• 28.09.2018 19:51

  • von Stefan Leichsenring

Volvo XC40 T3 2019 im Test: Was taugt der neue Dreizylinder?

Volvos Kompakt-SUV namens XC40 bekommt einen neuen Einstiegsbentiner. Der erste Dreizylinder der Marke leistet 156 PS. Was taugt das Auto? Test

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Volvo kündigt den XC40 T3 als allererstes Dreizylinder-Modell der Marke an. Aber Moment mal, wie kann der T3 neu sein, frage ich Pressesprecher Michael Schweitzer, wo doch der XC40 von vornherein mit diesem Motor angekündigt wurde? Und wo schon die allererste XC40-Preisliste vom September 2017 den T3 enthielt? In der Tat haben wir den da reingeschrieben, sagt Schweitzer. Das haben wir getan, um einen guten Einstiegspreis ankündigen zu können. Aber auf den Markt gekommen ist der Motor erst im Sommer 2018. Okay, also wirklich neu, denke ich mir und suche mir einen blauen "XC40 T3 Momentum" für die Testfahrt aus.

Das "Amazon blue" des Wagens entpuppt sich als türkiser Farbton, dazu hat das Auto ein weißes Dach, weiße Außenspiegel und sogar weiße Felgen. Ziemlich schick, muss ich sagen. Ein wenig hochbeinig wirkt er zwar, aber sonst ... Links an der Fuge der Motorhaube entdecke ich eine winzige Schwedenfahne, ein nettes Detail aus Gummi, das daran erinnert, woher dieses Auto kommt.

Auch innen ist der Volvo fein gestaltet. Als ich auf dem Fahrerplatz sitze, blicke ich auf ein sehr schickes Instrumentendisplay, das in Gestaltung und Brillanz stark an das System des VW-Konzerns erinnert. 12,3 Zoll, sagt die Preisliste, genauso groß wie bei VW, Audi, Mercedes etc. Gefällt mir! Und kostet nicht mal Aufpreis, wie ich später beim Blick in die Preisliste feststelle.

Innenraum, Motor, Fahrwerk

Kein ganz so gutes Bild gibt das senkrechte 9,0-Zoll-Display in der Mitte des Cockpits ab. Das Kartenbild des Navis ist funktional, man kommt damit zurecht. Aber im Vergleich zu den beeindruckenden Satellitenbildern, die es bei Audi, VW &Co gibt, ist es doch arg enttäuschend, gerade, wenn man durchs Gebirge fährt. Außerdem ist die Bedienung ein wenig gewöhnungsbedürftig. Auch der Schaltknüppel (den T3 gibt es ausschließlich mit Handschaltung) ist etwas klobig und ungewohnt, doch nach kurzer Eingewöhnung bereitet die Bedienung keine Probleme.

Der 1,5-Liter-Turbobenziner bringt den Wagen rasch in Schwung. 156 PS und ein Drehmoment von 265 Newtonmeter sind ja auch für einen 1,6-Tonner nicht übel. Das Beschleunigungsgefühl ist gut, dabei bleibt die Akustik sehr dezent. Allenfalls im obersten Drehzahlbereich (den man bei einem Turbobenziner nur selten bemüht) wird das Geräusch etwas rau. Nein, dieser Motor lässt wirklich kaum etwas vermissen. Mit dem serienmäßigen Otto-Partikelfilter erfüllt der Wagen schon die scharfe Abgasnorm Euro 6d-Temp. Positiv fällt auch die direkte Lenkung auf - selten, dass ein SUV so feinfühlig schon auf kleine Drehbewegungen am Steuer reagiert.

Innenraum und Cockpit des Volvo XC40 T3 2019

Innenraum und Cockpit des Volvo XC40 T3 2019 Zoom

Ähnlich gut gefällt mir das Fahrwerk: Es wirkt weder allzu hart noch stört es durch Kurvenwanken oder Nickbewegungen beim Bremsen. Die Reaktion auf kurzes Wackeln am Lenkrad bei Landstraßentempo wirkt exakt, viel weniger schwammig als der kurz danach gefahrene XC90 (der zwei Klassen höher rangiert, aber hier wesentlich weniger beeindruckt). Ein Punkt, in dem ich penibel bin, ist der Seitenhalt der Sitze, und hier enttäuscht der Volvo. Am Rücken sind mir die Möbel zu breit, und auch an den Oberschenkeln wünsche ich mir in so mancher Kurve mehr Halt.

Und das Platzangebot?

