• 22.03.2009 12:38

  • von Britta Weddige

Tomczyk: "Samstag und Sonntag werden noch stressiger"

Exklusiv-Interview mit Martin Tomczyk Teil 2: Der Bayer über den komprimierten Zeitplan der DTM, Sparmaßnahmen und Spekulationen um seine Person

(Motorsport-Total.com) - Martin Tomczyk geht 2009 in seine neunte Saison als Audi-Pilot in der DTM. In diesem Jahr muss er sich noch einen Monat länger gedulden als bisher. Im ersten Teil des Exklusiv-Interviews mit 'Motorsport-Total.com' sprach der Bayer über das Kribbeln vor dem Saisonstart, seine Taktik, die Wartezeit zu verkürzen und seinen neuen Rennwagen. Im heutigen zweiten Teil äußert er sich zu den Spekulationen um seine Zukunft bei Audi, sein neues "Heimrennen" in Dijon, die Arbeit mit einem strafferen Zeitplan und die Sparmaßnahmen im Motorsport.

Titel-Bild zur News: Martin Tomczyk, Hockenheim, Hockenheimring Baden

Martin Tomczyk rechnet sich für die neue DTM-Saison gute Chancen aus

Frage: "Im Winter kamen in den Medien Spekulationen auf, dass bisherige Audi-Neuwagenfahrer möglicherweise in den Jahreswagen zurückgestuft werden, um bisherigen Jahreswagenfahrern ein aktuelles Cockpit zu geben. Dabei wurde auch dein Name genannt. Ärgert einen das oder denkt man sich: 'Sollen sie spekulieren, ich weiß es eh besser'?"
Tomczyk: "Genau, vor allem, dass ich es besser weiß. Es gab Spekulationen von Journalisten und die Journalisten, die das geschrieben haben, kenne ich recht gut und ich weiß auch, was sie in der Saison immer schreiben. Von daher war das für mich eher etwas zum Schmunzeln. Aber so etwas lesen natürlich viele Nicht-Insider und Nicht-DTM-Kenner und beurteilen das dann auch selbst. Da ist es natürlich etwas ungeschickt , wenn nicht wirklich die Fakten zu Grunde liegen, die stimmen."#w1#

Frage: "Fakt ist 2009, dass es ein Rennen weniger gibt, bei dem man punkten kann. Werden die einzelnen Rennen dadurch noch wichtiger?"
Tomczyk: "Klar, wenn ein Rennen wegfällt hat man einmal weniger die Chance, Punkte zu bekommen. Aber ich glaube, dass die einzelnen Rennen genauso wichtig sind wie im vergangenen Jahr. Wenn ich im vergangenen Jahr nach zehn Rennen mit neun Punkten geführt hätte, dann wäre ich dieses Jahr schon Meister gewesen, 2008 wäre ich es vielleicht nicht gewesen. Es ist immer Ansichtssache. Für den einen ist es ein Vorteil, für den anderen ein Nachteil. Das stellt sich aber erst in der Saison heraus."

"Man muss das ohnehin anstrengende Arbeiten noch ein bisschen verstärken, um das Auto auf den Punkt hinzubekommen." Martin Tomczyk

Frage: "Neu ist in dieser Saison Dijon im Kalender. Warst du dort schon einmal?"
Tomczyk: "Ich war dort schon einmal, damals hatten wir einen Endurance-Run für das 24-Stunden-TT-Fahrzeug, das war 2002 oder 2003. Ich bin also auf der Strecke schon gefahren. Ich weiß auch, dass dort früher der Schweizer Grand Prix ausgetragen wurde, es ist also sozusagen die Heimstrecke der Schweiz. Da musste ich mich natürlich informieren, weil ich jetzt in die Schweiz gezogen bin und dort lebe. Und ich weiß, dass ich dort nur zwei Stunden hinfahre. Das sind also alles gute Aspekte."

Frage: "Derzeit ist auch im Gespräch, den Zeitplan der Rennwochenenden zu straffen, um Kosten zu sparen. Wie würde sich das auf den Arbeitsablauf auswirken, wenn es zum Beispiel weniger Training gibt?"
Tomczyk: "Wie der genaue Zeitplan sein wird, weiß ich auch noch nicht, aber es sieht schon so aus, als ob alles sehr komprimiert wird und dass die Trainings nicht mehr so ausgiebig sein werden. Damit muss man das ohnehin anstrengende Arbeiten noch ein bisschen verstärken, um das Auto auf den Punkt hinzubekommen. Wenn man nur ein Freies Training hat, muss man den richtigen Passus für das Auto finden, damit es für das Rennen und das Qualifying gut ist. Da gehört natürlich perfekte Vorbereitung dazu. Ich muss, wenn ich auf die Strecke gehe, nur die Sachen ausprobieren, von denen ich überzeugt bin, dass sie funktionieren. Für den einen ist das ein Vorteil, für den anderen ein Nachteil, je nachdem wie schnell man sich mit dem Auto auf die Streckenbedingungen einschießen kann. Aber im Endeffekt ist es für jeden gleich. Von daher wird es deshalb wohl keine große Kräfteverschiebung geben."

Sparmaßnahmen müssen sein

Frage: "Ist es auch für einen Fahrer schwierig, sich an einen neuen Rhythmus zu gewöhnen? Schließlich hat man jahrelange Routine und ist an den Zeitplan gewöhnt, daran, wann man am Freitag, Samstag und Sonntag auf die Strecke geht."
Tomczyk: "Die grundlegenden Sachen sind ja immer noch gleich. Aber trotzdem: Es ist alles komprimiert worden. Ich kann es jetzt noch nicht sagen, aber ich nehme an, dass Samstag und Sonntag noch ein bisschen stressiger werden. Von daher wird man sich sicher ein bisschen daran gewöhnen müssen, aber ich denke, dass es nach zwei, drei Rennen dann auch schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. Was im Endeffekt zählt, ist schnell Auto zu fahren."

"Klar ist, dass wir angesichts der wirtschaftlichen Lage grundsätzlich Kosten sparen müssen." Martin Tomczyk

Frage: "Kosten müssen gespart werden, durch solche Maßnahmen. Die Finanzkrise ist derzeit ein großes Thema - auch im Motorsport. Bereitet dir die Krise persönlich Sorgen?"
Tomczyk: "Ich habe mich noch nicht so intensiv um das Thema gekümmert. Klar ist, dass wir angesichts der wirtschaftlichen Lage grundsätzlich Kosten sparen müssen. Wenn die Maßnahmen dann zu dem Ergebnis führen, das man sich vorgenommen hat und der Sport nicht darunter leidet dann ist das gut."

Frage: "Zwei Monate noch bis zum Saisonstart - was machst du bis dahin?"
Tomczyk: "Wir haben jetzt dann zweimal die offiziellen ITR-Tests, einmal in Dijon und einmal in Hockenheim. Von daher ist der Zeitplan im April schon sehr eng gesteckt. Dazu kommt die Präsentation in Düsseldorf. Von daher wird die Zeit bis zum Saisonstart sehr schnell vergehen.."

Frage: "Und das Ziel für 2009 ist, das nachzuholen, was 2008 schon das Ziel war, aber nicht geklappt hat - der Titelgewinn?"
Tomczyk: "Oh ja, auf alle Fälle. Und zwar vom ersten Rennen an."