powered by Motorsport.com
  • 16.10.2009 15:01

  • von Steffi Szlapka

Die Erklärung: Deshalb kam es zu den Reifenschäden

Veränderte Bedingungen, andere Fahrweise, mangelnde Daten: Das sind die Gründe für die Reifenschäden - Dunlop fordert seit Langem breitere Reifen

(Motorsport-Total.com) - Während und nach dem Rennen in Dijon war die Aufregung groß. Wieder standen die Reifen im Mittelpunkt der Meisterentscheidung und wieder war es Audi, die sich das Leben unnötig schwer machten. Das erste Kopfschütteln gab es nach dem ersten Qualifyingteil, als Timo Scheider auf Rang 16 ausfiel. Er ging auf gebrauchten Reifen in seinen zweiten Stint und hatte sich verpokert.

Titel-Bild zur News: Alexandre Prémat

Alexandre Prémat überprüft die Temperatur seiner Reifen

Doch richtig heftig traf es Audi im Rennen: Insgesamt zählte man vier Reifenschäden! Jeweils einen bei Timo Scheider, Oliver Jarvis, Tom Kristensen und Mattias Ekström. Martin Tomczyk kämpfte zwar auch mit Problemen, hatte sich jedoch nur eine Bremsplatte eingehandelt. Mercedes hingegen freute sich über einen Fünffachsieg und eine weiter offene Meisterschaft.#w1#

Danach wurde jedoch viel diskutiert: Wie konnte es bei Audi zu diesen vielen Reifenschäden kommen? Ganz einfach: Die Reifenplatzer am Sonntag waren eine Summe von wechselnden äußeren Bedingungen und teaminternen Entscheidungen. Schließlich standen die Reifen schon vor dem Rennen in Dijon im Mittelpunkt der Diskussionen.

Bei den Testfahrten vor der Saison waren mehrere Reifenschäden aufgetreten und so machten sich speziell die Verantwortlichen bei Audi Sorgen. Die Witterungsbedingungen machten es den Verantwortlichen nicht leichter, eine Lösung zu finden.

Das Rollout am Freitagnachmittag ist aufgrund der fehlenden Aeroteile nicht für die Datensammlung geeignet, schon gar nicht im Bezug auf die Reifen. Während des zweieinhalbstündigen freien Trainings wechselten die Streckenbedingungen zu stark, um einen aussagekräftigen Longrun zu fahren. Zu Beginn war der Asphalt noch nass. Zwar trocknete der Kurs immer weiter ab, aussagekräftig waren die Daten trotzdem nicht. Zudem stand in der Zeit auch die Vorbereitung auf das Qualifying am Nachmittag auf dem Plan.

Timo Scheider

Die Reifen auf den Audis wurden in Dijon stark belastet Zoom

So standen die Teams bis Sonntagvormittag ohne verwertbare Reifenerfahrungen da. Erst beim Warmup fanden Teams und Fahrer einigermaßen gute und trockene Bedingungen für einen Longrun vor. So konnten zumindest 20 Runden absolviert werden. Doch zum Rennen stieg die Temperatur um rund zehn Grad an, was erneut ungetestete Auswirkungen auf den Reifen hat. Davon abgesehen, dass die Piloten im Rennen aggressiver und anders fahren als im Training. Dazu kommen noch die Windschattenduelle und Kleinteile auf dem Asphalt, die den Reifen beschädigen können.

Natürlich richteten sich die Blicke nach den Reifenschäden auch auf Dunlop. Die Teams arbeiten bei der Erstellung des Setup eng mit dem Reifenhersteller zusammen. So wurden nach dem freien Training die Reifen von den Dunlop-Technikern untersucht und keine Fehler gefunden. Doch verantwortlich für das Setup bleiben die Teams selbst. "Audi hat sich an unsere Empfehlungen gehalten", so Michael Bellmann, der Leiter Motorsport bei Dunlop. "Aber die Bedingungen haben sich von Sonntagvormittag bis zum Rennen zu stark verändert."

Martin Tomczyk

Die Reifen brachten das Rennergebnis in Dijon am Ende gehörig durcheinander Zoom

Warum es ausgerechnet Audi traf und keinen der Mercedes, hat mehrere Gründe. Zum einen scheint man bei den Stuttgartern ein reifenfreundliches Setup gefunden zu haben. Schon im Laufe der Saison hatte sich herauskristallisiert, dass der Mercedes mit den Reifen besser umgeht. Den Ingolstädtern hingegen machten am Wochenende vor allem die hohen Kurvengeschwindigkeiten in Dijon in Verbindung mit der guten Aerodynamik des Audi zu schaffen. Schließlich lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 190 km/h. Zudem fährt man traditionell einen aggressiveren Sturz als bei Mercedes, der die Reifen zusätzlich belastet.

Um solche Vorfälle zu vermeiden, fordert Dunlop schon seit Langem breitere und größere Reifen für die DTM. "In der GT1 zum Beispiel fahren wir eine andere Reifendimension. Die Auflagefläche ist größer, das Luftvolumen ebenfalls. Damit haben wir in Dijon sogar Doppelstints fahren können, trotz rund 150 PS höherer Leistung und entsprechender Belastung der Reifen", so Bellmann. In Djon war der DTM-Reifen einfach überbelastet.