• 31.07.2023 16:59

  • von Stefan Leichsenring

Zeekr 001 im Test: Was taugt der neue China-Crossover?

2024 kommt der Zeekr 001 zu uns nach Deutschland - Wir haben den Fünf-Meter-Crossover zwischen Kombi, Limousine und SUV rund um Göteborg gefahren

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Der chinesische Hersteller bezeichnet den Zeekr 001 als Shooting Brake, doch angesichts der stattlichen Höhe von 1,55 Meter würden wir das Fünf-Meter-Modell lieber als Crossover eingruppieren. In Holland und Schweden ist das Auto schon bestellbar, nächstes Jahr soll es auch zu uns kommen. Wir haben es bereits getestet.

Titel-Bild zur News:

Zeekr 001 (2024): Das Exterieur Zoom

Wie schon nach Begutachtung der Bilder erinnert uns die Optik des Zeekr 001 an den Porsche Taycan Sport Turismo. Der Zeekr-Chefdesigner will da gar nicht widersprechen: Stefan Sielaff, zuvor lange Jahre bei Audi und Bentley tätig, arbeitet seit zwei Jahren bei Geely in Göteborg, wo auch Geely-Firmen wie Volvo, Polestar und Lynk & Co ihren Sitz haben.

Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört derzeit, die Zeekr-Modelle optisch von denen der Schwesterfirma Lynk & Co abzuheben. Beim 001 erinnern die zwei Licht-Rippen oben auf der Haube noch deutlich an Lynk. Aber schick ist das Auto ohne Frage. Auch das Heck ist gelungen, die Rückleuchten wirken raffiniert. Dazu kommen noch plan integrierte Türgriffe, die erst beim Entriegeln ausfahren, rahmenlose Seitenfenster und ein großes Panoramadach als weitere Schmankerl, wie der gebürtige Münchner Sielaff sagen würde.

Am nächsten Morgen setze ich mich mit einem Kollegen in die Allradversion des Zeekr 001. Ich gucke auf ein breites Instrumentendisplay mit den wichtigsten Fahrdaten, in der Mitte gibt es einen 15,4-Zoll-Touchscreen. Vieles wird über diesen Monitor eingestellt, so auch die Außenspiegel. Zum Losfahren muss ich nur den kleinen Fahrmodus-Schieber auf D bewegen, und es geht los - einen Startknopf hat das Auto nicht.

Zeekr 001 im Test

Zeekr 001 im Test Zoom

Die Integralsitze halten einen in den vielen Kreisverkehren Göteborgs gut fest, an der Hüfte sind sie mir etwas zu eng. Im Vergleich mit der chinesischen Version ist der Schaumstoff wesentlich fester, und auch das Fahrwerk ist anders ausgelegt. Die allgegenwärtigen Temposchwellen bewältigt der Wagen damit problemlos. Dabei hat unser Testwagen (die mittlere der drei Varianten namens Performance AWD) noch nicht einmal die Luftfederung mit verstellbaren Dämpfern, die die Topvariante an Bord hat.

Gut, dass in Göteborg wenig Verkehr ist. So kann ich die 400 kW schon auf einer der ersten Geraden auskosten - die Beschleunigung ist höllisch, nur 3,8 Sekunden sollen bis Tempo 100 vergehen. Es wirft einen in den Sitz, und im Sportmodus empfiehlt es sich, den Gasfuß ein wenig sachte aufs Pedal zu setzen, sonst knallt der Beifahrer mit der Omme an die Kopfstütze.

Die später gefahrene Version mit der halben Leistung (200-kW-Heckantrieb) reicht auch völlig aus. Da ist auch der Stromverbrauch niedriger: Laut Bordcomputer benötigten wir mit dem Allradler rund 22,5 kWh, mit dem RWD-Modell nur etwa 19,5 kWh. Wobei wir mit beiden öfter Vollgas gaben - was beim AWD-Modell natürlich mehr Strom kostet als beim Hecktriebler.

Zeekr 001 im Test

Die Rekuperations-Stärke-Einstellungen Medium, High sowie One Pedal Driving an oder aus Zoom

Der Zeekr 001 bietet eine ziemlich feine Einstellung der Rekuperations-Stärke. Im Touchscreen-Menü gibt es die Modi Medium und High, darüber hinaus kann man noch One Pedal Driving an- oder ausschalten. Seltsam, oder? Bei den meisten E-Autos steht One Pedal Driving für die stärkste Bremswirkung beim Loslassen des Gaspedals. Das Rätsel erklärt sich so: Mit One Pedal Driving stellt man ein, ob das Auto beim Loslassen des Gaspedals bis zum Stand verzögert oder mit 7 km/h weiterkriecht. Medium und High sind die Einstellungen für die Energierückgewinnung bei höherem Tempo. So haben wir das noch nirgends gesehen, aber sinnvoll ist es.

Schade nur, dass man die Modi nicht per Lenkradwippen aktivieren kann. Mein Kollege bemängelt auch, dass man mit dem Wagen nicht richtig segeln kann - ihm fehlt die besonders effiziente Möglichkeit, das Auto mit wenig Widerstand auslaufen zu lassen. Das ließe sich per Software leicht ändern, sagt Technik-Chef Ralph Stenger, ein weiterer deutscher Manager im Zeekr-Team.

