Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Crash, Boom, Bang: Der Knall in Kurve vier
Die Kollision in der ersten Runde beim Anbremsen von Kurve vier hat viele Opfer gefordert - Was da alles in Hockenheim passiert ist, weiß niemand so genau
(Motorsport-Total.com) - Das Rennen in Hockenheim begann gleich mit einem Knalleffekt, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Strecke wurde für dieses Wochenende verkürzt und nach der Hälfte der Geraden bogen die Piloten in eine enge Rechtskurve ab, um dann Richtung Mercedes-Arena zu fahren. Es gab bereits Diskussionen über diese enge Stelle, bevor überhaupt ein Auto auf dem Kurs gefahren ist. Es kam schließlich zu einer Massenkollision, die das Feld ordentlich dezimierte.

© xpb.cc
Bei der Kollision in Kurve vier wurden einige Autos zerstört und eliminiert
Was da genau passiert ist, konnte kein Pilot genau sagen. Einige meinten in Ralf Schumacher den Auslöser gefunden zu haben. Der sagt aber: "Das Problem war nicht ich selbst, sondern die Kettenreaktion. Vorne haben sie alle sehr früh gebremst. Ekström war vor mir und ist auf die Seite gefahren. Ich bin auch rüber, aber dann standen vor uns einige Autos quer."
"Dann ging uns überall der Platz aus. Mir ist hinten einer rein gefahren und ich etwas Ekström. Dann bin ich noch weiter geschoben worden. Das war alles chaotisch. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht sagen, wer schuld war. Keiner hat es absichtlich gemacht. Mein Auto war vorne und an der Seite platt. Da ging nichts mehr. Ich wollte zwar noch fahren, aber ich habe den Rückwärtsgang nicht hineingebracht. Warum weiß ich auch nicht."
Der genannte Ekström deutet hingegen auf Bruno Spengler: "Ich habe eine Wiederholung gesehen. Dort hat man gesehen, dass sich Bruno so um 100 Meter verbremst hat. Damit hat er den ersten Teil ausgelöst. Martin war hinter Bruno. Ich habe auch spät gebremst, aber außen. Dann kam Ralf wie eine Kanone und hat mich getroffen. Dann habe ich Markus getroffen, er selbst ist in Molina rein. Und schwupp war alles im Kies."
Martin Tomczyk war genau hinter Spengler als es auf die Kurve zuging. "Bruno war direkt vor mir. Ich dachte, er bremst spät für die Kurve und es war dann auch viel zu spät. Er ging gerade durchs Feld durch. Ich konnte dann schön einbiegen und durchfahren. Für mich war es kein Problem. Was dahinter war, habe ich dann nicht mitbekommen", meint der Audi-Pilot, der schließlich Fünfter wurde.
Die Zielflagge hat auch Maro Engel gesehen, aber mit einer Runde Rückstand hatte er keine Chance auf Punkte. Mit dem demolierten Mercedes hoffte er vergeblich auf Ausfälle weiter vorne, um noch Zähler abzustauben. "Es war in Kurve vier eigentlich alles gegessen. Ich weiß nicht was da passiert ist, auf jeden Fall kam Ralf vor mich gedreht und ich hatte keine Möglichkeit auszuweichen", schildert der 25-Jährige.
"Dann hat er mich getroffen und der Splitter war total im Ars... Das Auto war extrem schwierig zu fahren. Es hat einfach nicht mehr eingelenkt, aber das ist komplett normal, denn es ist ja nicht darauf ausgelegt, dass der Splitter komplett in Einzelteile fällt. So sind wir das Rennen zu Ende gefahren in der Hoffnung, dass noch einige Leute ausfallen. Das war leider nicht der Fall."

© xpb.cc
Bruno Spengler hatte den Bremspunkt in Kurve vier nicht gefunden Zoom
Miguel Molina, Katherine Legge und David Coulthard wurden auch aus dem Rennen gerissen. "Da war nichts, das ich tun konnte", sagt die schnelle Britin. "Ich bin innen durch die vierte Kurve durch, denn ich dachte, dass es innen sicherer ist. Ich bin wirklich sehr langsam gefahren. Ich habe überall Autos gesehen, die sich berührt haben."
