• 27.07.2008 22:00

Die Audi-Stimmen zum Rennen

Eine missglückte Reifenwahl auf dem Nürburgring brachte Audi um die Siegchance - Timo Scheider und Mattias Ekström nach Aufholjagd in den Punkten

(Motorsport-Total.com) - Mit einem fünften Platz hat Audi-Pilot Timo Scheider seine Führung in der Gesamtwertung der DTM verteidigt. Eine missglückte Reifenwahl brachte Audi in der Eifel jedoch um einen möglichen vierten Saisonsieg. Wie so oft spielte das Wetter auf dem Nürburgring eine entscheidende Rolle. Kurz vor dem Start des Rennens zog ein Gewitter mit dunklen Regenwolken auf. Da die von Audi engagierten und sonst stets perfekten Meteorologen für den Start des Rennens Regen vorhersagten, der mindestens 30 Minuten lang anhalten sollte, gingen die Audi auf Regenreifen in die Einführungsrunde.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström und Timo Scheider

Mattias Esktröm und Timo Scheider gelang zumindest eine Aufholjagd

Anstatt zu regnen begann es jedoch nur leicht zu tropfen. Mattias Ekström, Timo Scheider und Markus Winkelhock wurden von ihren Teams noch während der Einführungsrunde aufgefordert, umgehend auf Slicks zu wechseln. Sie starteten aus der Boxengasse und betrieben damit Schadensbegrenzung. Die anderen Audi-Piloten kamen in den ersten Runden an die Box, um ebenfalls auf Slicks zu wechseln und fielen so aussichtslos zurück.#w1#

Scheider und Ekström konnten mit beherzten Aufholjagden noch die Plätze fünf und sechs und damit wertvolle Punkte in der Meisterschaft holen. Ekström lag fast das ganze Rennen lang knapp vor seinem Teamkollegen Scheider. Dieses Duell entschied schließlich ein Reifenpoker: Als es in der Schlussphase doch noch zu regnen begann, wechselte Scheider fünf Runden vor Rennende auf Regenreifen. In der letzten Runde konnte er Ekström überholen und auf der Ziellinie fast auch noch Mercedes-Pilot Gary Paffett abfangen, mit dem sich Scheider und Ekström zuvor ein sehr hartes Duell geliefert hatten.

Martin Tomczyk fuhr die mit Abstand schnellste Rennrunde, schied jedoch mit einem Defekt an der rechten Hinterradaufhängung aus. Der von der Pole Position gestartete Tom Kristensen, der ebenfalls Opfer der missglückten Reifenwahl wurde, rutschte kurz nach seinem zweiten Pflichtstopp ins Kiesbett.

Bester Fahrer eines Vorjahres-A4 war Markus Winkelhock, der als Neunter nur knapp einen weiteren Punkt verpasste. Sein Teamkollege Mike Rockenfeller konnte sich nach dem Start nur kurz über die Führung im Rennen freuen: Mit seinen Regenreifen fiel "Rocky" noch in der ersten Runde bis ans Ende des Feldes zurück.

Christijan Albers erzielte mit Platz elf im zwei Jahre alten Audi A4 sein bestes Saisonergebnis. Oliver Jarvis, Alexandre Prémat und Mike Rockenfeller belegten die Plätze 13, 14 und 15. Katherine Legge schied durch eine Kollision mit dem Mercedes von Maro Engel aus.

Vor den letzten vier Rennen der Saison führt Timo Scheider die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung auf Jamie Green (Mercedes) an. Titelverteidiger Mattias Ekström lauert zwei Punkte dahinter auf dem dritten Tabellenrang.

Stimmen nach dem Rennen

Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef): "Selbstverständlich ist das Ergebnis angesichts der Startaufstellung, die wir hatten, sehr enttäuschend. Wir haben, wie man beim Skifahren sagt, verwachst, und zwar richtig heftig. Wir haben uns auf die Aussage unsere Meteorologen verlassen, mit denen wir schon sehr lange zusammenarbeiten, wonach es unmittelbar nach dem Start heftig zu regnen beginnen würde. Dafür wären die Regenreifen sicherlich die einzig richtige Wahl gewesen. In der Einführungsrunde bekamen wir dann aber die Information, dass das Regengebiet vorbeizieht und es nur leicht tröpfeln würde. Dann haben wir die richtige Entscheidung getroffen, unsere beiden wichtigsten Autos sofort wieder in die Boxengasse zu holen, auf Slicks zu stellen und aus der Boxengasse heraus dem Feld hinterher zu starten. Dadurch haben wir einen minimalen Zeitverlust gehabt und es geschafft, die Meisterschaftsführung zu verteidigen. Um den Sieg konnten wir so aber nicht mehr mitkämpfen."

