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David Schumacher über F1-Pläne: "F2 und F3 machen richtig schlechte Arbeit"

Wieso DTM-Pilot David Schumacher mit den Formel-Nachwuchsserien hart ins Gericht geht und welche Chancen er sieht, über die DTM in die Formel 1 zu kommen

(Motorsport-Total.com) - David Schumacher hat nach dem Formel-Aus und dem Wechsel in die DTM auch im GT3-Auto in der ersten Saisonhälfte phasenweise sein Talent aufblitzen lassen. Doch der 20-jährige Sohn von Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher peilt nach wie vor die Königsklasse des Motorsports an - auch wenn der Weg steinig ist.

Titel-Bild zur News: DTM-Pilot David Schumacher, der 2022 für das Mercedes-Team Winward fährt

David Schumacher sieht große Hürden bei der Verwirklichung seines Formel-1-Traums Zoom

"Mein Ziel ist es nach wie vor, eines Tages in die Formel 1 zu kommen", sagt Schumacher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Die Frage ist nur, wie man dort hinkommt. Das ist ohne Formel 2 und Formel 3 nicht möglich. Dafür braucht man aber Sponsoren."

Für ein konkurrenzfähiges Formel-2-Cockpit muss man dieser Tage über zwei Millionen Euro pro Saison - und damit das doppelte wie in der DTM - hinlegen, ohne den Sponsoren einen medialen Gegenwert bieten zu können, erklärt Schumacher.

David Schumachers Formel-Kritik

"Die FIA-Formel-2- und die FIA-Formel-3 machen da richtig schlechte Arbeit", kritisiert der Youngster das Marketing der Formel-Nachwuchsserien. "Es gibt daher an diesen Meisterschaften, in denen man so viel Geld braucht, fast kein Sponsoreninteresse. Niemand schaut sich das an."

In zahlreichen Ländern wird die Formel 1 im Free-TV übertragen, die Formelserien allerdings nicht. Laut Schumacher ein Problem: "Man braucht Pay-TV - und muss zahlen, damit man das anschauen kann. Wie viele Leute machen das für zwei Serien? Da schalte ich doch den Fernseher ein und schaue Formel 1 im Free-TV."

Nachsatz: "Das muss sich definitiv etwas verbessern, damit diese Meisterschaften interessanter werden." Denn Schumacher musste Anfang 2022 selbst die Erfahrung machen, dass die Serien für Geldgeber nicht attraktiv sind.

"Mein Name liefert keine Rundenzeiten"

"Nach der Formel 3 war es mein Plan, in die Formel 2 zu gehen. Dann haben wir Sponsoren gesucht, aber keine gefunden. Beziehungsweise wir haben ein paar gefunden, aber das war nicht genug, um die gesamte Saison abzudecken. Das war einfach zu teuer."

Mit Hilfe von Vater Ralf Schumacher gelang es David Schumacher, im Mercedes-Juniorenprogramm und in der DTM unterzukommen. Welche Rolle der gut vernetzte Vater spielte? "Durch meinen Vater war es möglich, mit diesen Leuten in Kontakt zu kommen. Das war ziemlich gut", antwortet Schumacher.

"Aber am Ende muss ich die Rundenzeiten liefern. Mein Name liefert keine Rundenzeiten. Ich denke, das habe schon ich hinbekommen", sagt er selbstbewusst - und verweist auf den Young-Driver-Test der Mercedes-AMG-Teams in Le Castellet Ende 2021, bei dem er laut eigenen Angaben die Mercedes-Entscheidungsträger überzeugt habe. "Dann haben wir von Mercedes einen tollen Vertrag bekommen."

Schumacher: DTM "viel interessanter für Sponsoren"

Ob er nun langfristig mit Mercedes plane? "Man hat das immer im Kopf", gibt er zu. "Aber es liegt an Mercedes, ob das wirklich ein Thema ist, nicht an mir."

Ähnliches gelte für die DTM. "Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Wir werden sehen", antwortet er auf die Frage, ob er sich eine langfristige DTM-Zukunft vorstellen könne. "Ich bin dieses Jahr in der DTM - und darauf konzentriere ich mich. Was nächstes Jahr ist, sehen wir dann. Was auch immer passiert - ich bin offen dafür."

David Schumacher

Schumacher wird in der DTM von Ravenol und Schaeffler-Paravan unterstützt Zoom

Fakt sei aber, dass die DTM "viel interessanter für Sponsoren" ist als die Nachwuchs-Formelserien. "Die Plattform ist sehr groß - und es gibt große mediale Aufmerksamkeit", so Schumacher. "Nach Le Mans und diesen Veranstaltungen ist das eine der größten im Rennsport. Es ist eine sehr interessante Meisterschaft."

Gelingt der Sprung in die Formel 1 über die DTM?

Aber ist es auch heute noch möglich, wie einst Paul di Resta in den Zeiten als Herstellerserie über die DTM den Sprung in die Formel 1 zu schaffen? Die Bekanntheit der DTM sei diesbezüglich "eine große Hilfe", meint Schumacher, "aber ich bin nicht sicher, ob mir das Auto dabei hilft, etwas für den Formelsport zu lernen", verweist er auf die schweren GT3-Autos.

Denn anders als die Class-1-Boliden, die trotz der Coupe-Silhouette reinrassige Renn-Prototypen waren und vom Fahrstil mit einem Formel-3-Auto vergleichbar waren, sind die aktuellen DTM-Autos seriennahe Sportwägen, die kaum aerodynamischen Abtrieb aufbauen. "Das ist eine andere Welt", weiß Schumacher.

Dennoch gelang es im Vorjahr Alex Albon, nach einem Jahr in der DTM ein Formel-1-Cockpit bei Williams zu ergattern, doch bei ihm waren die Vorzeichen anders als früher bei Piloten wie di Resta: Der Red-Bull-Pilot war bereits davor Formel-1-Pilot - und wurde in der DTM nur geparkt, um rennfit zu bleiben.