• 07.04.2010 10:36

  • von Pit Lane

Welcome back, David!

Kolumnist Pit Lane macht sich Gedanken über den DTM-Einstieg von David Coulthard und darüber, warum die DTM Ex-Formel-1-Stars eben doch braucht

Titel-Bild zur News: Pit Lane

Cool Stuff: Also ich finde den Wechsel von "DC" in die DTM durchaus positiv!

Liebe Freunde spektakulärer Neuzugänge,

er zieht es also wirklich durch - David Coulthard kommt in die DTM. Ich muss sagen: Das finde ich echt cool! Ich kenne "DC" schon sehr lange aus der Formel 1 und er ist ein Typ, den ich wirklich mag. Okay, zu seinen McLaren-Zeiten war er noch ein bisschen steif und für meinen Geschmack ein bisschen zu glatt. Aber das hat sich geändert, als er zu Red Bull gewechselt ist - nicht nur, weil er sich da am Sonntagabend vor dem Motorhome schon mal ein Bier gegönnt hat! Er schien ja plötzlich ein neuer Mensch zu sein, eben der lässige "DC", den wir heute kennen.

Inzwischen ist sein Bart zwar grau und David hat erkannt, dass die Formel 1 für sein Alter von 39 Jahren nichts mehr ist (andere fahren da zwar auch mit 41 noch, aber das ist ein anderes Thema...). Aber ich kann verstehen, dass er das Racing und den Kick vermisst hat. Und warum soll er sich nicht in der DTM versuchen?#w1#

DTM braucht schillernde Figuren

Gratulieren muss man auch Mercedes zu einem weiteren brillanten Marketingschachzug. Erst kauft man Brawn, sorgt in der Formel 1 für das Comeback der Silberpfeile aus Stuttgart und holt als Bonbon obendrauf auch noch Michael Schumacher ins Cockpit. Und jetzt sorgt man in der DTM mit einem weiteren spektakulären Neuzugang für Schlagzeilen. Nachdem das Thema Ralf Schumacher im inzwischen dritten Jahr allmählich etwas ausgelutscht ist, hat man nun David, der das mediale Interesse auf sich zieht.

Ich weiß, nicht jeder denkt so, aber ich sage: Die DTM braucht eben doch ehemalige Formel-1-Stars. Warum? Wir Motorsport-Puristen müssen mal über unseren Tellerrand hinausschauen. Vielen der eingefleischten DTM-Fans ist es natürlich herzlich egal, ob ein grauhaariger Altstar aus der Königsklasse im Tourenwagen versucht, seinen zweiten Frühling zu erleben und dabei irgendwo im Mittelfeld herumkurvt. Diese Fans begeistern sich für den Sport als solches und haben andere Idole, Champions wie Bernd Schneider, Timo Scheider, Gary Paffett oder Mattias Ekström.

Mika Häkkinen und David Coulthard

Ehemalige Formel-1-Teamkollegen: Erst wechselte Mika in die DTM, jetzt David Zoom

Aber kennt die jemand außerhalb unseres Tellerrands? Nope. Ich habe mal das Experiment gemacht und diese Namen in der Kneipe fallen lassen. Die Reaktion war zu erwarten: Otto Normalverbraucher konnte damit nichts anfangen. Aber David Coulthard? Klar, denn kennt man. Wo fährt der jetzt? DTM? Ist ja interessant, muss man sich doch tatsächlich mal anschauen.

Das gleiche Phänomen haben wir ja in der Rallye-WM erlebt, die plötzlich ganz neue Zielgruppen erreicht, nur weil Kimi Räikkönen mitfährt. Auch das mediale Interesse an der WRC ist dank Kimi kometenhaft angestiegen - allerdings werden wahre Stars wie der sechsmalige Weltmeister Sébastien Loeb dabei leider immer noch nur am Rande erwähnt.

Mercedes: Echte Marketingprofis!

