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Doornbos: Ersatzfahrer-Job in Indianapolis
Robert Doornbos berichtet in seiner Kolumne vom Wochenende in Indy, vergleicht die Formel 1 mit den ChampCars und blickt auf seine kommenden Rennen
(Motorsport-Total.com) - Liebe Motorsport-Total.com-Leser,

© xpb.cc
Robert Doornbos mit Adrian Sutil (links) und Lewis Hamilton (rechts)
es war schon gut, vergangenes Wochenende in Indianapolis bei der Formel 1 zu sein. Aber irgendwie war es auch komisch. Einerseits ist es klasse, alle wiederzusehen, und es war auch cool mitzubekommen, dass alle meine Ergebnisse in der ChampCar verfolgen und sich dafür interessiert haben, wie es ist, die ChampCars zu fahren. Auf der anderen Seite war es für mich ein sehr langes Wochenende weil ich nicht selbst fahren konnte. Es ist Teil meines Jobs für Red Bull Racing in diesem Jahr, dass ich, wann immer ich kann, bei den Grands Prix vor Ort bin, so bleibe ich immer im Kontakt mit allen.
Die Formel 1 braucht so interessante Rennen wie die letzten beiden in Nordamerika mit echten Platzkämpfen auf der Strecke und Spannung in der Boxengasse. Ich war sehr glücklich, Robert Kubica nach seinem schweren Crash zu sehen und mit ihm reden zu können und auch von ihm selbst zu hören, dass es ihm gut geht! Es ist eben so, dass auch Unfälle die Rennen für die Fans interessanter machen, sie sind eben Teil der Show, aber natürlich ist es sehr gut, zu sehen, dass die Sicherheit der Formel-1-Autos heutzutage so hoch ist.#w1#
Nachdem ich in beiden Serien gefahren bin, kann ich die Unterschiede sehen. Die Formel 1 investiert sicherlich mehr Zeit, Geld und Entwicklung in die Sicherheit als jede andere Serie weltweit. Die ChampCar-Chassis sind sehr stabil und können einen schweren Einschlag wie ein Formel 1 wegstecken. Aber die Rennstrecken, auf denen die Formel 1 fährt, tun mehr für die Sicherheit, so wie asphaltierte Auslaufzonen anstelle von Kies und so. Es ist gut, wenn eine Serie von der anderen lernen kann. Man sollte nie aufhören zu lernen.
Das Rennen in Indianapolis war gut, und der zweite Sieg von Lewis Hamilton in Folge hat mich sicher so wie viele Menschen auf der ganzen Welt sehr überrascht. Allerdings hatte ich die Chance, mit ihm in Indianapolis zu sprechen und es war ziemlich deutlich, dass er sehr zuversichtlich ist und dass er weiß, dass er großes Glück hat, das vielleicht schnellste Formel-1-Auto der Saison zu fahren. Das soll aber nicht seine Leitung schmälern, er macht einen sehr guten Job und hat es tatsächlich geschafft, seinen Teamkollegen (der dazu zweimaliger Weltmeister ist!) im gleichen Auto vom Start bis zur Zieldurchfahrt hinter sich zu halten.
Dennoch, ich glaube nicht, das Fernando Alonso frustriert ist, er weiß, die Saison ist noch lang und McLaren-Mercedes wird das Auto noch mehr verbessern und es wird für alle anderen das Auto sein, das es zu schlagen gilt. Klar ist es nicht leicht, dass ein Rookie fehlerfreie Rennen fährt und die volle Punktzahl kassiert, ich denke, das motiviert ihn nur noch mehr, um noch mehr Druck zu machen. Nach dem, was er in der vergangenen Saison geleistet hat, um den Titel gegen Michael zu gewinnen, denke ich schon, dass er mit dem Druck umgehen kann.
