• 17.06.2013 14:04

  • von Christian Schrader

Ralf Schumacher über DTM: "Da fehlt ein bisschen Charisma"

Der ehemalige Mercedes-Pilot spricht über seine neue Aufgabe und erklärt, warum in der DTM "alles entspannter" ist, die Serie aber besser vermarkten werden müsste

(Motorsport-Total.com) - Wenige Wochen vor Saisonbeginn überraschte Ralf Schumacher mit seinem Rückzug vom DTM-Cockpit bei Mercedes. Der 37-Jährige tauschte nach 52 DTM-Rennen seinen Job hinter dem Lenkrad gegen einen Platz an der Boxenmauer: Er arbeitet in der Teamleitung von Mücke und kümmert sich vor allem um die Junioren, die vom Stuttgarter Unternehmen aufgebaut werden sollen. Sein Abschied als aktiver Fahrer fiel Schumacher nach eigenen Aussagen nicht weiter schwer. Der sechsmalige Formel-1-Grand-Prix-Sieger sieht aber Steigerungspotential bei der DTM-Vermarktung und es fehlt ihm "ein bisschen Charisma".

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Den Helm hat Ralf Schumacher bei Mercedes gegen Kopfhörer getauscht Zoom

"Ich vermisse die DTM als Fahrer nicht sonderlich. Die Herausforderung ist jetzt genau so groß", beschreibt Schumacher sein neues Arbeitsleben an der Boxenmauer gegenüber 'Bild'. "Ich finde das von draußen mittlerweile deutlich interessanter", gesteht er. "Mir macht es mehr Spaß, das Ganze zu sehen, als nur im Auto sich selbst."

Ganz ohne PS-Power unterm Hintern kann der gebürtige Kerpener nicht leben, trotzdem fehlt ihm das Lenkrad nach 30 Jahren im Motorsport nicht: "Ich fahre ja noch Kart, das reicht mir derzeit. Das sind zwölf Rennen", betont Schumacher, der sich dabei gerne mit seinem älteren Bruder misst: "Wir haben mehr Zeit und treffen uns zum Kart fahren oder machen sonst irgendetwas, was Spaß macht." Vor allem dem professionellen Rennfahren trauert er nicht hinterher. "Ich habe nicht einen Moment das Gefühl gehabt, dass mir was fehlt", so Schumacher.

Schumacher empfindet DTM "entspannter" als Formel 1

"Ich wollte es ja so und habe das abgehakt", sagt er über seinen Ausstieg als Fahrer. "Wenn man ehrlich ist, bin ich ja auch nicht wirklich um Siege mitgefahren. Und das wird irgendwann zäh und macht keine Freude mehr. Dann muss man die Augen auf machen und sagen: 'Das kann ich und das kann ich nicht.' Das Auto und ich waren offensichtlich keine Einheit", fügt er selbstreflektierend hinzu. War der Wechsel in die DTM ein Fehler? "Im Gegenteil", betont der ehemalige Mercedes-Pilot und gibt an: "Sie hat mir wahnsinnig viel gegeben." Die Reduzierung bei Mercedes von acht auf sechs Autos habe Schumacher dazu veranlasst, "einem jungen Fahrer den Vorzug zu geben."

"Das Auto und ich waren offensichtlich keine Einheit." Ralf Schumacher

Der Ausstieg aus der Formel 1 Ende 2007 bescherte dem oftmals als "Schumi II" titulierten Piloten wenig positive Schlagzeilen. Laut Schumacher haben sich diese nach dem Einstieg in die Tourenwagen-Serie geändert. "Nach den Toyota-Jahren in der Formel 1 war mein mediales Image ein anderes, das hat die DTM schon sehr gedreht", ist er sich sicher. "Ich habe sehr wohl gefühlt, dass wieder der Motorsport zählte, in einem normalen Umfeld, wo die Fans noch an einen ran kommen. Hier ist alles entspannter", sagt Schumacher beim Vergleich der Königsklasse des Motorsports mit der publikumsnäheren DTM.


Fotos: DTM auf dem Lausitzring


Der Tag als Verantwortlicher an der Strecke fängt laut dem Wahlösterreicher "früher an und hört später auf". Seine Aufgaben: "Bei Strategie-Besprechungen bin ich dabei und helfe, dass wir unsere Autos vorn dabei haben", zählt Schumacher auf. Bei der Kommunikation via Funk mit den Fahren Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella hält sich der Deutsche betont zurück und überlässt dies dem Renn-Ingenieur. Sollten die jungen Piloten mal nicht reagieren, "spreche ich zur Not auch mal kurz, aber nur ganz kurz. Und das funktioniert auch", berichtet Schumacher.

"Hier ist alles entspannter." Ralf Schumacher über die DTM

DTM hätte nach Schumacher mehr Aufmerksamkeit verdient

Den aktuellen Saisonverlauf mit verschiedenen Siegern und Podestbesuchern nimmt Schumacher zum Anlass und betont: "Die DTM ist für mich erstaunlich spannend. Wie drei Hersteller mit verschiedenen Herangehensweisen so eng beieinander liegen, ist toll." Dennoch ist der ehemalige Formel-1-Pilot der Meinung: "Was die Serie angeht, Fahrer, Technik und so weiter, hätte die DTM aber mehr Aufmerksamkeit verdient."

"Das Produkt ist gut", hebt er hervor, "aber man muss es noch besser an den Mann bringen." Der Sport lebe laut Schumacher "von Stars, von Leuten mit Charakter": "Da fehlt ein bisschen Charisma", betont er. "Dieser Boulevard-Anteil, über den ich mich in der Formel 1 beschwert habe, das gebe ich zu, der fehlt der DTM", so der ehemalige Williams-Pilot. "Eine deutsche Serie braucht einen deutschen Helden oder zumindest einen, der deutsch spricht. Das ist bei David Coulthard oder anderen ausländischen Fahrern nicht der Fall gewesen."

"Dieser Boulevard-Anteil, über den ich mich in der Formel 1 beschwert habe, der fehlt der DTM." Ralf Schumacher

Wie kann man mehr Zuschauer und Aufmerksamkeit generieren, möglicherweise durch eine Frauenquote im Fahrerfeld? Laut Schumacher ist das nicht des Problems Lösung: "Das ist weder gut noch schlecht für die Serie", entgegnet er. "Sind welche dabei, ist es gut, wenn nicht, ist das kein Problem." Weitere Hersteller neben Audi, BMW und Mercedes "wären schön", betont er, "aber die Aufmerksamkeit wird dadurch nicht größer. Generell werden Themen in der Formel 1 ganz anders rüber gebracht", sagt er abschließend, "sodass sogar die Oma sagt: 'Das muss ich mir mal anschauen.' Das fehlt uns."

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