• 05.09.2007 20:54

  • von Robert Doornbos

Doornbos: "Das Leben geht weiter!"

Obwohl er in Assen nur 13. wurde, blickt Robert Doornbos in seiner Kolumne auch mit positiven Emotionen auf sein Heimrennen zurück

Liebe Motorsport-Total.com-Leser,

Titel-Bild zur News: Robert Doornbos

Immer gut gelaunt: Robert Doornbos will Assen abhaken und an die Zukunft denken

fangen wir mit dem Positiven an: Ich bin stolz auf all die holländischen Fans, die in so großer Anzahl nach Assen gekommen sind, um mich zu unterstützen. Sie haben mir alle erzählt, dass sie viele unserer Rennen live anschauen, und das bedeutet, dass sie aufgrund des Zeitunterschiedes sonntagabends oft erst spät schlafen gehen. Das sind wirkliche Rennfans! Vielen Dank!

Wir haben das Wochenende in Assen mit der Erwartung begonnen, gleich im ersten Freitagstraining schnell zu sein, nachdem unser Wagen auch in Zolder schnell war, aber die unterschiedliche Streckenbeschaffenheit schien unserem Auto in Kombination mit den schnellen Kurven nicht zu liegen und wir begannen etliche Änderungen vorzunehmen, um das passende Setup zu finden. Aber bei unserem "besonderen" holländischen Wetter hatten wir wenig Gelegenheit dazu, dies im Trockenen zu tun, und dann war auch die Qualifikation am Freitagnachmittag verregnet. Das stimmte uns eigentlich optimistisch, denn ich fahre gerne im Regen, und weil wir noch kein gutes Setup für trockene Verhältnisse gefunden hatten, habe ich mich nicht über den Regen beschwert, sondern zusammen mit dem Team alles gegeben, um diese wichtige Freitagspole zu holen.#w1#

Qualifyings liefen nicht nach Wunsch

Es sah gut aus, denn die meiste Zeit lag ich tatsächlich auf P1. Dann hörte es auf zu regnen, der Kurs begann abzutrocknen und ich entschied mich, als erster Fahrer auf Slicks zu wechseln. Die lautstarke Unterstützung so vieler Fans beim Heim-Grand-Prix gibt einem einen zusätzlichen Adrenalinschub, und ich hatte das Gefühl, ich müsste einfach noch mehr geben. Als ich etwa die Hälfte meiner Aufwärmrunde hinter mir hatte, begann es auf der Gegengeraden wieder zu regnen. In der ChampCar-Serie haben wir keine Reifenwärmer, wie es sie in der Formel 1 gibt, und so ist es schwierig, die Reifen auf Temperatur zu kriegen.

Robert Doornbos

Eigentlich lief schon im Qualifying alles so, wie es nicht laufen sollte... Zoom

Als ich dann für die letzten Minuten der Session meine Regenreifen wieder aufgezogen hatte, wechselten Justin Wilson und ich uns auf der Pole Position ab. Bei meinem letzten Versuch hätte ich es geschafft, ich lag vorne, doch dann traf ich auf dem letzten Sektor auf Verkehr und verlor die Runde. Ich war wirklich enttäuscht, denn die Freitagspole ist ein garantierter Platz in der ersten Startreihe für das Rennen, und das macht den Rest des Wochenendes eine ganze Ecke einfacher. Aber ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn mein Terminplan war einfach unglaublich voll. Wir hatten Fantreffen, Sponsorenmeetings und eine große Autogrammstunde mit allen Fahrern. Egal, wo ich hinging, überall folgten mir viele Fans. Das war schon etwas ganz Besonderes.