"Plötzlich bekam ich einen Schlag von vorne und dann einen Schlag von hinten und noch einen in die Seite. Mein Auto war total hinüber. Dabei hatte ich mit diesem Unfall nichts zu tun. Das ist wirklich so enttäuschend. Nach dem Crash waren so wenig Autos unterwegs, da wären Punkte möglich gewesen", trauert Legge einer verpassten Gelegenheit nach.
Als sich der Rauch verzogen hatte, stand der Audi der Britin zwischen Schumacher und Coulthard in einem Formel-1-Sandwich. Der Schotte meint zu der Situation: "Ich bin mir nicht sicher wer die Kollision ausgelöst hat. Ich habe viele Autos gesehen und bin deshalb rechts geblieben."
"Als die Audis und wer auch immer geradeaus gefahren sind, bin ich auf die Linie zurückgekommen. Ich glaube Cheng hat die Seite meines Autos getroffen. Dann habe ich mich gedreht und bin in Legge rein gefahren, die ihrerseits schon mit Schumacher Liebe machte."
Die eine Lady war ausgeschieden, die andere nutzte die Möglichkeit und kam als Siebte ins Ziel. "Ich habe nur soviel gesehen, dass etwas passiert ist", so Susie Stoddart. "Dann habe ich sofort in den ersten Gang geschalten und versucht ganz innen zu fahren. Ralf hat mich nur um Zentimeter verpasst. Ich hatte großes Glück."
Auch Oliver Jarvis kam unbeschadet durch das Chaos. "Ralf oder jemand anderer hat auf der Innenseite etwas zu spät gebremst und alle abgeräumt. Das war toll für mich." Mittendrin, aber nicht dabei war Jamie Green, der auf Platz acht den letzten Punkt holte. "Bruno war vor mir und er hat sehr spät gebremst. Ich glaube Ekström ist auch außen an mir vorbeigefahren."
"Sie haben alle nicht die Kurve geschafft. Ich bin innen an Tomczyk vorbeigefahren und war Sechster. Ich glaube, ich habe da einen guten Job gemacht. Einige waren vielleicht etwas zu optimistisch."
Keine Maßnahmen der Rennleitung
Rookie Miguel Molina konnte auch nichts aus seiner guten Ausgangsposition machen. "Ich hatte einen guten Start. Die ersten Kurven bin ich ruhig angegangen. Dann bin ich auf die vierte Kurve zugefahren und plötzlich fühlte ich einen harten Schlag. Es war Spengler, ich wusste nicht, was er da versucht hat. Aber er hat nicht gebremst und ich habe mein Rennen dort beendet."
"Er meinte, er hätte den Bremspunkt verpasst, aber ich denke, er hat ihn nie gefunden", schätzt der Spanier. "Das ist sehr enttäuschend, denn wir hätten in diesem Rennen wieder vorne dabei sein können. Die Pace hätten wir gehabt. Ein Platz in den Top 5 wäre drin gewesen. Jetzt müssen wir an die nächsten Rennen denken und müssen das Positive von hier mitnehmen. Normalerweise sollten wir in den Top 8 sein."
Routinier Coulthard hat schon viele Strecken und Änderungen gesehen. Der 39-Jährige vertritt - mit einem Schmunzeln - eine klare Meinung: "Man muss solche Kurven dorthin bauen, wo Zuschauer sind. Dort gab es keine Zuschauer. Alle Leute sitzen im Stadionbereich und sie sehen den Unfall nicht. Manchmal bauen Streckenarchitekten bestimmte Stellen ein, um knifflige Situationen herbeizuführen, aber keiner kann das sehen."
"Keine weiteren Aktionen" - so lautet die Entscheidung der Rennleitung im Falle Massencrash in Kurve vier, dem die Hälfte des Feldes zum Opfer fiel. Zuerst stand Spengler im Verdacht, der Auslöser zu sein. Doch zuvor war es schon zu anderen Zwischenfällen gekommen. Insgesamt bewerteten Rennleitung und Sportkommissare die Geschichte als eine Verkettung unglücklicher Umstände.

