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Scheiders Stoßgebet: "Bitte, bitte lieber Gott..."
Timo Scheider hat es geschafft und seinen ersten Meistertitel in der DTM geholt - Nach seinem Triumph ließ er den Emotionen freien Lauf
(Motorsport-Total.com) - Wochenlang hat Timo Scheider nur für diesen einen Moment gelebt: Als Champion beim Saisonfinale in Hockenheim über die Ziellinie zu fahren. Schon im zweiten Saisonrennen in Oschersleben hatte der Audi-Pilot die Tabellenführung übernommen. Doch Mercedes-Rivale Paul Di Resta wurde immer stärker und konnte seinen Rückstand vor dem Finale auf nur noch zwei Punkte verkürzen. Zudem stand der Schotte in der Startaufstellung vor Scheider. Der Audi-Pilot musste also bis zum Schluss um die Erfüllung seines Traums zittern.

© xpb.cc
Timo Scheider genießt den Glücksmoment, Meister geworden zu sein
Im Finalrennen machte Scheider alles richtig: Gleich am Start zog er an Di Resta und Polesetter Mattias Ekström vorbei an die Spitze - und konnte bis ins Ziel vor seinem Titelrivalen bleiben. Damit hat Scheider, der viele harte Jahre in der DTM durchlebt hat, am Ende eines langen Weges sein großes Ziel erreicht.#w1#
"Ich muss mich eigentlich erst einmal allein in eine Ecke stellen, damit ich anfangen kann, es zu glauben", bekannte der neue Champion nach seinem Triumph. "Die letzte Runde war sehr emotional. Ich habe mit den Tränen gekämpft und habe natürlich während der letzten fünf, sechs Runden tief ins Auto gehört", beschrieb er seinen Weg zum Titel. Denn Rivale Di Resta war direkt hinter ihm - wäre Scheider hinter den Schotten zurückgefallen, wäre der Titel dahin gewesen. Doch in der letzten Runde war ihm klar, dass alles gut gehen würde.
"In der letzten Runde hatte ich ein Gefühl, das man jetzt gar nicht beschreiben kann", schilderte Scheider. "Wenn ich da jetzt dran denke, bekomme ich wieder Gänsehaut. Es ist nicht wirklich zu beschreiben, was man jetzt fühlt, denn für diesen Moment haben wir alle so hart gearbeitet. Meine Jungs, die heute Nacht eine Nachtschicht hatten. Audi hat einen großen Anteil an all dem, Abt und meine Jungs. Dafür muss ich einfach Danke sagen."
In der letzten Runde, so Scheider, "war mein Wunsch, dieses Vertrauen zurückzuzahlen, das ich in den vergangenen Monaten und Wochen bekommen habe. Und natürlich die Unterstützung von meiner Familie, meiner Jasmin. Das waren Momente, in denen ich einfach an alles gedacht habe, und mir gedacht habe: 'Bitte, bitte lieber Gott - lass mich das zurückzahlen!'. Denn es war eine harte Zeit und ich war in den vergangenen Wochen sicher nicht einfach."
"Wir haben seit dem zweiten Rennen die Meisterschaft angeführt und ich hatte mir nichts mehr gewünscht, als den Titel zu holen", fuhr der Champion fort. "Ich wollte den Titel nicht im letzten Rennen verlieren. Und ich denke, die Jungs, die Mannschaft, Audi haben das verdient. Vielen Dank an meine Mechaniker, die haben heute Nacht einen sensationellen Job gemacht haben!" Denn um noch einemal zusätzliche Würze ins Finale zu bringen, musste an Scheiders Auto der Motor gewechselt werden. "Die Jungs haben nur viereinhalb oder drei Stunden geschlafen. Ich weiß nicht, wie sie das heute Abend machen wollen, aber eines ist sicher: Ihr schlaft heute auch nicht!"
Nach all den Jahren sei der Titelgewinn nun eine Befreiung - er fühle sich, als ob er aus einem Tunnel komme und nun draußen im Licht stehe, bekannte Scheider. "Ich hatte wirklich harte Jahre und der eine oder andere Insider hat es vielleicht gesehen, dass ich gegen Teamkollegen gekämpft und bezwungen habe, die wirklich gut waren, die Meisterschaften und Rennen gewonnen haben. Aber zurückzukommen und den Beweis anzutreten in einem Auto, das konkurrenzfähig ist, um die Meisterschaft fahren kann, gegen einen Hersteller, der so gut arbeitet wie Mercedes, war natürlich alles andere als einfach."
Scheiders Dank ging auch an Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich, der ihn 2006 zu den Ingolstädtern geholt hat. "2006 war ein gutes Jahr für mich im Gebrauchtwagen", erinnerte sich der Meister. "2007 hat es etwas gedauert, bis sich alles sortiert hatte und 2008 war ein unglaubliches Jahr. Ich glaube, wir sind in elf Rennen achtmal auf dem Podium gestanden. Das ist ein Resultat, das ich mir in meinen kühnsten Träumen nie erwartet hätte."
Die letzten Wochen waren jedoch auch alles andere als einfach. Sein Vorsprung in der Meisterschaft schmolz dahin, in Le Mans wurde der vorzeitige Titelgewinn durch eine Niete im Reifenpoker zunichte gemacht. In den Tagen vor dem Finale hat sich Scheider deshalb völlig zurückgezogen: "Ich habe versucht, meinen Job zu machen. Ich war in den Bergen und habe gesagt: 'Lasst mich alle in Ruhe, ich möchte keine Handys, keine Mails haben'. Audi hat mich für die Woche freigestellt und mir die Ruhe gelassen, damit ich mich konzentrieren kann. Heute habe ich gehört, dass der eine oder andere gesagt hat, ich sei nicht so cool drauf und relaxt wie sonst. Aber ich glaube, dass das einfach die extreme Konzentration war. Ich wollte einfach alles auf den Punkt bringen und habe versucht, keine fremden Einflüsse auf mich wirken zu lassen. Und anscheinend hat das funktioniert."

