• 05.11.2008 13:59

  • von Hans-Jürgen Abt

Abt-Kolumne: Anspannung, Riesenjubel, Dauerparty

Hans-Jürgen Abt berichtet in seiner Kolumne über die Emotionen beim Saisonfinale, die Feiern zum Titelgewinn seines Teams und die Arbeit im Winter

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Titel-Bild zur News: Timo Scheider und Hans-Jürgen Abt

Großer Jubel: Timo Scheider und Hans-Jürgen Abt (re.) nach dem Titelgewinn

eines können Sie mir glauben: den Titelgewinn haben wir ausgiebig gefeiert! Nach dem Rennen gab es am Sonntagabend in Hockenheim eine Party, am Montag wurde bei uns in Kempten mit den Fans weitergefeiert. Und danach sind wir mit dem Team für drei Tage in die Türkei gereist. Denn wir hatten vorher beschlossen, dass wir mit dem Team kurzfristig ein paar Tage verreisen, wenn es mit dem Titelgewinn klappen sollte. Ich denke, das haben sich die Jungs auch verdient.

Das Saisonfinale in Hockenheim war noch einmal ziemlich aufregend. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich im Qualifying schon nervös geworden bin. Timo hatte das Auto beschädigt und wir wussten nicht, ob er noch eine gute Zeit fahren kann. Das ist ihm zwar dann doch gelungen, es hat aber nicht gereicht, um vor Paul Di Resta zu stehen. Aber damit muss man leben. Und es hat sich schon oft gezeigt, dass es im Rennen dann ganz anders kommt.#w1#

Das war dann ja auch der Fall. Timo ist ein klasse Rennen gefahren. Es war für uns ein ganz toller Moment, als Timo als Meister über die Ziellinie kam. Nach der Geschichte in Le Mans, wo wir eigentlich schon dachten, dass wir es geschafft haben, lastete doch ein immenser Druck auf unseren Schultern. Wir waren alle sehr angespannt. Doch das Team hat unter diesem immensen Druck super gearbeitet und keine Fehler gemacht. Auch Timo ist aus eigener Kraft wieder nach vorn gefahren. Für ihn war es natürlich ein wahnsinniger Sieg - wenn man vor so vielen Zuschauern Meister wird, und das dank einer starken Leistung, ist es schon etwas ganz Besonderes.

Die Kommentare von Mercedes nach dem Rennen fand ich ein bisschen schade. Denn für mich gab es zwei Sieger. Paul hätte es genauso verdient gehabt. Und wenn man nach diesem langen Jahr mit 2,7 Sekunden Rückstand Zweiter im Rennen und Zweiter in der Meisterschaft wird, muss man sich nicht schämen. Man muss dann aber auch nicht die ganzen Geschichten breittreten. Ich denke, dass sie beide ein gutes Rennen gefahren sind. Nur war Timo eben ein bisschen besser als Paul. Und letztlich war es doch Motorsport vom Feinsten.

Timo war schon im vergangenen Jahr schnell, das habe ich immer betont. Aber in diesem Jahr hat er sich einfach sehr wohl gefühlt. Er hat keinen Fehler gemacht, er war konzentriert, er war fit - und das zahlt sich aus. Er kam auch mit dem Auto am besten zurecht, er war immer der Schnellste. Das hat ihn ausgezeichnet. Dazu hatte er eine unglaubliche Coolness. Die kannte man zwar von Timo Scheider bisher nicht, aber jetzt hat er allen gezeigt, was wirklich in ihm steckt.

Trotz der vielen Feiern haben wir natürlich unseren Fokus nicht verloren. Die Arbeit geht unvermindert weiter. Wir werden uns noch einmal zusammensetzen und analysieren, was in dieser Saison gut oder schlecht war. Es geht ganz normal weiter und wir müssen daran arbeiten, dass wir gut ins nächste Jahr kommen.

In der kommenden Saison können wir den Titel-Hattrick holen, doch das ist für uns im Moment noch nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass es mit dem Sport so weitergeht, wie es aufgehört hat. Die Emotionen, die Stimmung und die Zuschauer beim Finale in Hockenheim waren schon beeindruckend. Es war die größte Sportveranstaltung Deutschlands mit den meisten Zuschauern. Wenn wir das mitnehmen können in den Saisonauftakt, ins 100. Rennen, dann haben wir es geschafft.

Hans-Jürgen Abt