Beschleunigen und sei bei der Speed-Messung auf Höhe von Start-Ziel am Ende der Tabelle gewesen. Aber warum hat die für die DTM-BoP zuständige SRO Motorsports Group von GT3-Papst Stephane Ratel trotz Ferrari-Bemühungen um eine Änderung so lange gebraucht?

Das darf nicht verwundern, denn Teams und Hersteller haben immer wieder versucht, Claude Surmont, der die SRO-Technikabteilung anführt, zu täuschen. Erst vor dem Lausitzring-Wochenende hat sich Manthey EMA intensiv um eine bessere Einstufung bemüht. Die SRO blieb hart - und musste dann mitansehen, wie Thomas Preining trotzdem am Sonntag aus eigener Kraft zum Sieg fuhr. Laut dem Team durch Erkenntnisse beim Test. Ob das stimmt, ist unklar.


DTM Lausitzring 2024: Brenzlige Szenen im Sonntagsrennen

Beim Sieg von Manthey-Porsche-Fahrer Thomas Preining sind vor allem Teamkollegen aneinandergeraten! Weitere DTM-Videos

Aber was wäre gewesen, wenn die SRO die BoP im Vorfeld auf Porsche-Wunsch geändert hätte? Das Beispiel zeigt, wie schwierig die Einstufung ist - erst recht, wenn zwischen den Plätzen eins und 19 wie in der DTM 0,662 Sekunden liegen und kleine Änderungen gravierende Auswirkungen haben.

Außerdem ist die BoP in der Regel Herstellersache: Und Ferrari ist - wie man im Fahrerlager hört - mit allen Wassern gewaschen. Nicht auszuschließen, dass die SRO auch deshalb misstrauisch war.

Warum Aitken mehr testen sollte

Dazu kommt, dass der Ferrari generell schon schwierig einzustufen ist, weil man mit dem hervorragenden mechanischen Grip ein Leistungsmanko oft gut kompensieren kann, hört man vom Team. All das hilft Aitken, der als Zweiter in der Meisterschaft in die Lausitz gereist war, jetzt aber auch nicht weiter.

In der Meisterschaft liegt er mit 31 Punkten nur noch auf Platz elf, während Leader Kelvin van der Linde 63 Punkte auf dem Konto hat. Jetzt müssen Siege her! Vielleicht sollte Aitken trotz seiner IMSA-Verpflichtung in Zukunft doch etwas öfter mit dem Emil-Frey-Team testen, denn der Ex-Formel-Pilot wird bei der Truppe vor allem für sein hervorragendes Feedback geschätzt.

Das kann der 21-jährige Teamkollege Vermeulen, der erst seit einigen Jahren überhaupt Autorennen fährt, noch nicht so drauf haben. Auch wenn er von Max Verstappen gecoacht wird.

Sven Haidinger

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