"Sehen keine faire Chance": Sorgt BoP für nächste Porsche-Pleite in DTM?

Das DTM-Meisterteam Manthey EMA sieht sich nach dem Fehlstart in die Saison auch mit der Lausitzring-BoP nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz: Gibt es Änderung?

(Motorsport-Total.com) - Die Balance-of-Performance-Debatte in der DTM kommt nicht zur Ruhe: Nachdem sich das beim Saisonauftakt in Oschersleben völlig zahnlose Porsche-Meisterteam Manthey EMA ungerechnet behandelt fühlte, ist man auch mit der Einstufung vor dem zweiten Saison-Wochenende auf dem Lausitzring (TV-Zeiten, Livestream etc.) unglücklich.

Titel-Bild zur News: Thomas Preining

Bei Manthey EMA fühlt man sich aktuell durch die DTM-Einstufung gebremst Zoom

Wie schon in Oschersleben schreibt die für die Balance of Performance (BoP) zuständige SRO Motorsports Group beim 911 GT3 R erneut an der Vorderachse eine Mindestfahrhöhe von 101 Millimeter vor - das ist um fünf Millimeter höher als im Vorjahr.

Eine Vorgabe, von der Manthey EMA laut eigenen Angaben völlig unvorbereitet getroffen wurde und die man als Hauptursache für die schwache Leistung ausmachte. Aber wie reagiert das Meisterteam jetzt darauf, dass die Verantwortlichen nicht von ihrer Herangehensweise abweichen?

Manthey EMA nach BoP-Bekanntgabe "nicht optimistisch"

"Aufgrund der aktuellen Ergebnisse - sowohl in Oschersleben als auch in Spa - sind wir nicht optimistisch, dass die BoP in unserem Sinne ist", sagt der Manthey-EMA-Technikverantwortliche Patrick Arkenau im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

"Wir erhoffen uns keinen Vorteil, sondern nur, dass wir eine faire Chance haben, um die vorderen Plätze kämpfen zu können. Das sehen wir aktuell nicht."

In Oschersleben kam Thomas Preining als Highlight nicht über Platz zehn hinaus. Und mit der Anspielung auf Spa meint Arkenau den auch Prolog genannten offiziellen Test für den 24-Stunden-Klassiker auf der Ardennen-Strecke, der diese Woche am Dienstag und am Mittwoch stattfand. Denn auch da pochten die SRO-Verantwortlichen darauf, dass der Porsche an der Vorderachse mindestens 101 Millimeter Bodenabstand hat.

Warum der 24h-Spa-Prolog Manthey EMA Sorgen bereitet

In Spa mussten allerdings auch die meisten anderen Fahrzeuge mit einem größeren Bodenabstand als in der DTM eingesetzt werden. Dennoch sieht Arkenau das Testergebnis in Spa-Francorchamps als Anlass zur Sorge, weil sechs Mercedes-AMG-Boliden an der Spitze lagen, während der SSR-Porsche als bester Vertreter seiner Marke mit 1,098 Sekunden Rückstand auf Platz 14 landete.

Dabei sei der Mercedes-AMG GT3 im Vergleich zum Porsche schwächer eingestuft gewesen als in der DTM. "Da fehlt uns die Phantasie, wie das bei einer besseren Mercedes-BoP und der gleichen BoP für uns funktionieren soll", fragt sich Arkenau in Hinblick auf das bevorstehende DTM-Wochenende in der Lausitz.

Zeigt P2 für Preining bei DTM-Tests nicht das wahre Bild?

Auch die privaten DTM-Tests auf dem Lausitzring, bei denen Manthey-EMA-Pilot Thomas Preining trotz der 101 Millimeter Fahrhöhe an der Vorderachse mit einer persönlichen Bestmarke von 1:20.294 auf Platz zwei hinter Winward-Mercedes-Pilot Maro Engel (1:20.173) kam, machen Arkenau laut eigenen Angaben nicht gerade Hoffnung.

Denn das Team habe unterschiedliche Fahrhöhen verglichen und daher nichts zurückgehalten. "Man geht normal bei den Tests nicht mit allem ans Limit, aber das haben wir diesmal ganz bewusst gemacht, weil wir für uns verstehen mussten: Welchen Unterschied macht das? Und wo stehen wir wirklich, wenn wir voll am Limit sind? Daher denke ich, dass das am Papier schön aussieht, aber nicht das wahre Bild zeigt."

Zudem sei Jack Aitkens bei vergleichbaren Bedingungen gefahrene Pole-Zeit aus dem Vorjahr (1:19.937) um über drei Zehntel schneller gewesen. "Was wir fordern, ist auch gar nicht riesig", erklärt der Manthey-EMA-Technikchef, der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass die Verantwortlichen reagieren.

Wie die BoP im Vergleich zum Auftakt geändert wird

Nicht nur in Hinblick auf die Porsche-Fahrhöhe weicht die SRO Motorsports Group bei ihrer Einstufung der Fahrzeuge für den Lausitzring nur geringfügig von der Oschersleben-BoP ab: Abt darf beim Audi zehn Kilogramm ausladen, beim McLaren und beim Porsche kommen fünf Kilogramm Ballast dazu.

Und beim BMW, für den Oschersleben als besonders schwieriges Pflaster gilt, wird der Ladedruck in der Lausitz um 0,09 bar reduziert. Beide Strecken wurden von der SRO übrigens als Kategorie D eingestuft. Dennoch geht man bei der Erstellung auch bei gleicher Kategorie auf die Streckenunterschiede ein.

DTM-BoP Lausitzring 2024:
Audi: 1.300 kg/2 x 36 mm (Restriktor)
BMW: 1.295 kg/2,00 - 2,64 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.310 kg/1,78 - 2,50 bar (Ladedruck)
Lamborghini: 1.330 kg/1 x 51 mm (Restriktor)
McLaren: 1.290 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)
Mercedes: 1.315 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)
Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)

Audi: -10 kg
BMW: -0,09 bar Ladedruck
McLaren: +5 kg
Porsche: +5 kg

DTM-BoP Oschersleben 2024 (Rennen Sonntag):
Audi: 1.310 kg/2 x 36 mm (Restriktor)
BMW: 1.295 kg/2,00 - 2,73 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.310 kg/1,78 - 2,50 bar (Ladedruck)
Lamborghini: 1.330 kg/1 x 51 mm (Restriktor)
McLaren: 1.285 kg/ 1,10 - 1,78 bar (Ladedruck)
Mercedes: 1.315 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)
Porsche: 1.300 kg/2 x 38 mm (Restriktor)