DTM-Training Nürburgring: Großer Bluff - und Pech für BMW-Debütant Holzem

Warum beim Trainingsauftakt kaum jemand die Karten aufdeckte, wie die Track-Safari lief und wie es den Neueinsteigern Sandro Holzem und Maximilian Paul ging

(Motorsport-Total.com) - Trainingsauftakt der DTM auf der nur 3,629 Kilometer kurzen Nürburgring-Sprintstrecke - und der erwartete Regen blieb am Freitag vorerst aus: In zwei trockenen Sessions holte SSR-Lamborghini-Pilot Mirko Bortolotti in 1:25.977 am Nachmittag die Tagesbestzeit (Ergebnis FT2) und war damit der einzige Fahrer unter 1:26. Manthey-EMA-Pilot Dennis Olsen kam mit seiner Vormittags-Bestzeit (Ergebnis FT1) und 0,176 Sekunden Rückstand auf Platz zwei.

Titel-Bild zur News: Mirko Bortolotti

Mirko Bortolotti als einziger Pilot unter 1:26 - was sind die Zeiten wert? Zoom

Dahinter reihten sich mit Franck Perera und Thomas Preining zwei weitere Piloten der Teams SSR Performance und Manthey EMA ein. Den Zeiten sollte man aber nicht zu viel Beachtung schenken, denn da die Balance of Performance nun weiterhin am Wochenende geändert werden kann, deckten viele Teams ihre Karten nicht auf.

"Es ist komisch, dass manche Leute in den ersten zwei Sektoren grün und 'purple' fahren und dann im dritten Sektor immer Verkehr haben", grinst Teamchef Gottfried Grasser im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Man hat gesehen, dass viele bluffen." Darauf deutet die Qualifying-Bestzeit aus dem ADAC GT Masters hin: Marco Mapelli fuhr im Grasser-Lamborghini vor einigen Wochen 1:25.231.

Warum sich die Teams einen Bluff leisten konnten

Die Teams sind übrigens gut auf das Wochenende vorbereitet, denn abgesehen von diversen Rennen in anderen Serien haben abgesehen vom Emil-Frey-Ferrari-Team und dem Audi-Team Attempto alle Rennställe einen privaten Testtag am 18. Juli auf der Nürburgring-Sprintstrecke genutzt. Ein weiterer Grund, warum das Training weniger Bedeutung hatte.

Die trockenen Bedingungen sorgten aber dafür, dass im Anschluss an die 45-minütige zweiten Session die erste Track-Safari der DTM-Geschichte mit drei Reisebussen und Zuschauern an Bord über die Bühne gehen konnte. Die Bussen fuhren zuerst eine Runde auf der linken, dann auf der rechten Seite der Strecke - und boten den Fans einen aufregenden Blick auf die Action.

So lief es für die Neulinge Paul und Holzem

Neu war aber nicht nur das spektakuläre Publikumsformat, sondern auch zwei Piloten: Maximilian Paul, der bereits 2021 in Spielberg im T3-Lamborghini einen Gaststart absolvierte, ersetzte Mick Wishofer im Grasser-Lamborghini und kam im Gesamtklassement mit 1,064 Sekunden Rückstand auf Platz 24 - drei Zehntel hinter Teamkollege Clemens Schmid.

Teamchef Grasser zeigte sich nach dem ersten Training zufrieden. "Guter Mann", sagt der Österreicher. "Er war gleich mal nur zwei Zehntel hinter Clemens und hat sich sofort gut eingeschossen."

Während Paul in beiden Sessions insgesamt 40 Runden absolvierte, war der Auftakt für den zweiten Debütanten schwieriger. Der 19-jährige DTM-Rookie Sandro Holzem, der in der Eifel einen Gaststart im Project-1-BMW absolviert, hatte am Ende als 28. und Letzter im Tagesklassement 1,765 Sekunden Rückstand.

Warum Sandro Holzem das erste Training verpasste

Der Youngster aus dem unweit des Eifel-Kurses gelegenen Polch kam im zweiten Training auf 21 Runden, in der ersten Session musste er aber abgesehen von einer Runde zuschauen.

Sandro Holzem

Der Project-1-BMW von Sandro Holzem musste im ersten Training repariert werden Zoom

Grund war ein technisches Problem: Beim Motor seines M4 GT3 trat in der Runde aus der Box Öl aus, weshalb Holzem wieder hereinkam. Zu allem Überdruss ging dann auch noch der Bordfeuerlöscher los, weshalb die Crew nicht nur das Problem lösen musste, sondern auch den Löschschaum beseitigten.

Holzem: "Bin trotzdem gut vorbereitet"

Holzem nimmt's sportlich, weil er im Vorfeld viele Kilometer auf dem Nürburgring absolvierte. "Wir hatten das GTC-Rennen, das GT-Masters und einen Testtag danach .Ich bin auch ohne FT1 gut vorbereitet", sagt er. "Trotzdem schade, dass wir nicht fahren konnten."

Seine Erwartungen vor dem Wochenende? "Das Ziel ist zu versuchen, in die Punkte zu fahren", so Holzem. "Wir geben unser Bestes."

Genau genommen kann aber Holzem gar keine Punkte holen, da es sich um einen Gaststart handelt. Dieser soll als Probe dienen, ob der Neuling, der bis zum Jahr 2023 nur eine Saison in der GT4 Germany auf dem Buckel hat, schon reif für die DTM ist.

Auer sieht Schritt nach vorne

Bester Mercedes-AMG-Pilot war nach der für die Marke mit dem Stern ungünstigen BoP-Änderung Lucas Auer als Fünfter im Gesamtklassement. Auch wenn die Zeiten relativ sind, zeigte er sich nach der ersten Session zufrieden.


Fotos: DTM: Rennwochenende am Nürburgring 2023, Freitag


"Wir haben hier getestet und haben glaube ich einen Schritt beim Umgang mit den Reifen und mit dem Set-up gemacht", so der Vizemeister, dessen Winward-Team mit den Pirelli-Reifen bislang noch Schwierigkeiten hatte.

Auf dem Nürburgring ist der Aufwärmprozess der Pneus besonders schwierig, da der Asphalt sehr glatt ist und das Layout über keine schnellen Kurven verfügt. "Du musst im Qualifying acht, neun gezeitete Runden einplanen", rechnet er für das Qualifying, das am Samstag um 9:35 Uhr (TV-Zeiten, Infos etc. zum DTM-Wochenende) steigt damit, dass der Reifen über einen längeren Zeitraum schnelle Zeiten ermöglicht.