Keine Elektroschrauber bei Stopps: Wie kann DTM Kostenexplosion verhindern?

Die DTM muss nun doch auf Druckluft-Schlagschrauber setzen: Wieso es zur Gratwanderung wird, dass es weder eine Kostenexplosion noch ein Wettrüsten gibt

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Zugeständnis der DTM-Dachorganisation ITR, dass die Elektro-Schlagschrauber 2021 nun doch nicht verpflichtend bei den Boxenstopps eingesetzt werden müssen, drängt sich die Frage auf, auf welche Lösung man in der bevorstehenden Saison setzen wird: Als Alternative bleiben nur die konventionellen Druckluft-Schlagschrauber. Doch auch da liegt der Teufel im Detail.

Titel-Bild zur News: Sheldon van der Linde

Noch ist unklar, welches Boxenstopp-Equipment in der DTM zum Einsatz kommt Zoom

Denn die bei Performance-Boxenstopps eingesetzten Systeme könnten zu einer Kostenexplosion führen, weil bisherige DTM-Teams und die neuen GT3-Teams auf unterschiedliches Equipment setzen. "Für uns wäre das wahrscheinlich nicht teurer, aber ich weiß nicht, ob das auch für die anderen Teams aus den GT-Serien gilt", sagt Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier.

"Es könnte sein, dass sie aufrüsten müssten, denn sie hatten ja andere 'Galgen'. Es müsste schon jeder den gleichen 'Galgen' und den gleichen Schlagschrauber nutzen, sonst gibt man wieder tausende Euro für die Entwicklung aus."

"Galgen"-Anlagen: Diese Kosten kommen auf die Teams zu

Beim sogenannten "Galgen" handelt es sich um die Boxenstopp-Anlage, bei der die Luftdruck-Schlagschrauber über Schläuche mit einer Pressluftflasche verbunden sind. Auf dieses System hätte man bei der Verwendung von Elektro-Schlagschraubern, die mit einem Akku betrieben werden, verzichten können.

Der Preisunterschied ist enorm, was auch der Grund war, warum die ITR eigentlich auf die günstigeren Akku-Schlagschrauber der italienischen Marke Paoli setzen wollte. Denn während eine professionelle Boxenstopp-Anlage, bestehend aus dem "Galgen", Pressluftflaschen und Luftschlagschraubern, zwischen 30.000 und 70.000 Euro kostet, bezahlt man für einen Elektro-Schlagschrauber gerade mal rund 1.500 Euro.

"Dann kann ich Druckluft-Schlagschrauber wegschmeißen"

Dazu kommen die enormen Wartungskosten der Druckluft-Schlagschrauber, die pro Stück mindestens 5.500 Euro kosten und von denen man bei einem Stopp zwei verwenden darf. "Nach den 24 Stunden von Spa kann ich das Ding eigentlich wegschmeißen oder muss 3.500 bis 4.000 Euro Revisionskosten reinstecken", erklärt Hans-Peter Naundorf vom Rowe-Rennstall. "Außerdem brauchst du zwei in Reserve und - wenn du zwei Autos hast - zwei 'Galgen'-Anlagen."

Damit ist die Kostenspirale nicht zu Ende gedacht. "Wenn man scharfe Boxenstopps übt, steigen die Revisionskosten natürlich auch an. Dieses Tuning von diesen Luft-Schlagschraubern geht bis ins Unendliche. Da gibt man in der Formel 1 nochmal deutlich mehr Geld aus. Dann wird alles immer teurer. Aber auch die Transportkosten des Equipments kommen noch dazu. Das braucht ja mindestens zwei Kubikmeter Raum, was in einem Lkw nicht unwesentlich ist."

Warum es Schlagschrauber-Homologation braucht

Um die Kosten des Boxenstopp-Equipments für die GT3-Teams zumindest etwas im Griff zu behalten, fordert Naundorf klare Spezifikationen der erlaubten Geräte: "Eine Homologation, also ein Fertigbauteil, wäre schon mal ein guter Schritt." Eine Möglichkeit wäre es, wie in der Vergangenheit den Schlagschrauber Paoli DP 5.000 als einheitliche Lösung vorzuschreiben.

Dieser Ansicht ist auch Mercedes-Kundensport-Koordinator Thomas Jäger, der sich gegen die Elektro-Schlagschrauber eingesetzt hatte, weil der Mercedes-AMG GT3 wie der BMW damit bei den Stopps deutlich im Nachteil gewesen wäre. "Man müsste den Schlagschrauber-Spec festlegen", fordert er. "Da benutzen die meisten in den SRO-Serien sehr ähnliche Modelle."

Was für und gegen einheitliche "Galgen" spricht

Das Hauptthema sei aber "die Begrenzung der Luftmenge, die dann beim Schlagschrauber ankommt. Deswegen hat man ja auch bisher in der DTM diese einheitlichen 'Galgen' genommen, denn da gibt es große Unterschiede: Wie lang ist der Schlauch? Wie groß ist das Volumen?"

Dass einheitliche "Galgen" vorgeschrieben werden, würde Jäger aber gerne vermeiden. "Man müsste klären, ob man die DTM-Einheits-'Galgen' aus der Vergangenheit benutzen muss, oder ob man es mit anderen Methoden so regelt bekommt, dass es für alle gleich ist. Es wäre natürlich löblich, wenn die Teams ihr vorhandenes Equipment benutzen dürfen. Dann würde das auch nicht für höhere Kosten sorgen."

Boxenstopp

Bisher kamen in der DTM einheitliche "Galgen"-Systeme zum Einsatz Zoom

Allgemein hält Jäger die Angst vor zu hohen Kosten für übertrieben. "Die meisten Teams haben solche Anlagen", sagt er. "Für die meisten Teams wäre es also teurer gewesen, wenn sie die Akkuschrauber hätten kaufen müssen. Die Luftschrauber gibt es in der NLS am Nürburgring sowie in der GT-World-Challenge Sprint und Endurance. Ich sehe das nicht als die große Investition."

Wieso Elektro-Schlagschrauber die Zukunft sind

In Zukunft könne sich Jäger jedoch vorstellen, dass Elektro-Schlagschrauber zum Einsatz kommen, zumal es jetzt schon Geräte gibt, die ein höheres Drehmoment schaffen als das Paoli-Gerät, mit dem die ITR geplant hatte. "Sie arbeiten ja schon an einer neuen Generation an Elektroschlagschraubern. Wenn die Entwicklung mal so weit ist, dass die gut und schnell genug sind, dann spricht nichts dagegen."

Wenn diese durch mehr Drehmoment in der Lage wären, schnelle Boxenstopps zu gewährleisten, würden sie auch für mehr Sicherheit sorgen: Denn die Schläuche der Druckluft-Schlagschrauber haben - gerade wenn viel Betrieb in der Boxengasse ist - immer wieder für Zwischenfälle gesorgt, wenn ein Auto zu früh losfährt oder hängenbleibt.

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