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"Ich bin jung, hungrig und ich will gewinnen"
Das große 'Motorsport-Total.com'-Interview mit DTM-Spitzenreiter Paul di Resta: Über seine Leistung, mentalen Stärken und die Philosophie des Lernens
(Motorsport-Total.com) - Er ist 21 Jahre alt, er bestreitet seine erste DTM-Saison, seine C-Klasse ist aus dem Jahr 2005 und seit dem Wochenende ist er alleiniger Spitzenreiter in der DTM: Paul di Resta. In Hockenheim rieben sich noch einige verwundert die Augen angesichts der starken Leistungen des Rookies, danach hat er sich mit zwei zweiten Plätzen fest etabliert. 'Motorsport-Total.com' hat mit dem jungen Schotten über seinen Saisonstart und das Geheimnis seines Erfolgs gesprochen.

© xpb.cc
Paul di Resta hat in der DTM früh begonnen, Pokale zu sammeln
Frage: "Gratulation Paul, du führst die Meisterschaft an. Hättest du das vor der Saison erwartet?"
Paul di Resta: "Ich hatte es gehofft, aber ich hatte nicht wirklich gewusst, was ich mir erwarten kann. Über den Winter haben Mercedes-Benz und das Persson-Team einen guten Job gemacht. Ich habe hart daran gearbeitet zu lernen, wie man mit einem DTM-Auto schnell und wie man konkurrenzfähig ist. Das hat sich bisher als sehr gute Kombination erwiesen. Aber ich muss auch noch eine Menge lernen, das wird ein langes, hartes Jahr."#w1#
"Hoffe, ich kann die Saison über so weiter machen"
Frage: "Aber ein bisschen überrascht bist du schon von deinem Erfolg?"
Di Resta: "Natürlich bin ich ein klein bisschen überrascht, aber eigentlich nicht zu sehr. Als Sportler sollte es dein Ziel sein, schnell zu sein und Rennen zu gewinnen, eine andere Einstellung kannst du dir nicht erlauben. Meine gute Leistung in Hockenheim war auch ein Aha-Erlebnis für mich, und ich hoffe, ich kann die Saison über so weiter machen."
Frage: "Was hattest du dir vor der Saison denn erwartet?"
Di Resta: "Die Erwartung, die man als Fahrer haben muss, ist zu gewinnen und Meister zu werden. Ich will so viele Punkte wie möglich holen und am Ende des Jahres wird dann zusammengerechnet und du siehst dann, wo du gelandet bist. Es ist mein erstes Jahr in der DTM und meine C-Klasse ist zwei Jahre alt, da habe ich wirklich nicht gewusst, wie das sein würde. Da die neueren Autos immer weiter entwickelt werden, sind wir in den Möglichkeiten begrenzt. Aber ich muss das Beste aus meiner 2005er C-Klasse herausholen."
"Das Team leistet großartige Arbeit"
Frage: "Warum ist dein 2005er Auto so stark?"
Di Resta: "Es war schon 2005 sehr stark. Ich kann das schwer erklären, weil ich kein Ingenieur, sondern ein Fahrer bin. Die C-Klasse war aber in jedem Jahr gut, und das Team leistet großartige Arbeit. Ich habe zwar ein sehr gutes technisches Verständnis, aber was jetzt genau das Auto so stark macht, abgesehen von dem Gewichtsvorteil, das kann ich nur schwer erklären. Zudem bin ich ja noch kein anderes Auto gefahren, mit dem ich es vergleichen könnte."
Frage: "Wo liegen denn deine Stärken?"
Di Resta: "Es ist schwer für mich als Fahrer, meinen eigenen Fahrstil zu kommentieren. Frag jemand anderen, vielleicht kann der dir das sagen. Ich fahre so gut wie ich kann und das ist meine Leistung."
Frage: "Bist du mental stark?"
Di Resta: "Die Leute um mich herum sagen, ich sei sehr cool und lasse mich nicht so schnell stressen. Ich konzentriere mich auf meinen Job, und wenn es gut für mich läuft - umso besser, und wenn nicht, dann eben nicht. Alles hat sein Limit und da muss man hinfahren, aber wenn man drüber geht, macht man Fehler."