Timo Scheider: "Das war eines der ereignisreichsten Rennen meiner DTM-Karriere. Ich habe wohl noch nie vier Boxenstopps in einem Rennen absolviert. Es begann mit einer falschen Reifenentscheidung. Als wir nach der Aufwärmrunde die Reifen wechselten, waren wir erst mal hinten. Danach spielte der Wettergott weder wirklich für noch gegen uns. Nachdem wir zwei Mal Slicks hatten, war es keine leichte Entscheidung, noch einmal Regenreifen zu riskieren. Ich wusste nicht, ob die Restdistanz dafür reichen würde. Am Ende wurde ich wenigstens noch Fünfter. Und in der Meisterschaft liege ich weiter in Führung."

Mattias Ekström: "Es war eine neue Erfahrung, aus der Boxengasse zu starten. Dann war das ganze Rennen ein bisschen außergewöhnlich. In den ersten fünf bis zehn Runden musste ich viele Autos überholen. Dann war das Rennen einigermaßen normal. In den letzten zehn Runden fuhren wir im Nassen mit Slicks. Ich hatte einen richtigen Kampf mit Gary Paffett. Leider habe ich am Ende verloren. Platz sechs bei einem Start aus der Boxengasse ist okay, aber insgesamt war das Rennen natürlich eine riesige Enttäuschung."

Markus Winkelhock: "Ich bin auf Regenreifen losgefahren, aber noch in der Einführungsrunde an die Box gefahren, um auf Slicks zu wechseln. Das war die richtige Entscheidung. Ich bin als Letzter aus der Box gestartet. Ich habe mich Ende Start und Ziel einmal gedreht, als die Hinterachse stehengeblieben ist. Ich bin zum Glück auf der Strecke geblieben, musste aber reinkommen, weil ich mir einen Bremsplatten geholt hatte. Leider hat es so nur zum neunten Platz gereicht, obwohl das Auto am Ende im Regen sogar noch besser war als im Qualifying. Das Positive ist, dass ich bester Vorjahreswagen von Audi bin."

Christijan Albers: "Ich hatte einen sehr guten Start. Ich habe Plätze gewonnen und hatte viele schöne Kämpfe, aber mir fuhr ein Auto ins Heck. Mein Auto kam quer, und ich verlor zwei Plätze. Wir haben das Maximale mit diesem Auto erreicht. Jetzt bin ich gespannt auf das nächste Rennen."

Oliver Jarvis: "Wir haben uns angesichts der trockenen Strecke für Slicks entschieden. Von Startplatz 18 hatten wir nichts zu verlieren, egal, was passieren würde. Die Entscheidung war richtig und die erste Runde großartig. Im ersten Rennabschnitt fuhr ich lange hinter Susie Stoddart. Wir stoppten in der gleichen Runde und ich kam hinter ihr wieder auf die Strecke. Das Team holte mich früh an die Box, was eine gute Entscheidung war. Ich war Neunter, als es stärker zu regnen begann. Ich hätte die Regenreifen etwas früher aufziehen sollen. Als beim Wechsel auf Regenreifen der Wagenheber nicht funktionierte, habe ich wohl 20 Sekunden verloren. So wurde ich nur 13. Das Team hat dennoch großartig gearbeitet und wir hatten eine Chance auf Punkte."

Alexandre Prémat: "Das Rennen war leider eine Katastrophe. Es begann mit dem Start auf Regenreifen. Ich hätte lieber Slicks gefahren, aber das Team hat das Risiko zwischen den Autos aufgeteilt. So hatte ich am Ende mehr Boxenstopps als sonst absolviert."

