Schnellste GT3-Serie: Geht den DTM-Boliden in Monza der Sprit aus?
Wieso die DTM mit den ausgereizten GT3-Boliden beim Auftakt in Monza nicht über die Distanz kommen würde und wie man das Drohszenario nun abwenden will
(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet vor dem Auftakt in die neue GT3-Ära in Monza sieht sich die DTM mit einem kuriosen Drohszenario konfrontiert: Berechnungen haben ergeben, dass die ausgereizten Boliden, wie es die Balance-of-Performance-Einstufung der DTM vorsieht, wegen des Spritverbrauchs die geplante Renndistanz von 55 Minuten plus einer Runde nicht schaffen!

© DTM
Die GT3-Autos sind eigentlich nicht auf Sprintrennen ausgerichtet Zoom
"Wenn es kein Safety-Car gibt, kommen wir nicht über die volle Distanz", bestätigt Walkenhorst-Teamchef Niclas Königbauer, als er von 'Motorsport-Total.com' auf die Problematik angesprochen wird.
Die Ursache: Die DTM will die GT3-Boliden im Gegensatz zu anderen Serien an ihrer Performance-Grenze einsetzen und sich so als "schnellste GT3-Serie" positionieren, wie ITR-Technikchef Michael Resl im Zuge des Hockenheim-Tests im April klarstellte. Dadurch steigt aber auch der Spritverbrauch.
Aktuelles DTM-Format: Rennen um mehrere Runden zu lang
"Wir fahren mit maximaler Leistung", erklärt Königbauer. "Außerdem ist Monza ohnehin schon extrem, was den Spritverbrauch angeht. Da geht es fast nur geradeaus." Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' würden den Piloten, wenn sie in einem Rennen ohne Unterbrechungen Vollgas geben, am Ende nicht nur ein paar Kilometer fehlen, sondern gleich mehrere Runden.
Das Problem ist keineswegs neu: Schon beim Auftakt der SRO-Serie GT-World-Challenge Europe in Monza Mitte April war es für die Teams eine Herausforderung, die Stintlänge von 65 Minuten zu schaffen. Und das, obwohl die Boliden von Stephane Ratels SRO mit deutlich weniger Leistung eingestuft werden. "Es war dann nass, es gab ein Safety-Car und es gab Code 60, aber einen vollen grünen Stint hätten wir so nicht fahren können", bestätigt Königbauer.
Das Problem betrifft in der DTM keineswegs nur den BMW M6 GT3, sondern auch alle anderen Boliden. Zumal ja nicht nur der Sprit für 55 Minuten plus eine Runde benötigt wird, sondern auch die Runde in die Startaufstellung, die Aufwärmrunde und die Runde nach der Zielflagge zurück an die Box berücksichtigt werden muss. Außerdem müssen für die technische Abnahme der Boliden noch zwei Kilogramm Sprit im Tank sein, sonst droht eine Disqualifikation.
Drei Lösungsansätze für Spritproblem
Wie man das Problem nun lösen möchte? Es gibt drei Szenarien. Erstens: Die Piloten fahren besonders spritsparend und setzen auf "Lift & Coast". Doch genau das will DTM-Boss Gerhard Berger, der sich immer um den "Ritt auf der Kanonenkugel" bemüht, in der DTM nicht sehen.
Zweitens: Man verkürzt die Renndauer für die Veranstaltung in Monza, damit die Boliden in der Lage sind, das Ziel zu erreichen. Oder drittens: Man setzt im königlichen Park entgegen des ursprünglichen Plans auf eine Balance of Performance, bei der die Leistung der Boliden - und damit der Verbrauch - gesenkt wird.
Das wäre über Luftmengenbegrenzer bei den Saugmotoren und über den Ladedruck bei den Turbos möglich. Zusätzlich könnte man den Lambda-Wert, der den Sauerstoffgehalt im Spritgemisch bei der Verbrennung angibt, anheben und so den Verbrauch zusätzlich senken.
Balance of Performance: So soll es gelingen!
Die DTM will bei der BoP neue Maßstäbe setzen. Mit welchem Ansatz das gelingen soll, wird in diesem Video erklärt. Weitere DTM-Videos
Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wäre allerdings eine nennenswerte Senkung der Leistung notwendig, damit die Piloten ohne Rücksicht auf den Spritverbrauch Gas geben können und trotzdem ins Ziel kommen. Doch gerade beim Auftakt in die neue Ära würde die DTM in Monza mit Sicherheit gerne ein Highspeed-Spektakel zeigen - und unter Beweis stellen, dass man wirklich die schnellste GT3-Serie ist.
Setzt DTM auf weniger Leistung und kürzere Distanz?
Damit die Leistungsreduktion nicht zu eklatant ausfällt, wäre es auch eine Möglichkeit, parallel an verschiedenen Stellschrauben zu drehen: Man könnte also zum Beispiel die Renndistanz um drei Minuten verkürzen und zusätzlich die Leistung etwas reduzieren.
Zudem könnte man den Tank der Boliden komplett ausnutzen. Das würde zwar nicht ausreichen, um das Problem zu lösen, man könnte aber zumindest ein paar zusätzliche Liter Sprit gewinnen. Denn das von der FIA homologierte Tankvolumen der GT3-Boliden wird in der Regel von den Rennserien nach Vorgabe nur eingeschränkt genutzt, wie Königbauer erklärt.
"In der SRO fahren wir mit 120 Litern an maximalem Spritvolumen", verweist der Walkenhorst-Teamchef auf das für alle Fahrzeuge identische maximale Volumen. "Die Zellen haben aber meistens ein paar Liter mehr Luft. Es ist also die Frage, ob wir diese kleine Reserve in der DTM noch nutzen dürfen."


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