Anzahl der Autos pro Marke limitiert? Das plant die DTM für die Saison 2023

Wieso DTM-Boss Gerhard Berger damit rechnet, 2023 Teams ablehnen zu müssen, wie es um das Herstellerinteresse steht und was auf ein Vila-Real-Rennen hinweist

(Motorsport-Total.com) - Die DTM-Saison 2022 ist beendet, doch wie geht es 2023 weiter? Die DTM-Dachorganisation ITR erwägt für die kommende Saison nicht nur, eine Mindestanzahl von zwei Fahrzeugen pro Team festzulegen, sondern auch, die Anzahl der Fahrzeuge pro Hersteller auf maximal sechs zu beschränken, um ein ausgewogenes Feld zu schaffen.

Titel-Bild zur News: Luca Stolz, Lucas Auer

In der DTM scheint man sich keine Sorgen um das Starterfeld für 2023 zu machen Zoom

Die ITR wollte sich diesbezüglich auf Nachfrage nicht äußern, 'Motorsport-Total.com' hat aber aus Herstellerkreisen unterschiedlicher Marken erfahren, dass dieser Wunsch bereits besprochen wurde.

Sollte das Limit pro Hersteller tatsächlich kommen, würde sich das aktuell nur auf Mercedes-AMG auswirken, denn die Marke mit dem Stern stellte 2022 acht Autos. Die Gefahr, dass sich die ITR mit der Beschränkung selbst um ein großes Starterfeld bringt, sieht man offenbar nicht.

Berger: "Fürchte, dass wir nicht alle Teams nehmen können"

"Ich befürchte, dass wir nicht alle Teams nehmen können", sieht DTM-Boss Gerhard Berger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' eher das Problem, dass zu großer Andrang seitens der Teams besteht. Bei der Einschreibung, die nach der Finalisierung des Commercial Agreements im November beginnen soll, wolle man vor allem das Niveau der Teams halten.

"Alles, was zwischen 26 und 30 Autos liegt, ist top", so Berger. "Aber wir konzentrieren uns auf Qualität. Die muss dort bleiben, wo sie ist."

Fahrzeuglimit: Wo zieht man den Strich?

Wegen der Enge in der Boxengasse wolle man sogar ein Fahrzeuglimit einführen. "Es gibt ein paar Rennstrecken, bei denen der Platz in der Boxengasse limitiert ist", meint Berger. "Außerdem brauchen wir immer ein bisschen Puffer für ein gutes Gastauto. Die ideale Zahl liegt bei 28. Mit 30 Autos wird es schon richtig eng."

Das ist auch der Grund, warum man über ein Verbot von Einwagen-Teams nachdenkt - denn wenn sich zwei Boliden eine Boxenstopp-Anlage teilen, gewinnt man Platz in der Boxengasse. Sollte die Regelung kommen, könnte es aber weiterhin für Teams möglich sein, nur ein Auto einzusetzen. Und zwar, wenn man die Anlage mit einem anderen Team teilt, das ebenfalls nur ein Auto einsetzt.

Ursprünglich gab es sogar Bedenken, die DTM könnte 2023 Fahrzeuge verlieren, da die Hersteller Audi und BMW DTM-Boss Berger beim Ausstieg aus der Hersteller-DTM das Versprechen gegeben hatten, zwei Jahre lang je vier GT3-Boliden zu unterstützen. Und auch Mercedes-AMG hatte sich bei der Rückkehr im Jahr 2021 nur auf zwei Jahre festgelegt.


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Berger stellt klar: Hersteller unterstützen Serie weiterhin

Doch Berger stellt klar, dass die Verhandlungen mit den Herstellern ab dem Start in die zweite Saisonhälfte erfolgreich verlaufen sind. Welche Marken die Serie 2023 unterstützen werden? "Alle, die jetzt da sind. Jeder auf unterschiedliche Art und Weise", antwortet der Österreicher, der beim Saisonfinale wegen einer Coronavirus-Erkrankung fehlte.

Das führt er darauf zurück, dass sich die DTM nach dem Herstellerausstieg und dem Wechsel auf das GT3-Reglement, das für niedrigere Kosten sorgt, als attraktive Plattform etabliert hat. "Alle sind sehr happy mit dem Return of Invest, den sie in der DTM kriegen", so Berger.

"Jedem ist auch bewusst, dass es kein Selbstläufer ist. Bei der Unterstützung wachsen die Bäume nicht in den Himmel, aber ich habe mit allen Herstellern konstruktive Gespräche."

Toyota- und Multimatic-Vertreter bei DTM-Finale vor Ort

Dass das Interesse an der DTM tatsächlich groß ist, hat auch das Saisonfinale in Hockenheim bewiesen: Nicht nur die meisten Sportchefs der in der DTM vertretenen Marken waren vor Ort, sondern auch Rob Leupen, der die Toyota-Motorsportabteilung in Köln-Marsdorf führt - und der immer mehr im Management der Japaner aktive Kamui Kobayashi.

Die Japaner haben mit dem neuen Toyota GR GT3 Concept Anfang des Jahres eine Studie vorgestellt, die frühestens 2024 auch bei Rennen eingesetzt werden soll. Offenbar sondiert man bereits mögliche Einsatzmöglichkeiten.

Eine ähnliche Rolle dürfte der Besuch von Ex-Porsche-Sportchef Pascal Zurlinden gespielt haben. Der Schweizer ging nach seinem freiwilligen Porsche-Abgang zum Chassishersteller Multimatic, der federführend an der Entwicklung des neuen Ford Mustang GT3 beteiligt war. Das Auto soll ab 2024 von Teams eingesetzt werden können.

Hinweis auf Vila-Real-Premiere in der Saison 2023

Vor einigen Monaten, als auch der Aston Martin in der DTM noch ein heißes Thema war, hatte Berger gesagt, dass er sich noch mehr Marken in der DTM wünsche: "Es wäre schön, wenn wir noch einen englischen, einen amerikanischen und einen japanischen Hersteller hätten."

Bleibt nur noch die Frage, wann nun endlich der Kalender für die kommende Saison präsentiert wird. Nach der Verschiebung wegen der Kettenreaktion rund um den Formel-1-Termin in Spa dürfte es jetzt doch noch ein paar Wochen dauern, ehe man Nägel mit Köpfen machen will. DTM-Repräsentant Martin Tomczyk offenbarte aber, dass die Saison im April gestartet werden soll.

Aufmerksamen Beobachtern ist in Hockenheim auch noch ein weiteres Detail nicht entgangen. Eine Abordnung aus Vila Real in Portugal war beim DTM-Saisonfinale vor Ort, was stark darauf hindeutet, dass das Stadtrennen - wie 'Motorsport-Total.com' berichtete - Teil des Kalenders für 2023 sein wird.