Dann ging es zurück in unser Hotel. Ich hatte ja in meiner letzten Kolumne schon geschrieben, wie herrlich es dort in den kleinen Bauernhäusern war. Ich versuchte, mich ein bisschen zu entspannen, und verbrachte das Abendessen mit meiner Familie und guten Freunden, wohl wissend, dass es ein hartes Wochenende werden würde, da unser Wagen einfach nicht die richtige Balance hatte. Am Samstag ging es leider auch nicht viel besser weiter: Die Trainings liefen nicht besonders gut, das Wetter wechselte ständig und wir konnten nicht richtig an unseren Änderungen am Setup arbeiten. Zu Beginn der Qualifikation hatte ich gleich mal wieder Pech und blieb im Verkehr stecken, alles in allem war unser Auto aber auch einfach nicht stark genug, um die Pole Position zu kämpfen. Es war schon eigenartig, neue Namen an der Spitze zu sehen. Es schien, als hätten diese Fahrer etwas gefunden, das ihre Autos auf schnellen Strecken besser macht.

Ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe! Wir hatten dieses Jahr schon tolle Erfolge in der ChampCar, aber weit weg von meiner Heimat. Ich war Zweiter in der Meisterschaft und wollte vor allem meinen Fans mit einem guten Ergebnis beim Heimrennen danken. Leider sah es aber nicht danach aus. Doch solche Momente muss man irgendwie abhaken, das Leben geht weiter und ich musste mich auch auf meine vielen anderen Verpflichtungen konzentrieren. Wie schon in Belgien hatten wir auch hier einen großen Fanstand, wo ich Autogramme unterschrieb, die Fans traf und Kappen und T-Shirts verkaufen half. Außerdem hatte mich Audi gefragt, ob ich für sie zwei Runden mit einem Fan, der einen Preis gewonnen hatte, fahren könnte. Wir bekamen einen nagelneuen Audi R8 zur Verfügung gestellt und drehten ein paar Runden. Natürlich habe ich als erstes die Traktionskontrolle ausgeschaltet und Gas gegeben, so dass wir in den Kurven übersteuert haben. Nach einer halbe Runde schaute ich zu dem Fan und fragte ihn, ob er Spaß habe. Er war vor lauter Begeisterung fast sprachlos! Wir hatten beide eine Menge Spaß und das Auto war klasse!

Gänsehaut am Rennstart

Dann ging es langsam aber sicher auf das Rennen zu. Der Start war etwas ganz Besonderes für mich, ich schaute mich um und sah überall viele holländische Flaggen, orange T-Shirts und viele Doornbos-Kappen und -Shirts. Die Stimmung war großartig, und ich sagte zu mir selbst: "Ich weiß, wir waren das ganze Wochenende hier nicht sehr schnell, aber diese Leute sind hierher gekommen, um uns anzufeuern, vor allem nach den Erfolgen, die wir in diesem Jahr in den USA hatten - ich möchte ihnen ganz herzlich danken!"

Robert Doornbos

Immer von Fans umzingelt: Die Begeisterung in Assen war fantastisch Zoom

Das Rennen selbst war ein absolutes Desaster. Ich musste fünfmal an die Box kommen, die Führenden machten nur jeweils drei Stopps. Wir hatten keine richtige Strategie und ich war sehr enttäuscht von meinem Team. Eine solche Enttäuschung wäre für mich leichter wegzustecken gewesen, wenn es auf einem eigenen Fehler beruht hätte, wie einem Unfall oder etwas in der Richtung. Aber so fuhr ich einfach nur weiter meine Runden, hatte zu viele Stopps, dazu noch Probleme beim Nachtanken und ich war einfach enttäuscht. Es tat mir leid, für meine Fans, meine Familie, meine Sponsoren und meine Freunde, aber ich konnte nichts daran ändern.

Ich weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass jede Saison Höhen und Tiefen hat, und wenn man so wie wir jetzt ganz unten ist, dann wird mich das für die Zukunft nur noch stärker machen. Das heißt, dass ich alles geben werde, um "Bobby D" und Team Minardi USA in zwei Wochen in Australien wieder aufs Podium zu bringen. Ich konzentriere mich jetzt auf unseren Test in der kommenden Woche in Sebring und bereite mich intensiv auf die letzten zwei Rennen in der Meisterschaft vor.

Robert Doornbos