Sieg für Kelvin van der Linde nach zwei Jahren Durststrecke: "War zermürbend"

In Spielberg feierte Kelvin van der Linde nach zweijähriger Durststrecke wieder einen Rennsieg - Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk spricht von einer "zermürbenden" Zeit

(Motorsport-Total.com) - Kelvin van der Linde kann es noch! Auf dem Red Bull Ring in Spielberg feierte der Abt-Pilot seinen ersten DTM-Sieg seit zwei Jahren - zuletzt triumphierte der 27-Jährige in der Saison 2021 auf dem Hockenheimring. Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk bringt auf den Punkt, was sein Pilot in den vergangenen Monaten fühlte: "So etwas ist zermürbend", sagt der DTM-Champion von 2011 bei Motorsport-Total.com.

Titel-Bild zur News: Kelvin van der Linde

Kelvin van der Linde beendete am Red Bull Ring eine zweijährige Durststrecke Zoom

"Wenn du siehst, dass dein Teamkollege um die Meisterschaft fährt und du eigentlich weißt, wenn die Ausfälle oder Umdreher nicht gewesen wären, du auch da vorne wärst, dann ist das schon zermürbend", weiß Tomczyk. Zur Erinnerung: Abt-Teamkollege Ricardo Feller liegt auf dem dritten Platz der Gesamtwertung und hat vor dem Finale in Hockenheim noch alle Chancen auf den Meistertitel.

Van der Linde belegt derzeit die siebte Gesamtposition, lässt sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen. "Er meistert diese Situationen auch teamintern hervorragend", verrät Tomczyk. "Er motiviert das Team, er motiviert seine Mechaniker. Er freut sich für Ricardo. Er ist schon so lange dabei und weiß, worum es geht."

"Als Rennfahrer bist du irgendwann ein Egoist, weil du gewinnen willst", weiß der Abt-Sportdirektor aus seiner eigenen Erfahrung als Rennfahrer. "Aber du bist ein Vollprofi, wenn du zeigst, dass du dich auch für die anderen freuen kannst, auch wenn es bei dir mal nicht so gut läuft." Eine Stärke, die Tomczyk sehr zu schätzen weiß: "Ich bin froh, dass ich ihn im Team habe!"

"Ein sympathischer, sauschneller Rennfahrer"

"Sein Charakter ist einer der besten hier im Fahrerlager, das sieht man bei jedem Interview, bei allen Fanaktivitäten, aber auch, wenn er ins Rennauto steigt", sagt Tomczyk. "Er ist absolut konzentriert und macht perfekte Arbeit mit seinem Team. Diese Kombination macht einen sympathischen, sauschnellen Rennfahrer."

"Ich bin froh, dass Kelvin so ein Vollprofi ist, um so eine Durststrecke überwinden zu können und nach wie vor immer wieder motiviert ist, auch wenn er dieses Jahr sehr viele Rückschläge hatte", erinnert der Abt-Sportdirektor. Van der Linde wurde in dieser Saison schon mehrfach umgedreht oder verlor sichere Podestplätze durch technische Probleme.

Kelvin van der Linde, Martin Tomczyk

Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk weiß, was einen guten Rennfahrer ausmacht Zoom

"Ich weiß, wie das ist. Das ist nicht einfach. Das kann man nur meistern, wenn man ein gestandener Rennfahrer ist", so Tomczyk gegenüber Motorsport-Total.com. "Das hat er auch heute [im Samstagsrennen in Spielberg] wieder bewiesen, dass er unter schwierigsten Bedingungen, einer der schnellsten Fahrer ist."

"Schön, auch mal eine Durststrecke zu haben"

Auch van der Linde war nach seinem Erfolg erleichtert: "Es hat sich gut angefühlt, nach fast zwei Jahren endlich wieder ein DTM-Rennen zu gewinnen", strahlt der Südafrikaner. Es gab Zeiten, in denen es für van der Linde deutlich besser lief. In der Saison 2021 feierte der Audi-Pilot insgesamt vier DTM-Siege und kämpfte bis zum Finale auf dem Norisring um den Titel.

"Wenn man viel gewinnt, nimmt man es nicht so wahr", sagt van der Linde zu Motorsport-Total.com. "Das erlebt Verstappen gerade in der Formel 1. Aber es ist schön, auch mal eine Durststrecke zu haben. Dann kann man das mehr genießen und das viel besser feiern mit dem Team."

"Ich hatte Jahre, da lief alles gut und ich hatte das Gefühl, dass ich gar nichts falsch machen kann. All die Unfälle passierten woanders, du bist nie beteiligt, triffst die richtigen Strategieentscheidungen", sagte van der Linde nach seinem Podesterfolg auf dem Lausitzring. "Und dann gibt es Jahre, in denen alles schiefzugehen scheint, was du machst."

"Dieses Jahr gab es Situationen, da wurde ich in der ersten Kurve abgeschossen, ganz egal wo ich in der Startaufstellung war", lässt der erfahrene DTM-Pilot seine bisherige Saison Revue passieren. "Man lernt so, die guten Augenblicke mehr zu genießen. Das ist Teil des Sports - und das machen wir alle durch."


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Renningenieur Wippersteg als bester Freund

Eine wichtige Unterstützung beim Spielberg-Sieg war Renningenieur Leon Wippersteg, den van der Linde im Vorjahr selbst ins Team holte. "Das sind beste Freude, es ist immer schwierig mit Arbeit und Freundschaft, das muss passen. Da fliegen manchmal die Fetzen, weil auch die Freundschaft so dicke ist", schmunzelt Tomczyk.

"Aber die Leistung passt sehr gut zusammen", freut sich der Abt-Sportdirektor. "Daher bin ich happy, dass Leon seinen ersten DTM-Sieg eingefahren hat. Das ist für ihn auch etwas Tolles und das haben sie sich wirklich verdient."