• 19.01.2014 12:16

Peterhansel spielt nach Dakar-Geschenk mit Abschied

Im Finale der Dakar stoppt Rekordchampion Peterhansel minutenlang und lässt Teamkollege Roma gewinnen - Seine Zukunft lässt er anschließend offen

(Motorsport-Total.com/SID) - Es war ein filmreifes Finish mit ganz großen Emotionen, als "Nani" Roma gegen 13 Uhr in seinem Mini All4Racing die Ziellinie bei der Rallye Dakar überquerte. Auf der kargen Hochebene im chilenischen Tunga Norte setzte leichter Nieselregen ein, der Spanier schälte sich aus seinem Auto heraus, und mit Tränen in den Augen sagte er: "Ein Traum ist wahr geworden." Doch der Triumph des Piloten aus dem hessischen X-raid-Rennstall hat einen Beigeschmack. Denn Romas am Ende zweitplatzierter Teamkollege Stephane Peterhansel hatte ihm den Sieg geschenkt.

Titel-Bild zur News: Peterhansel Roma

Stephane Peterhansel und sein X-raid Teamkollege "Nani" Roma Zoom

Etwa 30 Kilometer vor dem Ziel nahe Illapel an der chilenischen Pazifikküste stoppte der Titelverteidiger und Rekordchampion der Dakar sein Auto, wartete fünf Minuten und ließ seinen Teamkollegen passieren. Damit beugte sich Peterhansel der bereits am Mittwoch von Teamchef Sven Quandt erlassenen und am Freitagabend noch einmal erneuerten Stallregie.

"Ich respektiere alles", sagt Peterhansel nach der Zieleinfahrt in einem Anflug von Fatalismus und meint: "Ich bin etwas frustriert." Das darf man wohl getrost als Untertreibung bezeichnen. Peterhansels Verzicht und Romas Sieg war ein dreitägiges Geschacher vorausgegangen, das alles andere überdeckt hatte - und das der größte Star des X-raid-Teams aus noch nicht ganz geklärten Gründen verlor.

Quandt hatte sich bereits am Mittwoch für den zu diesem Zeitpunkt führenden Roma als künftigen Dakar-Champion entschieden. Die Verfolger Peterhansel, der fast 40 Minuten Rückstand aufgeholt hatte, und der am Ende drittplatzierte Nasser Al-Attiyah sollten ihren Teamkollegen nicht mehr attackieren, um den angestrebten Dreifach-Triumph nicht mehr zu gefährden. Die Teamorder, obwohl bei der Dakar nicht unüblich, sorgte für viel Unruhe.

Nachdem Roma am Freitag durch einen Plattfuß und einen Fahrfehler in den Dünen in der Gesamtwertung 26 Sekunden überraschend hinter Peterhansel zurückgefallen war, entschied sich der Teamchef erneut für Roma, den "absoluten Teamfahrer" (Quandt). Diese Geste ist auch als Belohnung für die Wasserträgerdienste des ehemaligen Dakar-Siegers in der Motorradwertung (2004) für das Team und Peterhansel in der Vergangenheit zu verstehen.

Wie genau Quandt, der angesichts des überragenden Teamergebnisses (neun Minis in den Top 12) über einen "Riesenerfolg" jubelte, aber Peterhansel bei dessen 25. Dakar-Teilnahme zum Verzicht bewegte, ist nicht klar. Im Team halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass der Franzose X-raid verlässt und zum wahrscheinlichen Dakar-Rückkehrer Peugeot wechselt. Allerdings hatte Quandt den Vertrag mit Peterhansel, der 2012 und 2013 für X-raid gewann, vor einiger Zeit per Option verlängert.

Peterhansel wollte sich während der Dakar nicht zu seiner Zukunft äußern. Am Samstagabend meinte er am Zielort in Valparaio vielsagend: "Ich habe viele Optionen." Die Teamorder gegen ihn dürfte den 48-Jährigen nicht unbedingt zum Bleiben bei X-raid bewegt haben.