Nach Spielberg-Probe: ADAC will Track-Safari als Fan-Attraktion in der DTM

Ein Reisebus während einer DTM-Session auf der Strecke? Wieso die Idee aus Japan nach der Probe beim Spielberg-Test schon bald zum Fan-Highlight werden könnte

(Motorsport-Total.com) - Der Reisebus mit zahlreichen Medienvertretern an Bord rollt den Berg hoch Richtung Jochen-Rindt-Kurve. Champion Sheldon van der Linde bremst sich in seinem Schubert-BMW an das schwerfällige Gefährt heran, fährt knapp daran vorbei - und steigt plötzlich aufs Gas. Der Motor heult auf, die Räder drehen durch, Gummiabrieb wird aufgewirbelt.

Titel-Bild zur News: Tim Heinemann

Tim Heinemann überholt den Reisebus bei der Track-Safari in Spielberg Zoom

Was im ersten Moment wie ein gefährliches Missverständnis anmutet, ist die Premiere der sogenannten Track-Safari, die der ADAC im Rahmen des DTM-Tests erstmals mit Journalisten ausprobierte.

Das Konzept stammt aus der japanischen Super-GT-Serie und funktioniert so, dass der Reisebus in einer eigenen Session, die nicht Teil des Wettbewerbs ist, zuerst eine Runde am linken und dann am rechten Streckenrand dreht, damit alle Insassen die Boliden direkt aus der Nähe erleben.

Safari bald für Fans? "Deswegen probieren wir das hier aus"

Was in Spielberg vorerst Medienvertretern vorbehalten war, könnte schon bald auch für DTM-Fans zugänglich sein. "Wir sind angetreten, um die DTM für die Fans wieder attraktiver zu machen", stellt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss klar. "Und da gehört sowas natürlich dazu. Und wieso soll man sich selbst einen Kopf machen, wenn andere Dinge gut machen?", verweist er auf eine mögliche Übernahme der Idee aus Japan.

"Wir müssen diesen Sport den Fans näherbringen", setzt sich Voss dafür ein, den Motorsport nahbarer machen. "Es gab Zeiten, da war er sehr ingenieursgetrieben und sehr technisch. Dabei ist der Fan ein bisschen vergessen worden. Da müssen wir wieder hin."

In Japan werden Track-Safari-Tickets um umgerechnet 20 oder 30 Euro angeboten, sind aber in der Regel rasch vergriffen. Auf Nachfrage, ob man das Erlebnis wie in Japan den Fans an den Rennwochenenden zugänglich machen will, stellt Voss klar: "Deswegen probieren wir diese Dinge hier aus."

ADAC-Sportpräsident Gerd Ennser wirft ein: "Aber nicht während des Rennens, sondern in separaten Sessions." Woraufhin Voss scherzt: "Bei dem einen oder anderen Bild, das ich in den sozialen Netzwerken gesehen habe, sieht es so aus, als würde das in Zukunft bei den Rennen stattfinden. Aber dafür müssten wir ein bisschen mehr Leistung in den Bus kriegen."

Wie es zum Track-Safari-Test in Spielberg kam

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' gibt es aktuell noch keine konkreten Pläne, wann die Track-Safari erstmals im Rahmen der DTM stattfinden soll. Der Spielberg-Test war erst mal ein Versuchsballon, um mit dem Konzept überhaupt Erfahrung zu sammeln.

Wie die Idee geboren wurde? Schon Ende 2019, als die DTM in Fuji mit dem Dream-Race das einzige gemeinsame Rennwochenende mit der damaligen Partnerserie Super GT durchführte, wurde die Attraktion angeboten. Der Gedanke, die Track-Safari auch in der DTM umzusetzen, wurde zwar diskutiert, durch die Coronavirus-Krise und Rennen ohne Zuschauer aber rasch fallengelassen.

Nach der DTM-Übernahme hatte man beim ADAC die Idee, Medienvertretern an den Rennwochenenden den Kurs mittels Fahrt mit dem Media-Shuttlebus näherzubringen, da diese in der Regel nur das TV-Bild sehen und so einen besseren Eindruck bekommen sollten.

So sorgte Renndirektor Stoppe für die Sicherheit

Ein Gedanke, der in den vergangenen Monaten weiterentwickelt wurde und am Ende zur Track-Safari-Idee führte. Dabei brachte sich auch DTM-Renndirektor Sven Stoppe ein, der schon 2019 in Fuji zu Class-1-Zeiten mit dabei war und ein Befürworter der Idee ist.

Thomas Preining

Thomas Preining sorgt in Spielberg in der Zielkurve für staunende Blicke Zoom

Um die Sicherheit bei der Probe in Spielberg zu gewährleisten, entwickelte Stoppe einen Plan für die Umsetzung: Vor dem Test-Wochenende, an dem am Samstag und am Sonntag je eine Track-Safari geplant war, gab es ein Briefing mit den DTM-Piloten und dem Busfahrer, um mögliche Missverständnisse auszuräumen. Oberste Priorität war dabei eine sichere Umsetzung.

In der ersten Runde wurde der Bus rechts, in der zweiten links überholt. Während der Session wurden von den Sportwarten weiße Flaggen geschwenkt. Das bedeutet: deutlich langsameres Fahrzeug auf der Strecke.

Welche Erkenntnisse man beim ADAC nach der Probe und den Feedback-Gesprächen mit den Fahrern gewonnen hat? Die Sicherheit war absolut gegeben, auch weil der genutzte Bus groß genug war. Gerade in schwer einsehbaren Kurven oder bei hügeligen Rennstrecken wie dem Red-Bull-Ring wäre es gefährlich, eine Track-Safari mit einem kleineren Fahrzeug durchzuführen.

Eine weitere Probe soll es vorerst nicht geben. Ein gutes Zeichen, dass einer Umsetzung nicht mehr viel im Weg steht.