"Pech ist das richtige Wort": Audi-Bilanz nach der zweiten Dakar-Teilnahme

Unfälle, Zwischenfälle, Diskussionen um die Einstufung - Audi erlebt eine turbulente Rallye Dakar - Schließlich sieht nur Mattias Ekström außerhalb der Top 10 das Ziel

(Motorsport-Total.com) - Für die zweite Teilnahme an der Rallye Dakar in Saudi-Arabien nahm sich Audi viel vor. Schlussendlich erreichte nur Mattias Ekström auf Platz 14 das Ziel in Dammam. Stephane Peterhansel und Carlos Sainz schieden nach Unfällen aus.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Nur Mattias Ekström erreichte nach zwei Wochen das Ziel in Dammam Zoom

"Pech ist das richtige Wort", sagt Q-Motorsport-Chef Sven Quandt gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Aber das ist bei der Dakar immer so. Man braucht 25 Prozent Glück. Man kann die Performance des Fahrzeugs haben, man kann eine super Performance der Fahrer haben."

"Aber ein bisschen Glück braucht man immer dazu. Man kommt als Erster an eine Stelle, die nicht hundertprozentig übersichtlich ist. Das ist auch kein Vorwurf an den Veranstalter, weil man kann das Roadbook nicht zu 100 Prozent perfekt haben."

"Dann ist etwas drin, das für diesen Speed nicht gemacht ist. Und dann passiert so etwas. Da wir zwei Autos hintereinander hatten, ist es beiden passiert", spricht Quandt die Unfälle von Peterhansel und Sainz im Laufe der sechsten Etappe an.

Für Peterhansel war die Rallye beendet. Sein Beifahrer Edouard Boulanger verletzte sich beim Unfall am Rücken und musste in München operiert werden. Sainz setzte die Fahrt nach langer Reparaturpause fort. Ein Überschlag in Etappe neun sorgte für seinen endgültigen Ausfall.

"Ja, wir hätten nach der ersten Woche anders dastehen können", sagt Quandt. "Aber ich mache die Dakar jetzt seit 30 Jahren. Da weiß man, dass es hoch und runter geht. An einem Tag kann man gewinnen und am nächsten kann man alles verlieren. Das ist eben so."

Machten die zusätzlichen 8 kW einen Unterschied?

Für Diskussionen im Biwak sorgte die FIA-Entscheidung, dass Audi mit dem innovativen Hybrid-Fahrzeug ab der fünften Etappe mit zusätzlichen 8 kW Leistung fahren durfte. Nasser Al-Attiyah (Toyota) kritisierte das in einer ersten Reaktion als "nicht fair".

Aber Sebastien Loeb (Prodrive Hunter) hielt am Ruhetag fest, dass die Einstufung in Ordnung war, denn Audi fuhr trotzdem nicht den herkömmlichen Benzinern um die Ohren. Machten diese umgerechnet elf PS also gar keinen so großen Unterschied?

"Es macht schon einen Unterschied, weil wir viele Sandpassagen haben", erklärt Quandt. "Und im Sand geht es nur um die Leistung. Das ist ein ganz wichtiger Baustein. Carlos hat erzählt, dass ihm beim Hinauffahren einer Düne ein Buggy überholt hat, weil der einfach mehr Leistung hat."

Sven Quandt, Carlos Sainz

Carlos Sainz in Saudi-Arabien im Gespräch mit Sven Quandt Zoom

"Sand frisst Leistung. Da ist man über jedes Kilowatt dankbar. Nach den 8 kW mehr sind wir ganz gut dabei. Aber es sind nur 85 Prozent und nicht 100. Wenn wir die 100 Prozent bekommen würden, dann wären wir da."

Denn laut Quandt darf man nicht nur das Drehmoment der Elektromotoren bei der Beschleunigung bedenken: "Wir hatten das alle vergessen. Wir haben immer nur die Beschleunigung gemessen. Wir haben vergessen, auch den Bremsweg zu messen."

"Unser Auto ist um 100 Kilogramm schwerer. Also haben wir einen längeren Bremsweg. Dafür muss man dem Auto auch etwas geben. Entweder geht man mit dem Mindestgewicht runter, oder man bekommt noch ein paar kW dazu."

"Wir müssen bei der Beschleunigung ein bisschen besser sein, weil wir beim Bremsen verlieren. Selbst wenn wir 1:1 gleich wären, verlieren wir trotzdem in der Bremsphase. Unser Auto ist schwer und es ist auch über die Strecke schwerer."

Carlos Sainz Sen.

Im Sand spielt die Antriebsleistung eine wichtige Rolle Zoom

"Der Benziner wird über die Distanz immer leichter. Wir haben bis zum Ende mehr Gewicht drin. Das beansprucht natürlich auch die Federn und so weiter." Die zweite Dakar-Woche verlief dann für den letzten Audi im Feld deutlich reibungsloser.

Ekström in zweiter Woche regelmäßig im Spitzenfeld

Ekström hatte zuvor in Etappe sieben Pech gehabt. Er hatte einen im Sand verborgenen Stein erwischt, der die linke Hinterradaufhängung beschädigt hat. Nach langer Reparatur konnte der Schwede weiterfahren. Auch in Etappe acht verlor er aufgrund eines Problems viel Zeit.

Aber nach dem Ruhetag zeigte Ekström das Potenzial des Audi. Er belegte die Tagesergebnisse vier, zwei, drei, zwei, drei und zwei. In der Gesamtbilanz hat Audi mit Sainz die zweite Etappe gewonnen. Ekström hat zu Silvester den Prolog für sich entschieden.

"Es war eine harte Rallye", atmet der zweimalige DTM-Champion und Rallycross-Weltmeister durch. "Wir haben auch nach den hohen Zeitverlusten nie aufgegeben. Wenn wir an einzelnen Tagen kein Vertrauen ins Roadbook hatten, haben wir etwas Tempo herausgenommen."

Mattias Ekström

Nach zwei turbulenten Wochen feierte das Audi-Team die Zielankunft von Ekström Zoom

"Ansonsten haben wir uns mit der Spitze gemessen." Für Ekström war es seine dritte Dakar-Teilnahme und seine erst zweite in der Topklasse der Automobile. Nach Platz neun im Vorjahr schaffte der 44-Jährige erneut die Zielankunft.

Insgesamt zieht Rolf Michl, Motorsportchef von Audi, ein gemischtes Fazit: "Wir haben bei dieser Ausgabe der Rallye Dakar alle Höhen und Tiefen erlebt. Die Spitzenergebnisse in den Tageswertungen zeigen, dass wir mit unserem innovativen RS Q e-tron zu den Schnellsten zählen."

"Und das mit einem Auto, das die geringsten Emissionen erzeugt. Von Reifen- und Fahrwerksschäden bei Hindernissen auf den rauen Pisten bis zu den Unfällen haben wir aber auch viele Enttäuschungen erlebt. Nun arbeiten wir gründlich alle Aspekte auf."