Auf wie viel Teamhilfe darf Spengler hoffen?
Bruno Spengler sollte Zweiter werden, damit Mercedes im Titelrennen bleibt - Da könnte auf Teamkollege Mika Häkkinen eine Schlüsselrolle zukommen
(Motorsport-Total.com) - Bei Audi gehört es ganz klar zur Teamarbeit, dass ein Fahrer, der mit dem Titelkampf nichts mehr zu tun hat, seine noch aussichtsreichen Kollegen vorbeilässt. Mercedes dagegen hat sich von derartigen Stallordern bislang mehr oder weniger distanziert - öffentlich zumindest. Doch jetzt könnte es beim vorletzten Saisonrennen in Barcelona, zu einer delikaten Situation kommen.

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Was macht Mika Häkkinen, wenn er Bruno Spenglers Chancen in der Hand hat?
Martin Tomczyk (Audi) steht auf der Pole Position vor den Mercedes-Kollegen Mika Häkkinen und Bruno Spengler. Während es für Häkkinen in Sachen Meisterschaft nichts mehr zu holen gibt, ist Spengler in dieser Konstellation die einzige Hoffnung der Stuttgarter, wenn sie den Titel nicht schon vorzeitig an Audi abgeben wollen. Dazu müsste er aber - im Falle, dass Tomczyk gewinnt - einen Platz nach vorn kommen und Zweiter werden. Wird er nur Dritter, dürfen die Ingolstädter vorzeitig jubeln, dann machen Tomczyk und Mattias Ekström die Geschichte unter sich aus.#w1#
Das einfachste wäre also, Häkkinen ließe - analog zu Timo Scheider und Alexandre Prémat bei Audi - Spengler vorbei und gebe ihm seinen zweiten Platz. "Wir werden racen, flat out racen", antwortete der Finne allerdings auf die Frage nach der Schützenhilfe für seinen Kollegen. "Dann werden wir sehen, wie sich das Rennen entwickelt."
Nehmen wir theoretisch an, es kommt zu keinen größeren Crashs, Ausfällen oder strategischen Überraschungen und das Rennen entwickelt sich so, dass Tomczyk führt, Häkkinen Zweiter ist und Spengler Dritter. Dann wären Spengler und Mercedes raus aus dem Titelrennen. Das ließe sich aber ganz einfach ändern, wenn der Kanadier und Häkkinen die Plätze tauschen - dann ist die Meisterschaft offen bis zum Saisonfinale und Mercedes-Heimrennen in Hockenheim.
Ein offensichtlicher Platztausch und damit der Anschein einer Stallorder? Dem hat Mercedes im Vorfeld eine Absage erteilt. Aber sind wir ganz ehrlich: Sollte Mercedes darauf verzichten und damit nicht nur Spengler, sondern vor allem sich selbst vorzeitig aus dem Titelrennen werfen, müssten die Stuttgarter sich wohl von mehreren Seiten anhören, sie seien dumm.
Und man muss es ja auch nicht allzu offensichtlich machen. Da kann auch mal ein Boxenstopp die entscheidende Sekunde länger dauern, Häkkinen und Spengler könnten sich ein langes Duell liefern, bis der Finne einen Fehler macht und Spengler durchschlüpft, oder Häkkinen könnte kurz von der Strecke abkommen und Zeit verlieren - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und: Es wäre auch keine Stallorder, wenn der Finne im Sinne der Meisterschaft Spengler von sich aus vorbei lässt.
Aber vielleicht erleben wir ja auch einen ganz anderen Rennverlauf, und die Stuttgarter kommen gar nicht in diese delikate Situation.

