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Ullrich: Wenn Wetterfrösche irren
Audi hat es vor dem Rennen eiskalt erwischt: In der Einführungsrunde bekam Wolfgang Ullrich die Information, dass man auf die falschen Reifen gesetzt hatte
(Motorsport-Total.com) - In der turbulenten Qualifikation war Audi noch der große Profiteur des chaotischen Wetters am Nürburgring. Der hauseigene Meteorologe war mit seiner Vorhersage, dass der Regen während der Qualifikation immer stärker wird, goldrichtig gelegen. Und so hatten die Ingolstädter gleich attackiert und sich die besten Startplätze geholt. Doch vor dem Rennen irrte der Wetterexperte. Seine Vorhersage brachte Audi dazu, alle Piloten mit Regenreifen auf die Startaufstellung zu schicken - ein verhängnisvoller Fehler, wie sich herausstellte.

© xpb.cc
Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich war um Schadensbegrenzung bemüht
"Die Entscheidung haben wir getroffen, nachdem wir von unserem Wetterfrosch eine Information bekommen haben, dass es am Ende der ersten Runde auf der Strecke zu regnen beginnen wird und mindestens 15 Minuten regnen sollte. Dafür - so waren wir überzeugt - wäre man mit Slicks nicht gut gerüstet gewesen", erklärte Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich gegenüber 'Motorsport-Total.com'.#w1#
Der Regen bleibt aus
Doch der Irrtum klärte sich schon bald auf: "Als die Autos in die Informationlap gegangen sind, kam die Information, dass der Regen vorbeizieht", berichtete Ullrich weiter. "Und dann haben wir die Entscheidung getroffen, drei Piloten hereinzuholen und sie lieber mit Slicks aus der Boxengasse starten zu lassen, als noch mehr Zeit zu verlieren. Und der Rest war dann nur noch Schadensbegrenzung." Auf Trockenreifen wechselten Timo Scheider, Mattias Ekström und Markus Winkelhock - sie holten am Ende die Plätze fünf, sechs und neun und waren damit auch die besten Audi-Fahrer.
In dem Moment, als er erfuhr, dass es nicht stark regnen würde, war Ullrich klar, dass es nicht mehr viel zu holen gab: "Natürlich ist man enttäuscht, weil man weiß, was es bedeutet", sagte er. "Es bedeutet, dass man das Rennen, egal welche Performance man hat, wirklich nicht mehr herumreißen kann - außer es kommt noch einmal etwas Unvorhersehbares. Man muss sich dann darauf konzentrieren, dass aus dem, was man jetzt hat, das beste Ergebnis macht." Das Kind war in den Brunnen gefallen, das war auch den Piloten klar. Motivation gab es aus der Box: "Jeder Fahrer hat von seinem Ingenieur gesagt bekommen: 'Das ist jetzt passiert und jetzt push'."
In den letzten Runden musste wieder eine Reifenentscheidung getroffen werden. Es regnete immer stärker - Scheider holte sich noch Regenreifen, Ekström blieb auf Slicks draußen. "Wir haben uns einfach gedacht, dass es vielleicht zum Schluss keine gute Idee ist, wenn man beide wieder gleich lässt. Das war dann eine Entscheidung zwischen Fahrer und Ingenieur", erläuterte Ullrich.
Fliegende Teile im Dreikampf
Ekström und Scheider hatten sich erfolgreich von hinten wieder nach vorn gekämpft. Dabei bissen sie sich aber an einem Gegner die Zähne aus: Gary Paffett leistete im Mercedes-Jahreswagen erfolgreich Widerstand, die drei schenkten sich im Kampf auf der Strecke nichts und kamen alle mit ramponierten Boliden ins Ziel. "Das war teilweise schon an der Grenze", urteilte Ullrich. "Ich denke mal, dass es den Zuschauern gefallen hat, aber wir sollten trotzdem aufpassen, dass es nicht überhand nimmt. Heute war es teilweise hart. Wenn die Berührungen wirklich härter werden und größere Teile von den Autos wegfliegen, dann ist es zuviel. Wenn es mal einen Flic kostet, okay, aber es war dann teilweise doch ein bisschen heftiger."
Die Schadensbegrenzung ist soweit gelungen, dass Timo Scheider mit seinem fünften Platz die Tabellenführung verteidigt hat. Vier Zähler hat er noch Vorsprung auf Jamie Green. "Das habe ich eigentlich nach zehn Minuten nicht gedacht", räumte Ullrich ein. "So gesehen gibt es - zumindest von der Seite - ein kleines freudiges Lächeln. Ansonsten ist natürlich dieses Ergebnis bei der Startaufstellung sehr enttäuschend."
Die DTM macht nun wieder eine mehrwöchige Pause, bis es in fünf Wochen in Brands Hatch weitergeht. Doch Ullrich hat wenig Zeit, ein bisschen Abstand zu gewinnen: "Ich gehe am übernächsten Wochenende nach Amerika zur ALMS. Und dann habe ich zwar im August eine Woche Urlaub, weil da meine Tochter in Wien heiratet und ich natürlich dabei sein werde. Aber ab morgen wird voll darauf hin gearbeitet, dass wir in Brands Hatch den Spieß umdrehen können. In den letzten Jahren hat uns Brands Hatch eigentlich immer gut gelegen, ich glaube, mit diesem Auto sollte sie uns auch liegen. Und naja - wir haben ja jetzt zumindest auch fünf Kilogramm ausgeladen."

