"90 Grad Lenkwinkel auf Gerade": Rast dank Engel-Pech von P23 auf P3

Maro Engel kämpfte in den letzten Runden beim DTM-Finale in Hockenheim mit einer angeknacksten Lenkung - Das ermöglichte Rene Rast den Sprung aufs Podest

(Motorsport-Total.com) - "Das ist einfach sinnbildlich für unsere Saison." - Maro Engel nahm es schon ein wenig mit Humor. Statt die "Mamba" mit einem Podestplatz in die Winterpause zu verabschieden, landete der Landgraf-Pilot beim DTM-Finalrennen 2023 auf dem fünften Platz. Dabei hatte er Glück im Unglück.

Titel-Bild zur News: Maro Engel hielt Rene Rast mit defekter Lenkung hinter sich - bis eine halbe Runde vor dem Zielstrich

Maro Engel hielt Rene Rast mit defekter Lenkung hinter sich - bis eine halbe Runde vor dem Zielstrich Zoom

Denn als die Spurstange an seinem Mercedes-AMG GT3 brach, war er gerade über die Ziellinie gefahren. Die Ursache ist noch unklar. Gegenüber Motorsport-Total.com erklärt er: "Fünf Runden vor Schluss habe ich ausgangs der letzten Kurve gemerkt, dass sich die Lenkung bewegt hat. Da hat sich etwas gelöst."

Es folgte ein Funkspruch an die Box, dass "irgendetwas kaputt" sei. Doch die Performance ließ zunächst kaum nach. "Aber die Lenkung hat sich immer mehr verändert", so der 38-Jährige. Man hat gemerkt, dass Spiel und Bewegung in der Aufhängung war. Das wurde immer mehr."

Dennoch bestand Hoffnung, das Ziel zu erreichen, und so kämpfte Engel weiter. "Ich habe mich dann von den Randsteinen ferngehalten, bis auf Kurve 1. Ansonsten wären die BMWs sofort vorbei gewesen."

Und genau dort passierte es in der letzten Runde: "Da ist mir die Spur zumindest zum Teil gebrochen. Ich bin dann mit 90 Grad Lenkwinkel die Gerade runtergefahren. Letztlich war es Glück, denn auf der Inlap ist es komplett gebrochen. Da war es unmöglich zu fahren, deshalb konnte ich das Auto nicht mehr zurückbringen."

Der große Gewinner war Schubert Motorsport. Rene Rast krönte eine furiose Aufholjagd vom 23. Startplatz dank Engels Pech mit dem Podium. "Mir war [zu Beginn der letzten Runde nach dem Teilbruch] klar, dass ich Rene nicht halten kann", sagt Engel.

Rast mit Riesen-Aufholjagd bis aufs Podest

Rast zeigte im Rennen seine ganze Klasse. Der dreimalige DTM-Champion fuhr von Startplatz 23 bis aufs Podium. Bis zum Boxenstopp machte er 15 Plätze gut, im Boxenstoppfenster ging es bis auf Rang vier nach vorne. Am Ende reichte es dank Engels Pech noch zu Rang drei.

Doch warum startete der Schubert-BMW-Pilot überhaupt von so weit hinten? "Wir hatten im Qualifying eine andere Strategie und sind versetzt zu allen anderen gefahren. Dann hatte ich immer Verkehr auf meinen Runden und musste immer wieder abbrechen. Deshalb war ich nur 23. Das ist natürlich blöd gelaufen, da haben wir uns ein bisschen verzockt."

"Im Rennen hat man dann gesehen, wie die Pace im Qualifying hätte sein können", sagt er etwas wehmütig. "Von Platz 23 auf Platz drei - hätte man mir das vor dem Rennen gesagt, hätte ich gesagt: Hast du dir die neue DTM schon mal angesehen?"

"Das ist eigentlich unmöglich, wenn es ein normales Rennen ist. Unter Safety-Car oder so kann das schon mal passieren, aber in einem normalen Rennen ist das eigentlich unmöglich." Es gab zwar eine Safety-Car-Phase im Rennen, aber die war so früh, dass sie das Klassement nicht durcheinander gebracht hat.


DTM-Finale Hockenheim 2023: Spektakel bis zum Zielstrich

Nachdem Thomas Preining schon im Qualifying zum Meister gekürt wurde, lieferte er sich mit Titelkonkurrent Marko Bortolotti noch einmal ein packendes Duell im letzten Rennen der Saison. Weitere DTM-Videos

In der Startphase profitierte er von seiner Erfahrung: "Da habe ich schon acht, neun Positionen gut gemacht." Die restlichen Plätze gab es dann über die Strategie. Während der Großteil des Feldes so früh wie möglich reinkam, um Undercuts zu fahren oder sich zu verteidigen, blieb Rast bis zur Hälfte des Rennens draußen. Nach dem Boxenstopp lag er sogar einige Meter in Führung.

"Ich bin lange draußen geblieben und schnelle Rundenzeiten gefahren. Die anderen haben derweil gekämpft und ich habe virtuell Plätze gut gemacht", erläutert Rast. "So kam ich nach dem Boxenstopp als Erster raus. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Ich war sehr überrascht."

Auf kalten Reifen musste er Thomas Preining, Mirko Bortolotti und Engel wieder passieren lassen. "Mit Maro habe ich mich dann auf Distanz duelliert. Ich habe immer geschaut, wie seine Reifen aussehen. Er ist ordentlich gerutscht, ich irgendwann auch."


Fotos: DTM: Saisonfinale in Hockenheim 2023, Sonntag


"Und in den letzten drei Runden hat es bei ihm einfach seltsam ausgesehen. Er fuhr auf den Geraden nur noch Schlangenlinien." Rast wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts von Engels Problem.

So beendete er die DTM-Saison 2023, die für ihn ungewöhnlich viele Höhen und Tiefen hatte, mit einem Podestplatz. "Wahnsinn, nach der Ausgangslage Dritter zu werden. Das ist unglaublich."

Nun steht die Winterpause an. "Jetzt beginnt wieder der Papa-Alltag", lacht er. Sohn Noah, für den Rast in Spielberg sogar auf Abruf stand, kam erst vier Tage später, am 5. Oktober, zur Welt.

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