Audi: Kampf schon vor dem Start verloren
Das Rennen war noch nicht einmal gestartet, da wussten die Audi-Piloten schon um die Niederlage - Regenreifen waren die falsche Wahl
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Rennen bei Audi von schlechter Stimmung zu sprechen wäre noch untertrieben - die Bezeichnung "unglaublich große Enttäuschung" trifft die Lage eher. Doch das Problem war hausgemacht. Bis auf die beiden Piloten des Privatteams Futurecom TME Christijan Albers und Katherine Legge waren alle Audi auf Regenreifen in die Einführungsrunde gegangen - obwohl es nur wenig regnete und die Strecke noch trocken war. Allerdings hatte der bisher zuverlässige Audi-Wetterfrosch für das Ende der ersten Runde heftigen Regen vorhergesagt. Hätte er Recht gehabt, wäre Audi ein weiteres taktisches Meisterstück gelungen. Doch der Regen blieb aus.

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Ekström und Scheider holten für Audi noch die Kohlen aus dem Feuer.
Das Ende der Geschichte: Timo Scheider und Mattias Ekström holten mit den Plätzen fünf und sechs noch mehr aus der Fehlentscheidung heraus als vorher gedacht. Markus Winkelhock, der als Neunter ins Ziel kam, war wenigstens noch etwas mit von der Musik. Diese drei waren nach der Einführungsrunde direkt in die Boxengasse abgebogen, um auf Slicks zu wechseln und damit Schadensbegrenzung zu betreiben. Die restlichen Audi-Jahreswagen-Piloten endeten am Ende des Feldes. Für Tom Kristensen und Martin Tomczyk war das Drama vorzeitig vorbei. Kristensen, der direkt nach Hause fuhr, landete im Kiesbett und Tomczyk musste mit kaputter Radaufhängung aufgeben.#w1#
Beobachter haben sich gefragt, warum Audi gleich alle Fahrzeuge mit Regenreifen bestückte. Zumindest die beiden Meisterschaftsführenden Ekström und Scheider hätte man auf Slicks stellen können, um sie mit ihren Konkurrenten gleichzusetzen. Doch Audi traf die Teamentscheidung und stellte nur wenige Minuten später fest, dass man sich verpokert hatte - als der Wettermann funkt, dass der Regen vorbeizieht.
Letzte Rettungsversuche
So entschied man sich dann auch, Mattias Ekström und Timo Scheider nach der Einführungsrunde nicht in den Grid, sondern in die Box zu holen. "Ich hätte die Slicks gerne von Anfang gehabt", meinte der Schwede nach dem Rennen. Markus Winkelhock hatte selbst entschieden, sich Slicks zu holen. "Vom Bauch her wollte ich auf Slicks losfahren", gab er zu. "Doch dann waren alle anderen auch auf Regenreifen und wir mussten uns entscheiden."
Martin Tomczyk, Tom Kristensen und Alexandre Prémat kamen noch in der ersten Runde zum Reifenwechsel. "Ich weiß nicht, warum ich in die Startaufstellung gefahren bin", ärgerte sich Tomczyk nach dem Rennen. Auf Regenreifen hatte keiner der Audi-Piloten auf der trockenen Strecke eine Chance, alle fielen sofort zurück ans Ende des Feldes. "Wenn du drei Minuten vor dem Rennen hast, dann entscheidest du nicht über 20-Audi-Köpfe hinweg", antwortete Tomczyk auf die Frage, ob er sich anders entschieden hätte.
Mike Rockenfeller kam erst nach fünf Runden in die Box und war inzwischen ans Ende des Feldes zurückgefallen, was bei rund 12 Sekunden langsameren Rundenzeiten auch kein Wunder war. Rockenfeller kann die Entscheidung trotz seines mehr als schlechten Rennens verstehen: "Was willst du machen, wenn es nieselt, dunkle Wolken aufziehen und die Wettervorhersage auf heftigen Regen lautet?"
Scheider und Ekström holen Punkte
Nach dem Reifenwechsel arbeiteten sich die beiden Meisterschaftsführenden Scheider und Ekström bereits auf die siebte und achte Position vor. Zwei relativ frühe Boxenstopps, zwischen denen nur fünf, sechs Runden lagen, brachten sie auf den fünften und sechsten Rang. Als gegen Ende der Regen wieder stärker wurde, entschied man sich Timo Scheider die Regenreifen aufzuziehen, um nicht schon wieder ein unnötiges Risiko einzugehen. Damit konnte er zumindest noch Bruno Spengler und Mattias Ekström überholen.
Mehr gab es aber für die Audi-Mannschaft nicht zu holen. Selbst Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich dachte nicht daran, dass sie den Nürburgring als Meisterschaftsführende verlassen werden. "Das ist das einzig Schöne an diesem Tag", meinte Scheider gegenüber 'Mototsport-Total.com' frustriert. Scheider führt mit vier Punkten auf Jamie Green, der - zum Glück für Audi - nur Dritter wurde. Ekström fehlen sechs Punkte auf Platz eins und Paul di Resta sieben Zähler.
Christijan Albers wurde heute nur mit einer Frage konfrontiert: "Warum hast du dich für Slicks entschieden?" Die Antwort ist einfach und simpel: "Wenn es trocken ist, dann ziehst du Slicks auf." Er hat das gemacht, was man weiter vorne auch hätte tun sollen, obwohl auch er um die Prognose des Wettermannes wusste: "Ich habe mich umgesehen und mitbekommen, dass die anderen von der Konkurrenz auf Slicks unterwegs sind." Mit Rang elf und zweitbester nicht aktueller Audi ist er somit auch sehr zufrieden.