Mike Rockenfeller: "Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer. Jetzt wissen wir, dass Slicks die richtige Wahl gewesen wären - und auch die sicherere. Denn faktisch war die Strecke trocken und wir waren auf Regenreifen unterwegs. Aber wir hatten zu diesem Zeitpunkt eben andere Informationen. Dass ich dann noch länger auf Regenreifen draußen geblieben bin als die anderen, lag daran, dass es eh vorbei war und nur noch die Hoffnung bestand, dass es zwei oder drei Runden später doch noch zu regnen anfängt. Dem war aber nicht so. Deshalb ist es überhaupt nicht aufgegangen. Ich bin super enttäuscht, nachdem ich hier eine so gute Chance hatte. Die haben wir leider vergeben. Es ist vor allem für meine Mechaniker schade, die das Auto über Nacht repariert haben. Sie hätten heute Punkte verdient gehabt."

Martin Tomczyk: "Was soll ich sagen? Ein sehr bescheidenes Ergebnis. Für mich hat sich nicht einmal ein Rennrhythmus entwickelt. Und dann endete mein Rennen vorzeitig, weil hinten rechts die Aufhängung gebrochen ist. Schade!"

Tom Kristensen: "Mein Rennen war schon mit dem Start zur Einführungsrunde gelaufen, als ich bei nur leichtem Nieselregen auf Regenreifen herausfahren musste. Ich bin sehr enttäuscht, dass wir unsere gute Ausgangssituation nicht genutzt haben."

Katherine Legge: "Es hätte ein wirklich gutes Rennen werden können. Ich fuhr sehr konstante Rundenzeiten. Dann kam der Zwischenfall mit Maro Engel, und das war natürlich sehr schade."

Hans-Jürgen Abt (Abt-Teamchef): "Wir ärgern uns, denn wir haben verwachst. Wir hatten Informationen, wonach es richtig regnen würde. Aber es hat nicht stark genug geregnet, sodass unser Plan nicht aufging. Wir sind ein zu hohes Risiko gegangen. Aber wir haben es gemeinsam entschieden. Wenn man Entscheidungen trifft, muss man dazu stehen. Es war in diesem Fall falsch, aber das ist kein Weltuntergang. Es war ein sehr spannendes Rennen. Mattias Ekström und Timo Scheider haben sich noch sehr stark nach vorne gekämpft. Das zeigt: Unser Auto war in guter Verfassung. Timo hat die richtige Entscheidung getroffen, auf Regenreifen zu wechseln. Es war in diesem Rennen alles möglich. Entscheidend ist, dass wir die Meisterschaft immer noch anführen. Dem Meteorologen ist kein Vorwurf zu machen. Wenn man Vertrauen hat, muss man es auch erwidern. Er hat am Samstag die absolut richtige Vorhersage getroffen."

Arno Zensen (Rosberg-Teamchef): "Wenn man von Platz zwei startet, erwartet man sich etwas anderes. Wir haben uns auf den Wetterbericht verlassen. Dann habe ich den Fehler gemacht, beide Autos auf Regenreifen gestellt zu haben. Ich wollte Markus Winkelhock eigentlich mit Slicks starten lassen. Noch in der Einführungsrunde haben wir entschieden, es zu ändern. Markus ist ein gutes Rennen gefahren. Insgesamt hatten wir sieben oder acht Stopps. Die Mannschaft hat gut gearbeitet, aber die Strategie war falsch. Sorry für Mike Rockenfeller. Gestern haben wir Glück gehabt, heute leider nicht. Manches hat gut funktioniert. Markus fuhr noch unter die ersten zehn. Das war ein halbwegs versöhnlicher Abschluss nach einer Enttäuschung."

Ernst Moser (Phoenix-Teamchef): "Am Start haben wir gepokert - ein Auto auf Slicks, eines auf Regenreifen. Die Entscheidung war nicht falsch. Alex Prémat hat deshalb allerdings im Rennen viel Zeit verloren. Wir hatten gehofft, dass es sich auszahlt, wenn wir ihn bis zum Ende des Boxenstoppfensters auf der Strecke fahren lassen. Doch der Regen kam erst später. Diese Lücke konnten wir nicht mehr schließen. Oliver Jarvis lag auf Platz neun und wollte zum Schluss aus Sicherheitsgründen unbedingt Regenreifen. Dabei fiel beim Boxenstopp leider ein Luftheber aus."

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