Alter weder Vor- noch Nachteil
Frage: "Du bist der jüngste Pilot in der DTM - ist das ein Vorteil oder vielleicht auch ein Nachteil?"
Di Resta: "Ich kann keine Vor- oder Nachteile darin sehen. Wenn ich schon ein paar Jahre in der DTM gefahren wäre, hätte ich natürlich mehr Erfahrung und vieles würde von selbst klappen. Ich muss etwas mehr nachdenken und wachsamer sein. Ich bin jung, hungrig und ich will gewinnen. Das ist aber bei allen Piloten so, alle wollen gewinnen und sie machen alles, um das Ziel zu erreichen."
Frage: "Wie ist die Atmosphäre bei euch im Team?"
Di Resta: "Die ist fantastisch, das Team arbeitet sehr hart und es toll, da dabei zu sein. Auch alle Fahrer arbeiten sehr gut zusammen, das hat auch das Ergebnis in Oschersleben gezeigt. Das Team wollte einen Sieg und jetzt will es natürlich weitere Siege und arbeitet hart dafür. Wenn du gewinnst, dann willst du so weitermachen. Dann machst du alles, um wieder auf dem Podium zu stehen."
Frage: "Kannst du von deinem Teamkollegen Gary etwas lernen?"
Di Resta: "Natürlich, Gary war schließlich schon DTM-Champion. Jeder Fahrer lernt jeden Tag etwas Neues. Sogar Michael Schumacher hat sicher immer dazu gelernt. Ich muss mir einfach von jedem etwas abschauen, all diese verschiedenen Aspekte kombinieren und dann die beste Mischung für mich finden."
Frage: "Können die anderen vielleicht auch etwas von dir lernen?"
Di Resta: "Natürlich können sie das. Jeder kann von jedem etwas lernen. Du wächst als Lernender auf und du hörst nie auf damit."
Frage: "Und was können die anderen hier jetzt von dir lernen?"
Di Resta: "Das will ich nicht verraten, das könnte anderen ja einen Vorteil verschaffen. (lacht; Anm. d. Red)"
"Muss einfach die besten Chancen nutzen"
Frage: "Gary hat gesagt, dass sein Ziel immer noch die Formel 1 ist. Wie ist das bei dir?"
Di Resta: "Für jeden Fahrer ist das Ziel, Formel-1-Weltmeister zu werden. Ich muss einfach die besten Chancen nutzen, die ich habe. Mercedes-Benz hat mich schon in der Formel 3 toll unterstützt, sie haben mich nach oben gebracht und ohne sie hätte ich nicht erreicht, was ich erreicht habe. Sie haben auf mich vertraut und mich in die DTM, eine fantastische Rennserie, gebracht. Jetzt fahre ich gegen große Fahrer wie Bernd Schneider und Mika Häkkinen, das hätte ich ohne Mercedes-Benz nie erreicht. Ich muss dieses Jahr weitere Erfahrungen sammeln und dann sehen, wie es weitergeht."
Frage: "Die britischen Piloten sind momentan sehr stark, du und Gary in der DTM, in der Formel 1 Lewis Hamilton, hat das in eurer Heimat zu einem neuen Hype geführt?"
Di Resta: "Vielleicht, es lief aber schon seit Längerem gut für uns, da sehe ich jetzt keinen allzu großen Unterschied. Okay, das Medieninteresse ist schon größer geworden und dass viele britische Piloten in der DTM sind, ist gut für die Serie, hoffentlich können wir da zu Hause noch ein paar neue Fans dazu gewinnen."
Frage: "Und wie ist bei dir persönlich, ist in deiner Heimat das Interesse an deiner Person gestiegen?"
Di Resta: "Nein, das würde ich nicht sagen - noch nicht. Ich spüre da noch keinen Hype oder so etwas. Ich muss noch viel arbeiten und ich habe noch einen langen Weg vor mir."

