Stolz mit Undercut von P6 auf P3: Hätte Thomas Preining gewinnen können?

HRT-Mercedes-Pilot Luca Stolz mischte durch seinen Undercut fast das Duell um den Sieg auf und überholte Thomas Preining: Wieso dieser die Taktik nicht nutzen konnte

(Motorsport-Total.com) - Luca Stolz gelang beim DTM-Sonntagsrennen auf dem Lausitzring (hier geht's zum Rennbericht) eine taktische Meisterleistung: Der nach dem Start sechstplatzierte HRT-Mercedes-Pilot stoppte in der 15. Runde sofort, als das Boxenstopp-Fenster aufging, und überholte sechs Runden später Thomas Preining, der seinen Stopp gerade gemeinsam mit den Führenden Mirko Bortolotti und Ricardo Feller absolviert hatte.

Titel-Bild zur News: Mirko Bortolotti

Stolz jagt das Führungsduo Bortolotti und Feller, aber auch Preining ist nicht weit weg Zoom

"Wir waren auf dem heißeren Reifen, und ich bin einfach an ihm vorbeigefahren", erklärt Stolz, dass Preining mit kalten Pneus keine Chance hatte. "Wir hatten bereits gestern gesehen, dass die Pace nach dem Stopp ermutigend ist, weshalb wir uns wieder zum Undercut entschlossen", so der HRT-Mercedes-Pilot, der auch von der Lamborghini-Kollision profitierte.

Aber hätte Preining mit der selben Strategie vielleicht sogar gewinnen können? Denn der Österreicher hatte unmittelbar vor Stolz' Stopp eine Sekunde Vorsprung auf den Mercedes-AMG GT3 - und Stolz trieb später die beiden Führenden vor sich her und lauerte auf seine Siegchance.

Top-5-Reifenregel wäre Preining in die Quere gekommen

Preining, der durch Platz vier seine DTM-Führung an Bortolotti verlor, hält dies für unrealistisch, obwohl er sich über den Boxenfunk über den zu späten Stopp beschwert hatte. "Das war meine Meinung während des Rennens, aber wir hätten die Position so oder so verloren", sagt der Manthey-EMA-Pilot nach dem Rennen im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Grund dafür ist auch die Top-5-Regel, denn die besten fünf Fahrer in der Startaufstellung müssen diese Saison im Rennen mit den Reifen aus dem Qualifying an den Start gehen. Stolz, der in der Startaufstellung auf Platz sechs stand, hatte also freie Wahl, während Preining vom fünften Startplatz mit dem Qualifying-Satz losfahren musste.

Da die Teams nur drei Reifensätze an den Renntagen zur Verfügung hatten, startete der Mercedes-Werksfahrer mit dem älteren Reifensatz aus dem Samstagsrennen und wechselte früh auf den frischeren Satz aus dem Sonntags-Qualifying. Das erklärt auch sein starkes Tempo: Stolz fuhr mit 1:21.174 vier Runden nach dem Stopp die schnellste Runde des Rennens.

Preining: "Wussten, dass der Mercedes zu schnell ist"

Preining kam nach dem Stopp gerade mal auf 1:21.768. "Wir haben aber gewusst, dass wir gegen den Mercedes sowieso nicht wirklich eine Chance haben", erklärt der Österreicher. "Der war einfach zu schnell. Und wenn wir dann in einem wirklichen Zweikampf gegen den fahren, ist das eine Herkulesaufgabe für mich. Entweder den hinter mir zu halten oder vorbeizufahren, weil bis zum Ende der Geraden der Unterschied sehr groß ist."

Eine Anspielung darauf, dass Preining mit dem Porsche 911 GT3 R auf dem Lausitzring auch auf den Geraden nicht wirklich mithalten konnte. Das belegen auch die Topspeed-Daten, die zeigen, dass Stolz in der Regel um rund zwei km/h schneller war als Preining, auch wenn es durch den Windschatten immer wieder Abweichungen gibt.


DTM Lausitzring 2023: Heißer Fight um den Sieg

Im heißen Sonntagsrennen lieferten sich Mirko Bortolotti und Ricardo Feller einen packendes Führungsduell bis zur Ziellinie. Weitere DTM-Videos

"Dann geht es nur mit Harakiri-Aktionen - und das wäre sicher nicht intelligent gewesen", denkt Preining an die Meisterschaft. Ob er also durch die Reifen-Regel im Nachteil war? "Ja, aber die Situation ist auch für Bortolotti oder Feller gleich - und denen hat das nicht wehgetan", sagt er. "Daher glaube ich, dass wir das richtige gemacht haben", sieht Preining den späten Stopp nachträglich nicht als Fehler.