Manthey EMA kommt DTM-Problem auf die Spur: Lag es am Bodenabstand?

Warum das "Grello"-Team nach dem katastrophalen DTM-Auftakt die BoP-Vorgaben bei der Fahrhöhe im Visier hat und man weitere Nachteile befürchtet

(Motorsport-Total.com) - Nach dem katastrophalen DTM-Saisonauftakt für Titelverteidiger Thomas Preining ("Sind extrem abgeschlagen Letzter") in Oschersleben hat sein Porsche-Team Manthey EMA nun eine heiße Spur, worauf die Schwäche bei beiden Fahrzeugen zurückzuführen ist: Das erste Mal überhaupt in der DTM musste der Porsche 911 GT3 R an der Vorderachse mit einem minimalen Bodenabstand von 101 Millimeter eingesetzt werden.

Titel-Bild zur News: Thomas Preining

Zumindest in der DTM musste der Porsche vorn nie so hoch fahren wie beim Auftakt Zoom

Das sah die Balance of Performance (BoP) der SRO Motorsports Group, die eine Woche vor dem Event bekanntgegeben wurde, so vor. "Fakt ist, dass es eine große Änderung vor dem Rennwochenende im Vergleich zum Test gab - und zwar die vordere Fahrhöhe, die sich um fünf Millimeter geändert hat", erklärt der technische Leiter Patrick Arkenau im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

"Das war das erste Mal, dass es so eine signifikante Parameteränderungen in der BoP gab", stellt er klar. "Wegen des bekannten Testverbots konnten wir das nicht testen - und kannten den Effekt nicht. Und wir können ihn auch bis heute nicht klar beziffern."

"Das hat einen Effekt auf das ganze Fahrzeug"

Durch die 2024 eingeführte Testbeschränkung hat jeder Fahrer bis zum DTM-Saisonfinale fünf Testtage. Die beiden Manthey-EMA-Piloten Preining und Ayhancan Güven testeten im Rahmen der limitierten Testtage am Dienstag (16. April) in Oschersleben laut Angaben des Teams noch mit der üblichen Fahrhöhe von 96 Millimeter an der Vorderachse, ehe drei Tage später die BoP bekannt wurde.

Die Änderung von fünf Millimetern klingt nach wenig, ist es aber nicht. "Das hat einen Effekt auf das ganze Fahrzeug", betont Arkenau. Und verweist auf die "Aerobalance".

"Das muss man kompensieren - und auch hinten um den Faktor von zwei Millimetern höher gehen", erklärt er, dass das "Grello"-Team durch die Änderungen an der Vorderachse auch gezwungen war, das Auto an der Hinterachse über dem Minimalwert einzustellen. "Das heißt, der Fahrhöhen-Effekt verdoppelt sich an der Hinterachse. Dadurch hat man auch den doppelten kinematischen Effekt."

Neben dem höheren Luftwiderstand und einem Nachteil auf der Bremse habe das Auto dadurch auch einen höheren Schwerpunkt, was in den Kurven ein Nachteil ist.

Preining im Qualifying langsamer als beim Test

Auffällig ist, dass Preinings Test-Bestzeit mit der vertrauten Fahrhöhe eine 1:22.247 war, was im Klassement aller vier Testtage für Platz vier reichte. In den zwei Qualifyings war die beste Porsche-Runde eine 1:22.291, mit der Preining am Samstag auf Startplatz 16 stand - bei 20 Boliden. Dazu kommt, dass die Pole-Zeit am Samstag um fast sieben Zehntel schneller war als die absolute Test-Bestzeit.


Fotos: DTM 2024: Saisonauftakt in Oschersleben


"Tommy war schon sehr überrascht, als ihm nach dem Qualifying gesagt wurde, wo er startet", erzählt Arkenau. "Das war für ihn eine ganz klare Top-5-Platzierung. Für eine Pole hätte es relativ sicher nicht gereicht, das war ihm auch bewusst. Aber da war kein Schnitzer drin, der ihn groß Zeit gekostet hat."

"Dann habe ich beim nächsten Rennen einen Nachteil"

Ein weiteres Indiz sei die Tatsache, dass die BoP-Änderung von Samstag auf Sonntag, als der Porsche zunächst um 15 und dann nach dem Qualifying um weitere zehn Kilogramm leichter wurde, keinen nennenswerten Effekt hatte. "Das Bild hat sich nicht richtig gedreht, der Schritt war nicht da", sagt Arkenau. "Das heißt: Irgendwo ist was drin, was das Bild massiv verzerrt. Ein Effekt, den wir alle nicht verstanden haben. Für uns ist die einzige Indikation, die wir aktuell haben, die vordere Fahrhöhe."

Hundertprozentige Gewissheit habe man aktuell nicht, da sich das Problem auch über Simulation schwer abbilden lasse. "Wir haben angefangen, das ganze zu analysieren - und sind auch noch in der Analyse", erklärt der technische Leiter. "Wir schließen auch nicht aus, dass es einen Fehler auf unserer Seite gibt. Aktuell haben wir dafür aber keine Indikationen", stellt er klar.

Um sicherzugehen, wie sich die geänderte Fahrhöhe wirklich auswirke, müsste man einen Vergleichstest machen, erklärt Arkenau. Dafür würde man aber wertvolle Testzeit im Rahmen der Testbeschränkung herschenken. "Wenn ich dadurch einen halben Testtag verliere, dann habe ich beim nächsten Rennen wieder einen Nachteil gegen die anderen", weiß er.