• 19.04.2010 14:14

  • von Stefan Ziegler & Britta Weddige

Ullrich: "Man setzt sich immer das höchste Ziel"

Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich über die Ziele in der neuen DTM-Saison, das Fahreraufgebot von Audi und die technischen Rahmenbedingungen 2010

(Motorsport-Total.com) - Die Präsentation in Wiesbaden war nur das Vorprogramm: Am Wochenende startet die DTM endlich in ihre neue Rennsaison. Einmal mehr nimmt nehmen die Audi-Piloten dabei die Rolle der Gejagten ein, konnte die Mannschaft von Sportchef Wolfgang Ullrich doch im vergangenen Jahr erneut beide Titel einfahren. Für die bevorstehende Saison bleiben die Zielsetzungen daher unverändert.

Titel-Bild zur News: Wolfgang Ullrich (Audi Sportchef)

Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich ist schon sehr gespannt auf die neue DTM-Saison

"Im Motorsport setzt man sich immer das höchste Ziel", erläutert Ullrich bei der Präsentation des Starterfeldes der DTM in Wiesbaden. Man wolle auch in diesem Jahr wieder um den Sieg kämpfen. "Ich weiß aber, dass wir die stärkste Konkurrenz haben, die man sich vorstellen kann. Und unsere Rivalen werden natürlich alles dafür tun, dass uns unser Vorhaben nicht gelingt", meint Ullrich.#w1#

Scheider auch 2010 als Audi-Speerspitze

Der Gegenwind aus dem Mercedes-Lager sei aber zugleich als Ansporn zu verstehen, erläutert das Oberhaupt von Audi. "Das ist eine weitere Motivation, alles zu versuchen, es vielleicht doch noch einmal hinzubringen", so Ullrich. "Aber das liegt natürlich an allen, an der gesamten Mannschaft. Für unsere Zuschauer ist das klasse, weil die Leute natürlich genau diese Zweikämpfe sehen wollen."

"Timo ist einer, der ganz einfach Spaß an dem hat, was er tut. Und das merkt man." Wolfgang Ullrich

Eine wichtige Rolle spielt dabei naturgemäß Timo Scheider, der in den vergangenen beiden Jahren jeweils den Fahrertitel abstauben konnte. Ullrich hat keinerlei Zweifel daran, dass der Deutsche auch 2010 zu den Topfavoriten zählt: "Timo ist immer gut drauf", sagt der Audi-Sportchef und fügt hinzu: "Timo ist auch einer, der ganz einfach Spaß an dem hat, was er tut. Und das merkt man auch."


Fotos: DTM-Präsentation in Wiesbaden


Nichtsdestotrotz bringe ein Meistertitel viele Verpflichtungen mit sich, die man als Rennfahrer erst einmal bewältigen müsse, so Ullrich weiter. Scheider sei im Winter "ordentlich gefordert" worden. "Ich glaube also nicht, dass er Zeit hatte, um auf blöde Ideen zu kommen", witzelt Ullrich. "Timo ist voll motiviert, jetzt wieder fest Gas zu geben." Nichts anderes hat auch Oliver Jarvis im Sinn.

Jarvis und Molina dürfen sich beweisen

Der britische Audi-Pilot wurde in der Winterpause in einen Neuwagen befördert und erhält nun die große Chance, sich an der Spitze des Feldes zu beweisen. Ullrich begründet diese Entscheidung: "Oliver hat in der vergangenen Saison gezeigt, wie stark er ist. Ich bin davon überzeugt, dass es der Richtige war, der aufgestiegen ist. Das haben wir auch jetzt bei den ersten Tests schon gesehen."

"Miguel ist einer, der unser Team schon sehr bereichert, seitdem er dabei ist." Wolfgang Ullrich

"Das heißt nicht, dass die anderen nicht tolle Rennfahrer sind - und das möchte ich unbedingt herausstreichen", so der Audi-Sportchef. Letztendlich könne aber eben nur einer aus dem Audi-Kader den einen freien Platz einnehmen. Vollkommen neu in der Rennserie ist indes Miguel Molina. Der Spanier steigt 2010 in die DTM ein und macht der Audi-Mannschaft schon jetzt sehr viel Freude.