Nach dem Fahren setze ich mich auf den Platz hinten und stelle fest: Das Platzangebot ist gut. Und die Rücksitze lassen sich supereinfach umklappen. Ein Druck auf eine Taste, und die Lehnen klappen mit Schmackes herunter, wobei automatisch die Kopfstützen eingeklappt werden. Dabei bildet sich eine schön ebene Ladefläche. Die liegt zwar recht hoch (eine SUV-Eigenheit), aber der Stauraum ist sehr gut nutzbar. Unter der Ladefläche gibt es noch ein Fach für kleinere Teile oder einen triefnassen Anorak.

Sie glauben mehr an Zahlen als an subjektive Einschätzungen? Bittesehr. Der Kofferraum fasst 460 bis 1.336 Liter. Das ist enttäuschend. Ein VW Tiguan bietet 615 bis 1.655 Liter, und der Volkswagen ist nur sechs Zentimeter länger. Auch in den BMW X1 passt deutlich mehr.

Preise

Ist Volvo bei den Preisen großzügiger als beim knappen Kofferraum? Das kommt drauf an, was man unter großzügig versteht. Sagen wirs so: Der XC40 T3 ist nicht eben billig. Den stets mit Frontantrieb und Handschaltung kombinierten Wagen gibt es ab 32.050 Euro. Das sind gleich 3.500 Euro mehr, als ein VW Tiguan mit 150-PS-Turbo (ab 28.550 Euro) kostet.

Die XC40-Basisausstattung ist allerdings umfassend und durchaus premiumgerecht. Dazu gehören zum Beispiel LED-Scheinwerfer, das Instrumentendisplay, ein 9,0-Zoll-Infotainmentdisplay, Parkpiepser hinten, Klimaanlage, 17-Zoll-Alufelgen, Tempomat, Verkehrszeichenerkennung und vieles mehr. Die höheren Ausstattungen braucht man nicht, würde ich sagen.

Gut, das Wesentliche wissen Sie nun. Was gibt es sonst noch zum XC40 zu sagen? Nun, Anfang 2019 wird ein Plug-in-Hybrid namens T5 TwinEngine eingeführt. Die Leistung wird bei rund 240 PS liegen. Unter der Haube arbeiten der Dreizylinder aus dem T3 (156 PS) und ein Elektromotor ähnlich wie im XC90 T8 TwinEngine (rund 87 PS). Anders als bei den T8-Versionen wird nicht der Verbrenner die Vorderachse antreiben und der E-Motor die Hinterachse, sondern der E-Motor wird zwischen Motor und Getriebe angeordnet, sodass auch ein Frontantrieb (und nicht nur Allradantrieb) möglich wird. Ah ja, und Sie können den XC40 auch abonnieren.

"Der Volvo XC40 ist kein Auto für Leute, denen ein paar Tausender hin oder her beim Kaufpreis etwas bedeuten." Stefan Leichsenring, Redakteur Motor1.com Deutschland

Fazit: 8 von 10

Der XC40 ist mit dem neuen Dreizylinder-Turbo gut motorisiert. Auch dieser kleine Motor wird bereits dem Premiumanspruch gerecht. Gleiches gilt für Fahrwerk, Lenkung, Design und Ausstattung. Gut ist auch das Raumangebot im Fond, der Kofferraum gut nutzbar. Zwei Punkte aber haben mir weniger gefallen. Erstens, das Kofferraumvolumen ist ziemlich gering. Zweitens (und viel wichtiger): Der Basispreis ist hoch. Und wer besondere Wünsche hat, zum Beispiel in puncto Farbe, oder eine Automatik haben will, zahlt noch deutlich mehr als den Basispreis. Nein, der Volvo XC40 ist kein Auto für Leute, denen ein paar Tausender hin oder her beim Kaufpreis was bedeuten.

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Technische Daten Volvo XC40 T3

Motor: Reihen-Dreizylinder, Turbobenziner, 1.477 ccm
Getriebeart: Sechsgang-Handschaltung
Antrieb: Frontantrieb
Leistung: 115 kW (156 PS) bei 5.000 U/min
Drehmoment: 265 Nm bei 1.850-3.850 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,4 s
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Verbrauch: 6,2 l / 100 km
Länge: 4.425 mm
Breite: 1.863 mm
Höhe: 1.652 mm
Kofferraumvolumen: 460 - 1.336 Liter
Leergewicht: 1.645 kg
Zuladung: 415 kg
Anhängelast: 1.600 kg (gebremst, 12 %)
Marktstart: Sommer 2018
Basispreis: 32.050 Euro

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