Zeekr 001 im Test

Perfekte Ladeplanung: Diese 2 Stopps empfiehlt unser 001 für die 731 km lange Strecke Göteborg-Berlin Zoom

Gelungen ist auch die Ladeplanung: Ich gebe eine deutsche Adresse als Ziel ein und voilà, nach wenigen Sekunden hat das schnell reagierende System eine Route berechnet. Ich tippe noch auf das Ladesäulen-Symbol und schon präsentiert unser Zeekr 001 die seiner Ansicht nach optimale Strategie: 340 km fahren, dann bei Eon auf 80 Prozent laden, nochmal 300 km fahren und wieder auf 80 Prozent bringen und zum Schluss nochmal knapp 10 km bis Berlin ...

Auch an die Vorbereitung der Batterie aufs Schnellladen hat Zeekr gedacht: Wenn man einen Schnelllader ins Navi eingibt, wird der Akku automatisch und rechtzeitig auf die richtige Temperatur gebracht.

Apropos Laden: Als Auto auf Basis der Sustainable Experience Architecture kann der 001 (wie die Verwandten Smart #1 und Volvo EX30, die einer kleineren SEA-Version aufsetzen) mit bis zu 22 KW Wechselstrom laden - eine Seltenheit in der Branche. Damit soll der Akku nach nur 5h30 wieder voll sein. Alternativ wird in 30 Minuten mit bis zu 200 kW Gleichstrom auf 80 Prozent geladen - konkurrenzfähige Werte.


Fotostrecke: Zeekr 001 im Test: Was taugt der neue China-Crossover?

Die Platzverhältnisse im Zeekr 001 sind so, wie man es erwartet: Die Kniefreiheit im Fond ist überragend, bei mir als 1,76 Meter großem Autor bleiben mehr als 20 Zentimeter vor den Knien, wenn der Sitz davor für mich eingestellt ist. Nicht ganz so überragend ist die Lage über dem Kopf; dort bleiben aber ebenfalls ein paar Zentimeter bis zur Decke.

Der Kofferraum wird durch die schräg abfallende Dachlinie verkleinert, aber größere Möbel wie Kühlschränke oder Kommoden dürfte die Klientel eines solchen Fahrzeugs ohnehin selten transportieren. Unter dem 536 Liter großen Gepäckabteil gibt es noch einen rund 15 Zentimeter hohen Raum. Alternativ kann man den Boden auch ganz unten einlegen. Zusätzlich exisitiert noch ein kleiner Frunk unter der Fronthaube, wo immerhin das Ladekabel Platz findet.

Ansonsten war der getestete Zeekr 001 noch kein Serienmodell: Die Assistenzsysteme waren deaktiviert, sodass wir diese noch überhaupt nicht testen konnten. Das Navi fand München noch nicht und zeigte auf der Karten den Vermerk "Test Version". Auch bei Benutzung der Rückfahrkamera wurde ein Fehler angezeigt.

Zeekr 001 im Test

Die drei Versionen des Zeekr 001 mitsamt der Preise für die Niederlande und Schweden Zoom

Die Preise für den Zeekr 001 in den Niederlanden beginnen bei rund 60.000 Euro; auch die Topversion kostet weniger als 68.000 Euro. Das ist sehr günstig, wenn man mit den Porsche Taycan Sport Turismo vergleicht, den es mit 240 kW-Heckantrieb ab rund 94.000 Euro gibt. Wie viel der BMW i5 Touring kostet, ist noch nicht bekannt, doch die Limousine wird ab etwa 70.000 Euro angeboten. Auch SUVs der Fünf-Meter-Klasse sind teurer. Den Audi Q8 e-tron Sportback gibt es mit vergleichbarer Motorisierung (250 kW, allerdings Allradantrieb) erst ab rund 77.000 Euro.

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Der Zeekr 001 sieht nicht nur gut aus, er bietet auch ein feines Interieur mit schönen Nähten und dezenter Gestaltung (wenn man nicht gerade die kupferfarbenen Zierleisten wählt, es gibt auch schönere in Silber). Das getestete Stahlfeder-Fahrwerk ist ebenfalls gut abgestimmt. Der 400-kW-Allradantrieb bietet enorm viel Fahrspaß, der 200-kW-Hecktriebler wird dem allergrößten Teil der Kundschaft ebenfalls ausreichen.

Die Bedienung ist ein wenig displaylastig; dass die Außenspiegel und die Rekuperationsstärke nur über den Touchscreen eingestellt werden können, ist für uns ein Manko. Zum Thema Assistenzsysteme können wir nichts sagen, da sie bei den Testfahrzeugen desaktiviert waren. Zu den besten Argumenten für den Zeekr 001 aber gehört der niedrige Preis: 60.000 Euro sind enorm günstig.

Zeekr 001 Performance AWD

Motor: 2 Permanentmagnet-Synchronmotoren (PSM) à 200 kW und 343 Nm
Leistung: 400 kW
Max. Drehmoment: 686 Nm
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Verbrauch: 18,5 kWh/100 km (WLTP)
Batterie: 102 kWh
Elektrische Reichweite: bis zu 580 km (WLTP)
Ladeanschluss: CCS2, bis 22 kW AC, bis 200 kW DC
Aufladezeit: 5h30 mit AC, 30 min mit DC (10-80%)
Länge: 4.955 mm
Breite: 1.999 mm
Höhe: 1.560 mm
Kofferraumvolumen: 539 Liter (Maximalvolumen k.A.)
Leergewicht: 2.335 kg
Basispreis: ca. 62.000 Euro (Preis in den Niederlanden)
Marktstart: Anfang 2024

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