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Nach Vierfachsieg: Konkurrenz ätzt bereits über "Porsche-Cup" in der DTM

Wurde Porsche in Oschersleben von den DTM-Verantwortlichen unterschätzt? Im Lager der Kultmarke hat man eine eigene Erklärung für die Stärke beim Auftakt

(Motorsport-Total.com) - Teamchef Gottfried Grasser, dessen Pilot Clemens Schmid beim DTM-Sonntagsrennen im Lamborghini hinter vier Porsche-Fahrern auf Platz fünf kam, spricht nach dem Auftakt in Oschersleben aus, was sich viele denken.

Titel-Bild zur News: Thomas Preining

Ungewohnter DTM-Anblick: Fünf Porsche beim Start auf den ersten sieben Plätzen Zoom

"Clemens war am Sonntag fahrerisch absolut erstklassig. Er war nicht nur der schnellste Lamborghini-Fahrer, er hat bis auf die Porsche-Armada auch das gesamte Feld hinter sich gelassen. Für mich hat er heute die DTM gewonnen, nur eben nicht den Porsche-Cup."

War der neue 911 GT3 R am Sonntag im Vergleich zur Konkurrenz von Lamborghini, Ferrari, Mercedes-AMG, Audi und BMW durch die Balance of Performance (BoP) begünstigt? Und war das die Ursache für die starke Performance?

"Man hätte wissen können, dass Porsche sehr überlegen ist"

Auch Torsten Schubert, Chef des gleichnamigen BMW-Meisterteams aus Oschersleben, hätte sich vom Heimspiel mehr erhofft - und kann nicht nachvollziehen, dass die Porsche-Stärke den Verantwortlichen nicht auffiel.

"Man hat ein bisschen wenig gemacht am Wochenende", verweist er darauf an, dass der Porsche auch von den BoP-Änderungen nach dem Samstags-Qualifying, die Lamborghini und Ferrari einbremsten, nicht betroffen war. "Wer die Testfahrten verfolgt hat, der hätte wissen können, dass Porsche sehr überlegen ist."

Schubert: "Hätten die Porsche-Zeiten nie fahren können"

Eine Anspielung auf die Bestzeit von Toksport-WRT-Porsche-Pilot Christian Engelhart, die dieser beim Privattest eine Woche vor dem Saisonauftakt aufgestellt hatte. Der Sonntagssieger fuhr 1:21.603 und war damit neben Mercedes-AMG-Pilot Lucas Auer, dem über drei Zehntel fehlten, der einzige unter 1:22.

Zum Vergleich: Selbst die beiden Poleposition-Zeiten durch SSR-Lamborghini-Pilot Franck Perera (1:21.370) und Manthey-EMA-Porsche-Fahrer Thomas Preining (1:21.347) waren um nur drei Zehntel schneller, obwohl am Wochenende deutlich mehr Gummi auf der Strecke war.

"Sie sind auch in den Freien Trainings im Longrun durchgängig Zeiten gefahren, die wir nie hätten fahren können", sagt Schubert, der als Wochenend-Highlight Platz Platz fünf am Samstag durch Rene Rast zu Buche stehen hat.

Besser vorbereitet? So reagiert man im Porsche-Lager

Im Porsche-Lager versteht man jedoch die Aufregung über das beste Ergebnis der Marke in der DTM-Geschichte nicht. "Ich würde nicht sagen, dass wir dominant waren, was das Tempo angeht", sagt Toksport-WRT-Überraschungsmann Tim Heinemann, der nach zwei zweiten Plätzen in der Meisterschaft führt.

"Es ist eher die Frage, wie gut Porsche und die Teams aussortiert waren. Wir haben uns intensiv vorbereitet. Und Porsche hilft uns sehr. Das hat heute allen Teams geholfen."


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Teamkollege Engelhart stimmt zu: "Wir waren hier nicht nur einmal, sondern zweimal testen. Wir haben uns intensiv auf dieses Wochenende vorbereitet. Da gab es schon sehr viel Wissen, bevor wir hierhergekommen sind." Zudem passe die winkelige Strecke einfach zum Konzept des wendigen Heckmotor-Boliden: "Schon für den 991 war das eine sehr gute Strecke."

Schubert warnt vor nächster Porsche-Show

Was er zu Torsten Schuberts Aussage sagt, die BoP-Verantwortlichen hätten nach seiner Test-Bestzeit die Zeichen früher erkennen müssen, dass Porsche überlegen ist? "Wir sind am Rennwochenende die gleichen Zeiten gefahren wie beim Test", sagt er.

"Das war die Wahrheit. Ich frage mich eher bei den anderen, wie das geht, dass sie beim Test deutlich langsamer waren und jetzt auf einmal schnell sind." Nun müsse man dafür sorgen, dass "wir uns auch auf die nächsten Rennen so gut wie möglich vorbereiten, denn man kann nicht auf jede Strecke so aussortiert kommen wie hier", sagt der Porsche-Routinier.

Schubert fürchtet hingegen auch beim Gastspiel in den Niederlanden starken Gegenwind aus dem Hause Porsche. "Auch Zandvoort ist eine Strecke, auf der der Porsche nicht schlecht geht", verweist er vor allem auf die winkeligen Passagen. "Davon gibt es dort doch ein paar, zum Glück aber auch langgezogene Kurven."

Der Ball liegt seiner Meinung nach nun bei der SRO: "Ich hoffe schon, dass sie sich das anschauen, damit dieses Ungleichgewicht endet. Lamborghini und Porsche sind einfach zu stark. Und Ferrari ist ganz schwer einzuschätzen nach diesem Wochenende."