• 06.09.2009 20:20

  • von Britta Weddige

Scheider, der heimliche Sieger

Timo Scheider war im Rennen stellenweise kurz vor dem Verzweifeln, doch am Ende konnte er mit Platz zwei seinen Vorsprung in der Gesamtwertung ausbauen

(Motorsport-Total.com) - Für Timo Scheider ist das Rennen in Brands Hatch perfekt gelaufen. Zwar hat er nicht gewonnen, doch das dürfte auch eher zweitrangig sein. Der Audi-Pilot wurde vor seinen direkten Rivalen Mattias Ekström und Gary Paffett Zweiter und konnte so als Gesamtführender seinen Vorsprung auf Ekström auf fünf, auf Paffett sogar auf neun Punkte ausbauen. Und da der Sieg mit Di Resta an einen Mercedes-Piloten ging, hat Audi in Barcelona sogar noch einen Gewichtsvorteil.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider hat seine für Brands Hatch gesetzten Ziele erreicht

"Wir sind natürlich sehr glücklich über das Resultat heute", pflichtet Scheider bei. es war vor diesem Wochenende mein Ziel, vor Gary und Eki zu bleiben und meinen Vorsprung in der Meisterschaft auszubauen. Das habe ich geschafft. Damit habe ich an diesem Wochenende meine größte Hürde überwunden."#w1#

Dabei war er im Rennen stellenweise kurz vor dem Verzweifeln, denn einfach hatte er es wirklich nicht. Der erste Stint nach einem guten Start verlief noch reibungslos, Scheider konnte am Führenden Di Resta dranbleiben. Doch dann folgte der erste Boxenstopp, bei dem er bei der Ausfahrt beinahe mit dem Kolles-Audi von Christian Bakkerud kollidiert wäre. Zwar ging es noch gut, doch Scheider fiel zurück von Platz zwei auf Rang vier. Bakkerud habe ihn wohl einfach nicht gesehen, so Scheider. Der Däne habe zwar versucht, ihm nicht im Weg zu sein, doch er könne sich schließlich nicht auflösen.

"Damit habe ich an diesem Wochenende meine größte Hürde überwunden." Timo Scheider

Beim zweiten Boxenstopp klemmte dann eine Radmutter, der Audi-Pilot stand 5,6 Sekunden lang auf seinem Platz - in der DTM eine Ewigkeit. Damit sah er schon alle Chancen auf ein Topergebnis schwinden, lag aber zu seiner eigenen Überraschung nach dem Stopp wieder auf Rang zwei. Mitgeholfen hat dabei auch Teamkollege Martin Tomczyk, der angesichts von Scheiders Titelkampf nicht viel Gegenwehr leistete, als dieser nach dem zweiten Stopp in Runde 51 hinter ihm auftauchte.


Fotos: DTM in Brands Hatch


"Ich war mir zu der Zeit nicht ganz sicher, was da passiert ist, weil der Stopp 5,6 Sekunden gedauert hat", sagt Scheider über die Zeit direkt nach dem zweiten Stopp. "Ich war danach wirklich frustriert und dann habe ich nur daran gedacht, dass ich zumindest einen von den Jungs schlagen will, mit denen ich um den Titel kämpfe, also Gary oder Mattias. Sie waren hinter mir und ich habe auf meine Boxentafel geschaut und da stand P2. Das war seltsam, aber es war perfekt."

"Wir müssen in den letzten Rennen clever agieren." Timo Scheider

Doch das Rennen hielt noch weitere aufregende Runden für ihn parat. "Wir haben teilweise viel Zeit beim Überrunden verloren, mit mal zu vielen und mal zu wenig blauen Flaggen. Es war sehr interessant, wie man heute blaue Flaggen gesehen hat und warum man sie gesehen hat. Aber wer die Entscheidung getroffen hat, wann und warum blau geschwungen wurde, weiß ich leider nicht", wundert er sich. Auch die beiden Safetycarphasen waren laut Scheider "recht tückisch, weil in Kurve zwei und drei recht viel Karbon herumlag. Ich war nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war, das Rennen noch zwei oder drei Runden lang weiterzuführen."

Es ging jedoch alles gut, Scheider hat sein Ziel erreicht und die Führung in der Gesamtwertung ausgebaut. "Drei Rennen vor dem Saisonende muss man anfangen, über Meisterschaftspunkte nachzudenken", sagt er über den Titelkampf. "Wir müssen in den letzten Rennen clever agieren, das ist einer der wichtigsten Punkte, wir hatten heute ein kluges Rennen, wir hatten gestern eine gute Performance. Und das ist einer der Schlüssel." Und Scheider gibt zu: Ein bisschen darf er jetzt schon von der Titelverteidigung träumen.