• 18.10.2009 13:26

  • von Britta Weddige

Scheider: Diesmal nicht einsam in die Berge

2008 verkroch sich Timo Scheider im Titelendspurt in die Einsamkeit der Berge, doch in diesem Jahr will er einfach alles so machen wie immer

(Motorsport-Total.com) - Rund ein Jahr ist es her, seit Timo Scheider vor dem dramatischen Saisonfinale in Hockenheim plötzlich von der Bildfläche verschwunden war. Er kapselte sich von allem ab und suchte die Einsamkeit der Berge in seiner Wahlheimat Vorarlberg. Dort holte sich beim Mountainbiken und Klettern die nötige Ruhe und mentale Stärke für den Showdown beim letzten Rennen.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider geht dieses Jahr befreiter und lockerer in den Titelkampf

"Es war für mich damals eine große Aufgabe und ein großer Traum, der vor der Tür stand. Ich habe damals einfach versucht, für mich den richtigen Weg zu finden, mich darauf vorzubereiten", erinnert sich der Audi-Pilot. Nach dem Titelgewinn war für Scheider "der größte Druck weg, denn das erste große Ziel war erreicht."#w1#

Das ist vielleicht ein Grund, warum Scheider in diesem Jahr den Titelendspurt "ein Stück befreiter" angeht, "was die mentale Belastung und die Belastung des Umfelds auf meine Person betrifft." Deshalb plant der Audi-Pilot in diesem Jahr keine einsamen Bergtouren: "Ich werde nichts Außergewöhnliches machen. Ich glaube, ich habe einen guten Weg gefunden, um mich vorzubereiten. Ich denke auch, dass ich da momentan nicht so viel falsch mache und ich hoffe, das bleibt auch so."

Und so setzt Scheider setzt in diesem Jahr bei der Vorbereitung mehr auf routinierte Abläufe als auf die Einsamkeit der Berge: "Ich mache mein Programm so wie gewohnt. Denn man sollte funktionierende Systeme nicht stören und versuchen, etwas besonders Tolles und Außergewöhnliches zu machen."

"Man sollte funktionierende Systeme nicht stören und versuchen, etwas besonders Tolles und Außergewöhnliches zu machen." Timo Scheider

Das habe er auch dem Team so weitergegeben: "Wir müssen einfach nur das laufende System am Laufen halten. Denn unsere Performance ist gut, wir wissen was wir können, wir haben ein konkurrenzfähiges Auto in einer tollen Mannschaft und von daher braucht es keine Besonderheiten. Natürlich sagt man, dass jetzt die wichtige Phase kommt und jeder sensibilisiert sich auf diese Phase. Aber unterm Strich muss man nichts Außergewöhnliches machen, außer den normalen Job zu 100 Prozent zu erledigen."

¿pbvin|1|2060||0|1pb¿In diesem Jahr sieht es vom Tabellenstand her für ihn auch besser aus als 2008. Zwar erlebte er in Dijon ein ähnlich dramatisches Frankreich-Wochenende wie vor einem Jahr in Le Mans. Doch diesmal kam er mit zwei blauen Augen davon und hat immer noch sieben Punkte Vorsprung auf Gary Paffett (Mercedes), der inzwischen sein einziger Rivale ist. Im Vorjahr hatte er nur zwei Punkte Vorsprung auf Mercedes-Pilot Paul Di Resta.

Der Titelgewinn wäre für Scheider aber auch in diesem Jahr wieder etwas Besonderes. Denn er wäre der erste Audi-Pilot, der den Titel erfolgreich verteidigen könnte. Bisher ist das nur Mercedes-Star Bernd Schneider gelungen. Darüber hat er sich aber auch noch keine großartigen Gedanken gemacht: "Das hat mich bis dato auch nicht so richtig interessiert, weil ich einfach versucht habe, meine Abläufe weiter zu beizubehalten und mich mit dem Thema Titel so wenig wie möglich zu beschäftigen."

"Ich hoffe, dass ich noch so lange DTM fahren kann, dass man Scheider nur noch ohne N kennt und den Schneider mit N vergessen hat." Timo Scheider

"Natürlich wird man zurzeit tagtäglich, ob es von Nachbarn, von Freunden, Team oder Sponsoren ist, auf den eventuellen Titel angesprochen", räumt er ein. Die Titelverteidung sei schon "bemerkenswert - wenn es funktioniert": "Dass ich nach Bernd Schneider der Einzige wäre, der das geschafft hat, das würde mich natürlich stolz machen. Es würde ein Stück Firmengeschichte bei Audi bedeuten. Und es wäre etwas, was mir viel wert wäre."

Und es wäre ein weiterer Schritt dahin, dass man sich auch den "Schneider ohne N" nachhaltig merkt: "Nach der vergangenen Saison habe ich irgendwann einmal aus Spaß gesagt, dass ich hoffe, dass ich noch so lange DTM fahren kann, dass man Scheider nur noch ohne N kennt und den Schneider mit N vergessen hat. Das wäre schon mein Ziel", grinst Scheider - ohne N.

Noch ist ihm das aber nicht gelungen: Beim Barcelona-Rennen war in einer großen spanischen Sportzeitung zu lesen, dass in der Tabelle "Schneider vor Ekström" führt - mit N.