Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Haugs Frust: "Entspricht nicht der sportlichen Leistung"
Norbert Haug sieht das Reglement falsch ausgelegt und ist gar nicht damit einverstanden, dass die Ergebnisse von Q1 und nicht von Q2 gewertet werden
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug war mehr als verärgert, als er nach der abgebrochenen Qualifikation zur Pressekonferenz kam. Nicht die Tatsache, dass das Regenchaos auf dem Nürburgring vorzeitig beendet wurde, stieß ihm sauer auf, sondern der Umstand, dass die Startaufstellung anhand der Ergebnisse von Q1 und nicht von Q2 ermittelt wurde.

© xpb.cc
Für Norbert Haug entspricht die Startaufstellung nicht der sportlichen Leistung
Die Regelbuchpassage "Wird das Qualifying abgebrochen, wird die Startaufstellung für den Wertungslauf aufgrund der bis zu diesem Zeitpunkt gefahrenen und beendeten Sektionen gebildet" legte der Schwabe anders aus als die Sportkommissare. Die waren in einer extra einberaumten Sitzung zu dem Schluss gekommen, dass Q2, das mehr als zwei Minuten vor der Zeit abgebrochen wurde, eben nicht beendet wurde, sondern nur die erste Sektion Q1. Für Haug dagegen wurde auch Sektion 2 beendet - durch den Abbruch.#w1#
Haug: "Hatten andere Informationen"
"Ich denke, dass es für den Sport einfach schade ist, dass der Rennausgang oder vielleicht sogar die Meisterschaft so beeinflusst werden", sagte Haug, dessen Meinung zufolge die Startaufstellung nicht der sportlichen Leistung auf der Strecke entspricht. "Wir hatten ganz klar die Pace, das haben wir in Q2 auch gezeigt. Wir wurden gefragt, wir hatten Diskussionen und ich denke, dass es eine gute Entscheidung war, das Safetycar herauszuschicken. Wir hatten die Information, dass die Ergebnisse jene von Q2 sein würden, was vom Sportlichen her die absolut richtige Entscheidung gewesen wäre. Aber es ist wie es ist."
Vom Sportlichen her habe man beim Abbruch eine andere Reihenfolge gesehen als nun auf der Startaufstellung, fuhr Haug fort, dessen Mercedes-Piloten in Q1 noch auf Sicherheit gefahren sind, während man im Audi-Lager in Erwartung von zunehmendem Regen gleich auf Topzeiten gefahren ist. "In Q1 hat man die Aufgabe, so viele Autos wie möglich in die Top 14 zu bringen, das ist eine ganz andere Aufgabenstellung", erklärte Haug die Strategie. "Im nächsten Training geht es dann schon mehr zur Sache. Und es ist ein großer Unterschied, ob man vier Autos in den Top 6 oder eines in den Top 4 hat - und das ist ein Jahreswagen", so Haug, der dem Viertplatzierten Gary Paffett aber gleichzeitig ein großes Lob für "seinen tollen Job" aussprach.
Nach Haugs Meinung ist "das im Reglement nicht klar". "Das soll jeder denken, wie er es für richtig hält", fuhr er fort, und betonte, dass die Stuttgarter für "Sport und für Klarheit und für Leistungstand sind. Ich bin auch sicher, dass die Kommissare es gut gemeint haben, aber ich habe andere Informationen erhalten und ich meine, dass im Sinne des Sports der Leistungsstand in Q2 klipp und klar da war und der führt nicht zur Startaufstellung. Ich finde es schade, dass die Vorentscheidung in einem Rennen und vielleicht auch in der Meisterschaft so fällt und nicht dem sportlichen Leistungsstand entspricht. Und es ist sehr wohl nicht eindeutig, sonst gibt es keine Sitzung der Sportkommissare, die man abhalten muss - das ist meine Meinung."
Ullrich sieht sich bestätigt
Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich dagegen ist der Meinung, dass das Regelbuch sich sehr wohl klar ausdrückt: "Ich kann sicherlich verstehen, dass er mit der jetzigen Situation nicht glücklich ist, weil man eben gesehen hat, dass sich die Dinge auch anders bewegt haben", sagte er, nachdem Haug seinem Ärger Luft verschafft hatte. "Aber es gibt für solche Fälle Festlegungen, die vorher festgelegt werden müssen. Eigentlich will man ja nicht, dass man so ein Qualifying hat. Aber wenn es dann da ist, sollte man ganz klar eine Regelung haben. Und ich persönlich habe es im Regelbuch auch so gesehen, wie es jetzt ist und die Rennleitung hat das eigentlich bestätigt."
Natürlich sei ungewöhnlich, dass Mike Rockenfeller nun auf Startplatz zwei steht, obwohl er eigentlich die Qualifikation im Reifenstapel beendet hat, so Ullrich: "Ich denke, das hat es in dieser Form auch noch nie gegeben. Wenn es im Regelbuch so ausgelegt wird, dann kann so etwas passieren. Ich denke, es war sicherlich eine ganz schwierige Situation, weil es ein Qualifying war, das im Laufen war. Aber so wie es heute abgelaufen ist, ist ganz einfach im Regelbuch so vorgesehen. Und meines Wissens nach hat sich die Rennleitung damit beschäftigt und entsprechend das Ergebnis gegeben."
Haug: "Was soll da groß möglich sein?"
Auch bei Audi habe es durch die Entscheidungen Verschiebungen der Positionen gegeben, gab Ullrich zu bedenken. So hätte es DTM-Spitzenreiter Timo Scheider in Q2 wesentlich weiter nach vorn geschafft und auf der Pole würde nicht Tom Kristensen, sondern Martin Tomczyk stehen. "Es ist sicherlich sehr schwierig. Natürlich könnte man sagen: Je später man fährt, umso mehr zählt es", räumte der Audi-Sportchef ein. "Aber es steht ganz einfach so im Regelbuch und ich denke, wir müssen es einfach so akzeptieren, auch wenn es für den einen besser und für den anderen schlechter ist."
Für Haug jedenfalls ist das Ergebnis so schlecht ausgefallen, dass von seinem üblichen Kampfgeist diesmal nichts zu spüren war. Auf die Frage, was im Rennen noch möglich ist, antwortete er: "Nichts, was soll da groß möglich sein? Sehr, sehr wenig. Da muss schon sehr viel falsch laufen. Wenn drei Konkurrenten vorn sind und sich so verstehen, wie sich das gehört, dann ist das glaube ich nicht großartig zu handeln."