"Miguel ist einer, der unser Team schon sehr bereichert, seitdem er dabei ist. Er ist uns schon vor zweieinhalb Jahren erstmals aufgefallen. Er war damals wirklich noch sehr jung und wir dachten, er würde vielleicht im Formelsport den Weg ganz nach oben gehen", sagt Ullrich. Aus verschiedenen Gründen habe das aber nicht geklappt, weshalb man Molina nun in der DTM begrüßen dürfe.

Eine Winterpause gibt es nicht...

"Ich bin sehr froh, dass wir ihn jetzt in der Mannschaft haben. Erst einmal, weil er es ist und zweitens, weil wir jetzt einen Spanier dabei haben", erklärt Ullrich am Rande der Präsentation in Wiesbaden. "Spanien ist ja auch eines der Länder, in denen wir in den vergangenen Jahren immer mit der DTM zu Gast waren", so Ullrich - in dieser Saison steht erstmals ein Rennen in Valencia auf dem Programm.

"Wir hatten natürlich keinen wirklich ruhigen Winter, denn so etwas gibt es im Motorsport nicht." Wolfgang Ullrich

Zusätzlich zu den bereits arrivierten Veranstaltungen des DTM-Kalenders müssen die Protagonisten in diesem Jahr also eine neue Rennstrecke bewältigen - in der Winterpause kamen die Teams aber auch aus anderen Gründen kaum zur Ruhe. "Wir hatten natürlich keinen wirklich ruhigen Winter, denn so etwas gibt es im Motorsport nicht", bestätigt Ullrich. Immerhin: Die Entwicklung fiel zumeist flach.


Fotos: DTM-Empfang bei Henkell


Die in der DTM engagierten Hersteller hatten sich vor der neuen Saison darauf geeinigt, die Kosten niedrig zu halten und die Entwicklung der Fahrzeuge größtenteils einzufrieren. Vollkommen untätig ist man in der DTM aber nie, wie Ullrich erläutert: "Wir hatten bewusst eingefroren, aber es gibt natürlich die Möglichkeit, die Kombinationen verschiedener homologierter Teile zueinander zu erproben."

Größere Chancen für die Jahreswagen?

"Dazu hatte man im Winter natürlich ein bisschen Zeit. Aber selbst hier haben wir uns gemeinsam darauf verständigt, einfach weniger zu testen, um insgesamt die Kosten nach unten zu kriegen und das hat auch sehr gut funktioniert", findet der Audi-Sportchef. Wenn also eine umfangreiche Entwicklung ausbleibt, was ist dann in der neuen Saison das Zünglein an der Titelwaage?

"Ich denke, dass wir eine sehr, sehr spannende Saison vor uns haben." Wolfgang Ullrich

Ullrich verweist auf die Abstimmung der Rennautos und die Ausnutzung der Standardreifen: "Man kennt aus dem vergangenen Jahr in etwa das Potenzial der Basisfahrzeuge und daher wird sicherlich in diesem Jahr das Feintuning das sein, was das Quäntchen ausmacht. Ich denke, dass wir eine sehr, sehr spannende Saison vor uns haben", so das Oberhaupt der Titelverteidiger von Audi.

"Wir haben uns bemüht, die Vorjahresautos noch einmal ein bisschen näher an die aktuelleren Fahrzeuge heranzubringen. 2009 hat man gesehen, dass man mit einem Vorjahresfahrzeug auf das Podium fahren kann. Das sollte 2010 ganz sicher möglich sein", so Ullrich. "Vielleicht sehen wir auch das eine oder andere Mal einen Jahreswagen ganz oben - dadurch wird die Serie nur noch spannender."