Sorry für den kleinen Exkurs, zurück zur DTM und zu David. Auch das war aus Marketingsicht ein Glanzstück. Er hat Mercedes in den vergangenen Wochen international Schlagzeilen - und damit Werbung - beschert. Es war schon interessant zu beobachten: Audi schickt im Vorfeld des Saisonstarts unermüdlich Pressetexte raus, aber hat man die außerhalb der einschlägigen Fachmedien irgendwo gelesen? Nope. Schreibt ein großes wöchentliches Nachrichtenmagazin etwas über die Saisonvorbereitungen des zweimaligen DTM-Champions? Nope.

¿pbvin|1|2475||0|1pb¿Aus Stuttgart dagegen herrschte, wie immer vor dem Saisonstart, weitgehend Schweigen. Und trotzdem war überall, von Boulevard über Hochglanz bis seriöse Tageszeitung, etwas über das DTM-Engagement von Mercedes zu lesen. Die Spekulationen um einen möglichen Einstieg von David sorgten für Schlagzeilen, auch ohne dass die Mercedes-Presseabteilung selbst dazu groß etwas kommunizieren musste.

Auch wenn es für PS-Puristen nichts mit dem eigentlichen Sport zu tun hat: Mit großen Namen erreicht man die Masse und bleibt im Gespräch. Und um ehrlich zu sein: Nichts anderes zählt für einen Hersteller, der letzten Endes vor allem Autos verkaufen will.

Die DTM ihrerseits kann davon profitieren, weil ein Altstar, den auch weniger eingefleischte Enthusiasten kennen, vielleicht neue Zuschauer an die Strecke lockt. Denn im DTM-Fahrerlager kann man so einen Piloten, der jahrelang Teil der fast schon unwirklichen und unerreichbaren Glitzer- und Glamourwelt Formel 1 war, plötzlich ganz aus der Nähe erleben, mit ihm reden und sogar ein gemeinsames Foto schießen. Diese Chance lassen sich sicher einige nicht entgehen und kaufen sich ihr Paddockticket für die DTM.

Ein Benefit für die DTM insgesamt

Jetzt also ist es an David, für Mercedes die Werbetrommel zu rühren und für die DTM neue Zuschauer zu gewinnen. Und in seinem Fall gibt es sogar einige eingefleischte "Altfans", die sich ehrlich auf den Neuzugang freuen und gespannt sind, wie er sich schlagen wird. Was ich denke, wie erfolgreich er in der DTM Auto fahren wird? Ganz ehrlich ist das am Anfang doch völlig egal. Okay, beim ITR-Test in Valencia war er schon mal nicht schlecht unterwegs. Aber er macht das schon clever und sagt selbst, dass er noch keine großen Erwartungen hat.

Unter uns: David will einfach noch mal am Steuer Spaß haben. Ob er da jetzt im Jahreswagen für Sensationsergebnisse sorgt oder nicht, ist auch für ihn erst einmal zweitrangig. Hauptsache, er spürt wieder, wie es das Adrenalin durch seine Adern pumpt! Der Ehrgeiz, nach vorne zu kommen, wird sich dann auch noch einstellen.

David Coulthard

MIt seinem grauen Bärtchen passt David perfekt zum Mercedes-Silber... Zoom

Er weiß ja auch, dass die DTM etwas ganz anderes ist als die Formel 1. Er sagt selbst, dass er nicht so arrogant sei zu glauben, dass die 13 Grand-Prix-Siege auf seinem Konto ihm helfen, in der DTM auch zu gewinnen. Er hat ja auch schon oft genug miterlebt, wie sich seine Ex-Kollegen (Häkkinen, Frentzen, Alesi, Schumacher und Co.) im Tourenwagen abgemüht haben. Schon alleine das Bremsen und Beschleunigen eines tonnenschweren Fahrzeugs, das wesentlich weniger Power hat als ein Formel 1, ist gewöhnungsbedürftig.

Aber das wird David schon noch lernen. Und wenn nicht, dann hat er jetzt eben noch ein Jahr lang Spaß, bevor er seinen Rennhelm wieder an den Nagel hängt. Ich freue mich jedenfalls schon drauf, David wieder im Cockpit zu sehen. Und wenn er seine Red-Bull-Lockerheit behält, dann könnte das eine richtige Fun-Saison mit ihm werden...

C'est la vie!


Pit Lane