"Nicht gerade fair": Teamchef verteidigt Bortolotti nach erneuter Kollision

Zwei Kollisionen kosten Mirko Bortolotti 28 Punkte: Wieso ihn Gottfried Grasser nach dem Crash mit Kelvin van der Linde verteidigt und das der Abt-Pilot anders seht

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag zeigte sich Mirko Bortolotti nach dem Crash mit Felipe Fraga noch reumütig, am Sonntag verließ der Lamborghini-Werksfahrer, der drei Runden vor Schluss im Kampf um Platz vier mit Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde kollidierte und erneut ausschied, wortlos den Nürburgring (hier geht's zum Rennbericht).

Titel-Bild zur News: Kelvin van der Linde, Mirko Bortolotti

Mirko Bortolottis Manöver gegen Kelvin van der Linde im Abt-Audi ging schief Zoom

Aber wer hat Schuld am Crash ausgangs der Mercedes-Arena, bei dem Bortolottis mit gebrochener Spurstange ausschied, nachdem er wie schon am Vortag rundenlang im Heck seines Rivalen lauerte? "Meiner Meinung nach muss Kelvin da aufmachen, denn die beiden waren Seite an Seite und er hat ihn gesehen", sagt Bortolottis Teamchef Gottfried Grasser im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Das war nicht gerade fair."

Er wolle es nicht damit "in Verbindung bringen, dass zufällig der Bruder noch um die Meisterschaft fährt", spielt Grasser auf DTM-Leader Sheldon van der Linde an, der nach Platz neun in der Gesamtwertung nun bereits 21 Punkte Vorsprung auf Bortolotti hat. Dass bei seinem Schützling dann aber auch noch die Spurstange bricht, sei "natürlich bitter".

Kelvin van der Linde wundert sich über Bortolotti-Manöver

Nun müsse man das schwarze Wochenende - Bortolotti ließ trotz starker Form 28 Punkte liegen - abhaken: "Es ist wie es ist. Ich glaube, dass Kelvin das einsehen wird, so wie es gestern Mirko eingesehen hat."

Abt-Audi-Pilot van der Linde sieht die Situation allerdings ein bisschen anders als Bortolottis Teamchef. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass er so extrem nach rechts fahren würde, denn ich war bereits weit rechts", wundert sich der Südafrikaner im Gespräch mit den englischen Kollegen unseres Schwesterportal 'Motorsport.com' darüber, dass Bortolotti innen in die Lücke stach.

"Wäre er clever gewesen, wäre er links geblieben, hätte die rechte Seite vorbereitet - und dann hätte er mich ganz einfach überholt. So aber habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass er das tun wird, muss ich ehrlich sagen."

Kelvin van der Linde: "Reifenschaden war ein bisschen Pech"

Bortolotti hatte sich tatsächlich schon in der Linkskurve außen neben den Audi gesetzt, doch van der Linde hätte erwartet, dass er zurücksteckt, eine versetzte Linie fährt und mit mehr Geschwindigkeit auf die Gerade beschleunigt. Doch dann kam es anders.

"Er war näher dran als zuvor, und ich habe glaube ich sogar gehört, dass er den ersten Gang eingelegt hat, um mit etwas mehr Drehmoment aus der Kurve zu beschleunigen. Ich habe sofort den Ausgang aufgemacht - und ohne zu erwarten, dass er noch weiter rechts fährt, habe ich mir die Kurve geschnappt. Er ist dann glaube ich über den Randstein gefahren und hat trotzdem versucht, es hinzukriegen."


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Bortolotti sei dann außen von der Strecke geraten, "und ich habe sofort gedacht, dass ich innen zurückschlagen kann, aber dann hatte er leider einen Reifenschaden. Das war ein bisschen Pech."

Titelkampf des Bruders "nicht im Kopf"

Dass er gegen den Titelrivalen seines Bruders kämpft, sei im Duell mit Bortolotti nicht im Hinterkopf gewesen, stellt der 26-jährige Abt-Audi-Pilot klar. "Das hatte ich nicht im Kopf. Ich hatte bereits gesehen, dass Sheldon durch das Re-Start-Chaos verloren hat, also habe ich nicht an ihn gedacht. Ich habe nur versucht, die maximale Position einzufahren."

Stattdessen gäbe es schon eine lange Rivalität zwischen ihm und Bortolotti. "Das mit mir und Mirko geht weit zurück", sagt Kelvin van der Linde. "Wir hatten bereits unsere Rivalität im GT-Masters, und wir waren nie beste Freunde. Ich denke also, dass es auch ein bisschen ein Ego-Kampf ist. Der eine will vor dem anderen bleiben - und manchmal endet das dann so."