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Stoddart: "Sie hassen es, gegen mich zu verlieren"

Susie Stoddart fährt eine sehr starke Saison in der DTM - Die schnelle Schottin spricht über ihre Kollegen und aktuelle Formel-1-Stars, gegen die sie früher gefahren ist

(Motorsport-Total.com) - Die Schottin Susie Stoddart fährt derzeit ihre beste Saison in der DTM. Beim dritten Saisonrennen am Eurospeedway Lausitz gelang ihr ein siebenter Platz und somit im 44. Rennen die ersten zwei Punkte. Zuletzt in Hockenheim wiederholte sie dieses Resultat. Frauen haben es im Motorsport immer noch nicht leicht. Trotzdem hat sich die Schottin durchgesetzt und fährt erfolgreich in einer hart umkämpften Meisterschaft.

Titel-Bild zur News: Susie Stoddart

Mercedes-Pilotin Susie Stoddart hat sich in der laufenden Saison in Szene gesetzt

"Sie hassen es, gegen mich zu verlieren, vor allem die Jungs, die schon in der Formel 1 waren", wird Stoddart in der 'Sportwoche' zitiert. "Wenn sie mich nach dem Rennen keines Blickes würdigen, nicht grüßen - dann weiß ich: Heute war ich gut. Wenn sie sich mit Wangenkuss verabschieden, ärgere ich mich. Weil dann bin ich an dem Tag sicher nicht gut genug gefahren." Wenn ärgern Niederlagen am meisten? "Ralf Schumacher."

Bei dieser Rivalität der Geschlechter hat Stoddart schon in jungen Jahren Stärke bewiesen. Bereits im Kartsport musste sie sich mit den Jungs auseinandersetzen. "Sie wollten mich immer nur rauskicken. Deshalb wollte ich gleich wieder aufhören, aber mein Vater hat gesagt: 'Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du gibst auf, oder du schlägst zurück.' Und so habe ich weitergemacht und gegen die Jungs gekämpft. Auch wenn ich daheim ein richtiges Mädchen war und lieber mit Barbie gespielt habe als mit Autos."

Neben den IndyCar-Pilotinnen Danica Patrick und Simona de Silvestro zählt Stoddart im DTM-Boliden zu den schnellsten Ladys der Welt. Von der Formel 1 wird geträumt. "Unbedingt, zumindest von einem Test! Das will ich unbedingt machen. Aber wenn, dann richtig: Ich will nicht Teil eines PR-Gags sein und ein paar Runden fahren, sondern ich will zeigen dürfen, was ich kann."

Seit 1992 ist keine Frau mehr in der Königsklasse gefahren. Stoddart sieht auch körperliche Schwierigkeiten für diese lange Pause. "Ich bin mir sogar sicher, eine wird es schaffen. Die Technik der Autos ändert sich permanent, es wird auch für Frauen möglich sein, wenn etwa die Kurvengeschwindigkeiten wieder reduziert werden."


Fotos: Susie Stoddart, DTM in Hockenheim


In den Nachwuchsklassen ist sie auf einige aktuelle Formel-1-Stars getroffen. "Kimi Räikkönen war mein Teamkollege. Ich erinnere mich: Er hat den ganzen Tag im Motorhome geschlafen. Dann ist er aufgewacht, hat eine Bestzeit hingeknallt und ist wieder liegen gegangen. Das war irgendwie frustrierend für die anderen", erzählt Stoddart.

"Robert Kubica habe ich bei der WM in Portugal erlebt, er war superschnell, hatte aber kein gutes Material und einen Motorschaden. Die Stars waren damals schon Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Sie waren Teamkollegen, wurden von McLaren gefördert und sie hatten alles. Lewis war ein sehr netter Junge, wir wussten immer: Der kommt in die Formel 1."

Hin und wieder trifft sich Stoddart mit dem Weltmeister von 2008. "Ich erinnere mich an ein gemeinsames Trainingslager aller Mercedes-Fahrer Ende 2006, kurz vor seinem Formel-1-Debüt. Er hat damals gejammert, dass wir in der DTM mehr verdienen als er. Wir haben geantwortet: Du weißt aber schon, wieviel du bald in der Formel 1 verdienen wirst? Es war aber schön zu sehen, mit welcher Freude er der Formel 1 entgegenfieberte."

Stoddart ist zu einer Fixgröße in der DTM geworden. In der laufenden Saison liegt sie vor Schumacher auf Platz zwölf der Fahrerwertung. Die Konkurrenten haben Respekt. "Ganz sicher", ist sie überzeugt. "Es ist nicht leicht in der DTM, wo ich ja mit einem Jahreswagen fahre, in die Punkte zu kommen. Ich würde mir wünschen, es wäre wie in der Formel 1 und die ersten zehn würden punkten. Es wäre für alle, die in älteren Autos fahren, einfach interessanter."

Besonders fiebert Stoddart dem Rennen in Österreich im nächsten Jahr entgegen. "Ich freue mich total darauf, das wird mein Heimrennen. Ich habe so viele Freunde in Österreich, bin gerne zu Besuch. Alle glauben, Brands Hatch sei mein Heimrennen - doch das ist 800 Kilometer von meinem schottischen Heimatort entfernt."