Kurios: DTM-BoP für Nürburgring noch vor Trainingsauftakt geändert

Ein BoP-Update vor dem DTM-Wochenende gab es noch nie: Was dahintersteckt, wieso AMG vorzeitig gebremst wird und weshalb weitere Änderungen möglich sind

(Motorsport-Total.com) - Das hat es in der DTM selbst zu Zeiten von AVL Racetech als Dienstleister für die Balance of Performance (BoP) nicht gegeben: Die SRO Motorsports Group hat die vor einer Woche bekanntgegebene Einstufung der Fahrzeuge für das Nürburgring-Wochenende geändert, obwohl noch kein einziges Training absolviert wurde.

Titel-Bild zur News: Maro Engel

Der Mercedes-AMG GT3 steht im Fokus der BoP-Änderung vor dem Auftakt Zoom

Die Änderungen treffen vor allem die Marke mit dem Stern: Denn während beim Mercedes-AMG GT3 im Vergleich zur ersten BoP zehn Kilogramm Gewicht eingeladen werden müssen, dürfen bei allen anderen Fahrzeugen außer dem Lamborghini fünf bis zehn Kilogramm Gewicht ausgeladen werden (siehe Übersicht unten).

Aber wie argumentiert der ADAC die kurzfristigen Änderungen durch Stephane Ratels BoP-Spezialisten? "In das Update sind nochmals neue Daten der SRO vom Rennen am Ring vom vergangenen Wochenende eingeflossen, daher das Update", erklärt ein Sprecher des ADAC auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'.

Warum die BoP vor dem Wochenende geändert wird

Eine Anspielung auf das Langstrecken-Rennen der GT-World-Challenge Europe auf dem Nürburgring am vergangenen Wochenende, bei dem Mercedes-AMG mit einem Doppelerfolg dominierte und auch DTM-Pilot David Schumacher im Gold-Cup mit dem Winward-Team einen Klassensieg feierte.

Im Mercedes-AMG-Lager hält sich die Begeisterung über die Änderung in Grenzen, zumal in der DTM nicht wie in der GTWCE die Grand-Prix-Strecke, sondern die Sprintstrecke über die Kurzanbindung mit der langsamen Schikane gefahren wird. Der winkelige Kurs sollte dem Boliden weniger gut entgegenkommen als das GTWCE-Layout.

Abgesehen davon dürfen in der DTM im Gegensatz zur GTWCE keine Heizdecken genutzt werden, was sich vor allem auf das Qualifying auswirkt, das in der DTM von großer Bedeutung ist - und der Mercedes-AMG GT3 gilt als reifenschonendes Fahrzeug, das die Reifen weniger hart rannimmt.

Repräsentativer ist da schon der Vergleich mit dem ADAC-GT-Masters-Wochenende Mitte Juli auf dem Nürburgring, bei dem das gleiche Layout und ein ähnliches Rennformat genutzt werden: Die ursprüngliche DTM-BoP unterschied sich beim Gewicht nur beim BMW, beim Ferrari und beim Lamborghini um je fünf Kilogramm.

Am Norisring zu stark? BMW-Ladedruck deutlich reduziert

Maßgebliche Änderungen gab es nach der starken BMW-Performance auf dem Norisring aber beim Ladedruck des M4 GT3: Zunächst wurde dieser im ADAC GT Masters auf dem Nürburgring im Vergleich zu Nürnberg von 2,71 auf 2,68 bar reduziert, dann folgte bei der GTWCE eine heftige Reduktion auf 2,61 bar. In der DTM werden nun 2,63 bar erlaubt.

Die Performance des M4 GT3 sorgt bei Experten nach wie vor für Rätselraten, die den Turbo-Boliden auf dem Norisring nach der Premiere im Vorjahr schwächer eingeschätzt hätten. "Das Auto nickt aber beim Bremsen nicht mehr so stark ein, da hat man wohl beim Set-up im Vergleich zu 2022 Fortschritte gemacht", erkennt ein Insider.

Hersteller-Einigung: Wochenend-Änderungen weiter möglich

Daher haben sich die Hersteller auch darauf geeinigt, dass die Balance of Performance weiterhin an den Rennwochenenden bis Samstagabend geändert werden darf, obwohl das ursprünglich laut Reglement nur an den ersten drei Saison-Wochenenden erlaubt gewesen wäre. Dafür hatte sich vor allem Mercedes-AMG eingesetzt, da man sich durch das alte Auto gegen den die neuen beziehungsweise überarbeiteten Boliden von Porsche, Ferrari und Lamborghini im Nachteil sah.

Teamchef Gottfried Grasser sieht die Entscheidung positiv. "Alles liegt so eng beisammen", sagt er. "Wenn wirklich einer ausreißt, kann man so noch reagieren. Sonst hätte man ein langweiliges Wochenende."

Ob dadurch mehr geblufft werde? "Auf das Freie Training hat das sicher einen Einfluss", antwortet er. "Es gibt gewisse Marken, die im Freien Training nie auftauchen - und dann plötzlich voll da sind."

Entscheidend wird auf dem glatten Asphalt auf dem Nürburgring vor allem, den Pirelli-Reifen rasch auf Temperatur zu bringen, zumal Temperaturen deutlich unter 20 Grad und vermutlich auch Regen angesagt werden. "Das ist die zweite Strecke neben dem Red-Bull-Ring, wo es sehr lange dauert, bis der Reifen kommt", sagt Grasser.

"Die Stopps werden sehr entscheidend sein, aber man wird eher darauf reagieren müssen, wann die direkten Gegner reinkommen, als auf eine festgelegte Theorie zu setzen."

DTM-BoP Nürburgring 2023 neu (1.8.):
Audi: 1.295 kg/2 x 36 mm (Restriktor)
BMW: 1.315 kg/2,0 - 2,63 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.285 kg/1,79 - 2,425 bar (Ladedruck)
Lamborghini: 1.315 kg/1 x 51 mm (Restriktor)
Mercedes: 1.330 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)
Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)

Audi: -5 kg
BMW: -5 kg
Ferrari: -10 kg und +0,025 bar (Ladedruck)
Mercedes: +10 kg
Porsche: -5 kg

DTM-BoP Nürburgring 2023 alt (27.7.):
Audi: 1.300 kg/2 x 36 mm (Restriktor)
BMW: 1.320 kg/ 2,0 - 2,63 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.295 kg/1,79 - 2,40 bar (Ladedruck)
Lamborghini: 1.315 kg/1 x 51 mm (Restriktor)
Mercedes: 1.320 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)
Porsche: 1.310 kg/2 x 38 mm (Restriktor)

BMW: +10 kg und -0,08 bar (Ladedruck)
Ferrari: -5 kg (weniger Boost im mittleren Bereich)
Lamborghini: -5 kg
Porsche: +5 kg

DTM-BoP Norisring 2023:
Audi: 1.300 kg/2 x 36 mm (Restriktor)
BMW: 1.310 kg/2,05 - 2,71 bar (Ladedruck)
Ferrari: 1.300 kg/1,79 - 2,40 bar (Ladedruck)
Lamborghini: 1.320 kg/1 x 51 mm (Restriktor)
Mercedes: 1.320 kg/2 x 34,5 mm (Restriktor)
Porsche: 1.305 kg/2 x 38 mm (Restriktor)

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