powered by Motorsport.com

Als DTM-Privatteam verloren? Das "W" könnte für WRT zum Retter werden

Selbst gestandene Werksteams fürchten in der Coronakrise um die Existenz: Wie es dem DTM-Privatteam WRT gelingt, auch mit dieser Herkulesaufgabe fertig zu werden

(Motorsport-Total.com) - Selbst für etablierte Werksteams wie Phoenix-Audi wird die Coronakrise zur Existenzfrage. Aber wie hart trifft es dann erst WRT-Audi, das erste Privatteam der DTM-Neuzeit? Die Belgier wollten 2020 mit gleich drei DTM-Boliden in die Saison gehen und müssen das Budget dafür im Gegensatz zu den durchfinanzierten Werksabteilungen der Konkurrenz mit Sponsoren und Fahrermitgift selbst aufstellen. Und trotz ausbleibender Einnahmen die Löhne der Mannschaft zahlen.

Titel-Bild zur News: WRT, Audi

So klein ist der David der DTM-Teams gar nicht: WRT ist Teil einer Firmengruppe Zoom

"Natürlich ist diese Krise schwierig für uns", bestätigt WRT-Audi-Teamchef Vincent Vosse im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Für andere Leute muss es aber noch viel schwieriger sein. Wir haben das Glück, dass wir gut organisiert sind und schon früh Entscheidungen getroffen haben, damit wir uns dieser Situation stellen können."

Worauf Vosse anspielt? WRT ist Teil der Weerts-Gruppe - einer auf Logistik und Immobilien spezialisierten Firmengruppe, die ganze 35 Subunternehmen umfasst und neben Belgien auch in Deutschland, Ungarn, Rumänien und Luxemburg tätig ist. Dahinter steckt Investor, Rennfahrer und Team-Mitbesitzer Yves Weerts, für den auch das "W" im Namen WRT (Weerts Racing Team) steht.

Die WRT-Truppe aus Baudour verfügt also über ein Sicherheitsnetz und ist deutlich breiter aufgestellt als viele klassische Rennteams. Dennoch warnt Vosse: "Wenn das noch vier Monate so weitergeht, dann wird es auch für uns schwierig."

WRT nutzt Weerts-Gruppe als Sicherheitsnetz

Aber welche Entscheidungen hat WRT getroffen, um die Krise zu überwinden? "Am 18. März haben wir alle Rennsport-Aktivitäten eingestellt", stellt Vosse klar. "Alle, bis auf die Konstruktionsabteilung."

Was nur wenige wissen: Das inzwischen 80 Mitarbeiter umfassende WRT-Team hat vor fünf Jahren die Firma AMP übernommen, die Überrollkäfige und Chassis' herstellt. Die 22 Mitarbeiter bauen neben GT4-Autos auch die TCR-Boliden von Hyundai, die Volkswagen-Rallyeautos und die Beetles für den VW-Fun-Cup. "Das läuft nach wie vor weiter", bestätigt Vosse.

Aber wie sieht es mit den anderen Mitarbeitern aus? Musste sich WRT von Personal trennen? "Nein", antwortet Vosse. "Wir haben zum Glück die Möglichkeit, unseren Mitarbeitern vorübergehend Arbeit in einem anderen Bereich der Firmengruppe zu verschaffen, denn im Bereich der Logistik werden gerade viele Leute gebraucht", erklärt er. "Mal abgesehen von den Truckies machen sie zwar jetzt was anderes als sonst, aber zumindest haben wir niemanden im Stich gelassen."

Vincent Vosse, Yves Weerts

2009 gründete der Rennfahrer Vosse mit Unternehmer Yves Weerts (li.) WRT Zoom

Teamchef Vosse überzeugt: Saison 2020 findet statt

20 Mitarbeiter haben sich entschieden, von WRT in einen anderen Bereich der Firmengruppe zu wechseln, für die verbleibenden Mitarbeiter hat WRT Kurzarbeit angemeldet. "Die Managementebene haben wir nicht komplett heruntergefahren, das läuft noch zu 30 Prozent", sagt Vosse. "Wir befinden uns noch in den Saisonvorbereitungen."

WRT möchte dieses Jahr abgesehen von den drei DTM-Autos für Ed Jones, Fabio Scherer und Ferdinand Habsburg acht Boliden in der GT-World-Challenge-Europe (ehemalige Blancpain-GT-Serie) einsetzen: vier im Endurance-, vier im Sprint-Cup. Zudem plant man den Einsatz von zwei Autos im GT-Masters. Ein aufwändiges Programm, bei dem man auf Kunden angewiesen ist.

Aber was passiert, wenn die Saison nicht stattfindet und Fahrer und Sponsoren nicht zahlen? "Im Moment hoffen wir alle immer noch, dass wir wieder Rennen fahren. Daher spielt das keine Rolle", winkt Vosse ab.

Eine Absage der Saison würde das Team zwar "mit Sicherheit treffen, ich glaube aber nicht daran, dass die gesamte Saison abgesagt wird", setzt er auf das Prinzip Hoffnung. Eine Prognose, wann es wieder losgeht, wagt Vosse nicht: "Das kann im Moment niemand sagen. Wir sind Passagier."

Neueste Kommentare