Klasse finde ich auch, dass Sebastian Vettel bei seinem Grand-Prix-Debüt gleich einen Punkt geschafft hat. Klar ist das ein tolles Ergebnis für jeden Piloten in seinem ersten Rennen, man muss aber auch ganz klar sagen, dass Sebastian auch das Auto dazu hatte. Mein Kompliment an ihn, dass er es geschafft hat, in der Qualifikation so nahe an Nick dran zu sein.
Auch wenn die Autos heutzutage die elektronischen Fahrhilfen haben, ist es dennoch kein einfacher Job. Als Formel-1-Pilot musst du heute ein Top-Athlet sein und hart und intensiv daran arbeiten, dass man das Auto versteht, ebenso die Reifen, damit man am Ende schnell ist. Natürlich verlässt man sich auch auf sein Talent und den Glauben an sich selbst. In jedem Fall ist es immer wieder ein ganz besonderes Gefühl, ein Formel-1-Auto zu fahren!
Unsere ChampCar-Rennen sind anstrengender, vor allem weil die Straßenkurse so viele Bodenwellen haben. Dazu haben wir keine elektronischen Fahrhilfen. Am meisten habe ich in meinem ersten ChampCar-Rennen die Servolenkung vermisst. Außerdem hat die Formel 1 Fahrhilfen wie Traktionskontrolle, ohne diese musst du im ChampCar während des Rennens, das dazu eine Stunde und 45 Minuten dauert, härter kämpfen.
Ich habe mich aber dennoch schnell daran gewöhnt, weil es mich an meine Formel-3000-Tage mit Arden erinnert hat. Die Formel-3000-Autos waren Lolas und hatten ein gutes PS-Pakt, keine Servolenkung und noch richtige Handschaltung, etc. Es hat Spaß gemacht, das Auto zu fahren und ich hatte eine gute Saison. Hoffentlich können wir das in der ChampCar fortsetzen. So weit so gut...
Keiner weiß, ob die Formel 1 nächstes Jahr wieder in Indianapolis sein wird, aber ich glaube schon. Wenn die Verhandlungen noch laufen, wird das Rennen vom vergangenen Sonntag helfen, denn die Fans konnten ein spannendes Rennen sehen, in dem es gute Platzkämpfe gab, sowohl im Mittelfeld als auch um den Sieg. In der ChampCar sind wir alle der gleichen Meinung, die Formel 1 ist nach wie vor die Königsklasse des weltweiten Motorsports.
Wenn man mich fragen würde, wo ich ein Formel-1-Rennen in den USA vorschlagen würde, ich würde Las Vegas sagen, Vegas war für mich klasse, ich war zum ChampCar-Rennen das erste Mal dort und ich kann klar sagen, es ist etwas ganz besonders. Wenn die Formel 1 nach Vegas käme, wäre das eine Riesenshow!
Aus eigener Erfahrung kann ich auch sagen, es gibt wirklich schlimmere Orte, um am Sonntagabend einen Podestplatz zu feiern... Als Ort für einen weiteren Grand Prix in den USA würde ich vielleicht noch einen weiteren Stadtkurs in New York vorschlagen, denn Stadtkurse sind spektakulär und bieten immer eine gute Show!
Bei mir geht es ohne Pause weiter, am Montag nach dem Indianapolis-Grand-Prix hatte ich schon meinen nächsten ChampCar-Test auf einer für mich neuen Strecke, Road America (Elkhart Lake). Das war eine tolle Erfahrung, denn der Kurs ist so schnell, dazu die vielen Steigungen - er erinnert mich sehr an eine meiner Lieblingsstrecken, Spa-Francorchamps.
An den nächsten drei Wochenenden werde ich ChampCar Rennen fahren, in Cleveland, und dann zweimal in Kanada, St. Jovite und Toronto. Das heißt für mich: es gibt viele Punkte zu holen und mein Ziel ist es, das Maximum zu schaffen. Die Strecken sind alle neu für mich, aber ich bin zuversichtlich dass wir dort überall einen guten Job machen können.
Also, drückt mir die Daumen!

