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  • 22.03.2010 16:44

  • von Pit Lane

Drei Wertungen, zwei Punktesysteme, eine WTCC!

Kolumnist Pit Lane beschäftigt sich mit dem Wertungschaos in der WTCC und hinterfragt, was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben

Titel-Bild zur News: Pit Lane

Mal ehrlich, bei so viel Wertungschaos blicke auch ich nicht mehr ganz durch!

Liebe Freunde der Verwirrung,

es ist mal wieder soweit: Eine neue Rennsaison hat begonnen und die Verantwortlichen haben sich einmal mehr selbst ein Ei gelegt - klar ist nach dem ersten Wochenende der WTCC nämlich nur, dass vieles noch sehr unklar ist. Zum Beispiel die neue Punkteregelung der Tourenwagen-WM, die genaue Einstufung der Dieselprivatiers oder die neue Rookie-Meisterschaft, die noch dazu das alte Zählersystem verwendet. Oh Dear, was ist denn da schon wieder passiert?

Angefangen hat wohl alles damit, dass im Dezember 2009 ein paar Gentlemen eine Idee hatten, wie sie die Formel-1-WM spannender gestalten könnten. Wenige Tage später hatte die Königsklasse auch schon ihr neues Punkteschema, wonach der Sieger künftig 25 Zähler einstreicht und zehn Piloten belohnt werden. Dass die restlichen FIA-Weltmeisterschaften da nachziehen mussten, ist ja noch halbwegs verständlich.#w1#

Angepasst an die Formel 1

So dauerte es also nicht lange, bist auch die WTCC verkündete, künftig nach dem neuen Punktesystem zu fahren. Dann die große Überraschung: Kaum waren die beiden Sprintrennen von Curitiba absolviert, schon griff das Chaos wieder um sich. Die Gesamtwertung hielt sich brav an die neuen Punkteregeln, aber die Independents-Trophy und die Rookie-Challenge (Was ist das denn?) werden noch immer nach dem alten System gerechnet.

Something's fucking wrong, muss der unabhängige Beobachter da einfach feststellen, denn da blickt doch bald keiner mehr durch. Drei getrennte Wertungen, zwei Punktesysteme und eine große Frage: Wie kommt man bloß darauf, eine an sich überaus publikumsfreundliche Rennserie so von ihren Fans zu entfernen? Denn mal ehrlich: Wer will sich schon ständig mit drei Gesamtwertungen und zwei Punktevarianten auseinandersetzen? Ich jedenfalls nicht!

¿pbvin|64|2535||0|1pb¿Die Sache ist die: Die ganze Geschichte war wieder einmal eine kurzfristige Änderung am Reglement, was in den vergangenen Jahren ja schon des Öfteren vorgekommen ist. Diesmal haben es die Organisatoren besonders spannend gemacht: Die genauen Regeln standen erst einen Tag vor dem offiziellen Trainingsbeginn in Brasilien fest. Dann war nämlich erst klar, wie es um die diversen Privatiers mit Dieselauto bestellt ist.

Da haben wir also den Salat: SEAT ist offiziell raus aus der Tourenwagen-WM, aber 2010 stehen mehr TDI-Fahrzeuge am Start als je zuvor - und Werkspiloten gibt es bei SEAT nicht mehr. Sind die Dieselpiloten nun also Privatfahrer oder sind sie es nicht? Das wussten die Beteiligten bis wenige Stunden vor ihrem diesjährigen Streckendebüt nicht mal selbst. Die SEAT-Neueinsteiger sprachen nämlich allesamt davon, die Independents-Trophy gewinnen zu wollen.

Diesel bei den Independents? No way!

Dem schoben die Serienorganisatoren nun aber doch einen Riegel vor, denn einst hat man sich mit den Privatiers auf einen Grundsatz geeinigt: "Diesel in der Independents-Trophy? No way!" Daran hat man sich nun quasi in letzter Sekunde doch gehalten. Wer also ein privat eingesetztes Dieselauto fährt, der muss in der WM-Gesamtwertung antreten. Damit wollten und konnten die Verantwortlichen es aber nicht bewenden lassen.

Weil die TDI-Fahrzeuge nicht in der Trophy fahren dürfen, sind dort zu wenige Teilnehmer unterwegs, um das neue Punkteschema zu rechtfertigen - zehn punkteberechtigte Autos bringt die WTCC derzeit halt nicht zusammen. Das Ergebnis: Die Independents-Trophy fährt weiterhin nach dem 10-8-6-5-4-3-2-1-System (und hat selbst dabei noch Punkteplätze frei). Und als Bonus gibt's noch eine weitere Gesamtwertung obendrauf - für die Neulinge in der Tourenwagen-WM.

Yvan Muller

Am spannenden Sport liegt es nicht, wenn die Fans ihre TV-Geräte abschalten Zoom

Hier kann Zähler sammeln, wer seine erste komplette WTCC-Saison bestreitet, wobei der Treibstoff diesbezüglich auf einmal keine Rolle mehr spielt. Und was ist das Ende vom Lied? Ein Fahrer taucht in mehreren Ranglisten auf, die unterschiedliche Punktesysteme verwenden und am Ende irgendeinen Titel ausloben. Macht das für euch Sinn? Eben. Und jetzt denkt mal an die Fans, die real Cars, real Racing sehen wollen, aber keinen Zahlenwirrwarr.

Ein Gutes hat die Sache wenigstens: Ab 2011 hat dieses Theater ein Ende, denn dann kommt der 1,6-Liter-Turbo für alle. Der Dieselmotor ist dann endgültig Geschichte - und damit hoffentlich auch die Probleme der Tourenwagen-WM. Denn sind wir doch mal ehrlich: Verträgt eine Meisterschaft mit gerade einmal 20 Rennautos wirklich zwei unterschiedliche Motorenkonzepte? Das neue Motorenreglement ist die passende Antwort darauf!

Aber was soll's, c'est la vie!


Pit Lane