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Meinung: Carlos Ghosn kann Stellantis retten
Carlos Ghosn mag international gesucht werden, aber er weiß, wie man Autos verkauft. Ghosn als CEO von Stellantis würde sehr viel Sinn machen
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Peter Holderieth, Redakteur bei unseren US-Kollegen von Motor1.com USA, hat eine überraschende und sehr kontroverse Idee zum strauchelnden Auto-Riesen Stellantis und dem flüchtigen Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn. Was halten Sie davon?

© Motor1.com Deutschland
Carlos Ghosn vor den Logos der Stellantis-Marken Zoom
Im Jahr 1998 wurde Chrysler zu Daimler-Chrysler, später war man plötzlich bei FCA und jetzt heißt das Konglomerat, in dem man sich befindet aus irgendeinem Grund Stellantis. Wie auch immer der Name lauten mag, das kleinste Mitglied der "Big Three" in Detroit braucht anscheinend ständig einen Retter. Die Höhen von Stellantis sind stratosphärisch, aber die Tiefen liegen irgendwo auf Augenhöhe mit dem Mariannengraben.
Lee Iacocca reparierte Chrysler. Sergio Marchionne brachte es in Ordnung. Aber obwohl er selbst ein Ghosn-Schützling war, hat Carlos Tavares alles noch schlimmer gemacht. Zum Glück für Stellantis hält sich sein Nachfolger noch im Verborgenen. Etwas, dass er - wie die meisten von uns wissen - ziemlich gut kann.
Unrühmliches Ende einer steilen Karriere
In einer Kiste mit Audiogeräten, die angeblich zu groß war, um von der Flughafensicherheit geröntgt zu werden, ist Carlos Ghosn in der Nacht zum 29. Dezember 2019 aus Japan geflohen, nachdem er Weihnachten unter Hausarrest verbracht hatte. Internationale Gerichte beschuldigten den einstigen Chef von Nissan, Renault und Mitsubishi einer Reihe schwerwiegender Finanzverbrechen, von denen einige noch vor Gericht verhandelt werden.
Auf der anderen Seite ist Ghosn zweifelsfrei ein internationales Automobil-Mastermind. Und: Er wurde noch nicht formell wegen eines Verbrechens verurteilt. Er ist unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist. Er ist der beste Mann, um Stellantis wieder auf Kurs zu bringen.
Im Schatten seiner dramatischen Flucht vergisst man leicht Ghosns Erfolgsgeschichte. Er begann seine Karriere in der Automobilindustrie 1978 als einfacher Ingenieur bei Michelin. Zwölf Jahre später leitete er die nordamerikanischen Aktivitäten des Unternehmens. Kurz darauf wurde er zu einem der führenden Manager des neu privatisierten Renault und nach dessen Fusion mit Nissan im Juni 2001 zum CEO des japanischen Automobilherstellers.
Ghosn zog Nissan aus dem Abgrund
Er hat Nissan aus dem Abgrund gezogen. Im Jahr 1999 war der japanische Autohersteller nahezu unrentabel und mit über 20 Milliarden Dollar verschuldet. Bis 2002 waren die Schulden verschwunden. Im Jahr 2003 hatte Nissan eine der besten Gewinnspannen in der gesamten Branche. Bis 2005 steigerte das Unternehmen seinen weltweiten Absatz um mehr als eine Million Einheiten.
Der Nissan Leaf kam zwei Jahre vor dem Tesla Model S auf den Markt. Ghosn erkannte die Zeichen der Zeit in Bezug auf die Elektrifizierung wie kein anderer Automobilmanager. Im Jahr 2017 verkaufte Nissan doppelt so viele BEVs wie Elon Musks kalifornisches Startup, und das "Was wäre wenn" für Nissans Elektrifizierungsbemühungen, wenn Ghosn weiterhin das Sagen gehabt hätte, ist sicher deutlich verlockender als der Status-Quo.
Der Kosmopolit Ghosn würde gut zu Stellantis passen
Kurz nachdem Ghosn Nissan verlassen hatte, geriet das Unternehmen in eine Todesspirale. Mit Ausnahme von 2023 sind die Verkäufe seit seinem Rücktritt als CEO im Jahr 2017 in jedem einzelnen Jahr zurückgegangen. Die Zuwächse im Jahr 2023 waren ebenfalls bescheiden und konnten ein verzweifeltes Angebot für eine Fusion mit Honda nicht verhindern. Und diese historische Allianz zwischen zwei seit langem unabhängigen japanischen Automobilherstellern dient nicht dem strategischen Vorteil; Nissan kämpft ums Überleben.
Ghosn wird wahrscheinlich nie wieder zu einer japanischen Marke zurückkehren, Stellantis dagegen könnte gut passen. Der Manager spricht fließend Englisch, Französisch und Portugiesisch. Während seiner Zeit bei Renault und Nissan reiste er rund um den Globus, um Brände zu löschen und Chancen zu nutzen - etwas, womit Carlos Tavares gelinde gesagt zu kämpfen hatte. Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit dem nordamerikanischen, dem europäischen und dem asiatischen Markt, wobei letzterer von großer Bedeutung ist.
Er ist nicht umsonst einer der visionärsten und erfolgreichsten globalen Automobil-Leader der letzten zwei Jahrzehnte. Doch trotz seiner Erfolge wäre es eine wahre Herkules-Aufgabe, ihn zum Lenker von Stellantis zu machen.
Wird Donald Trump seine Rettung?
Ein 2019 geschlossener Vergleich mit der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC verbietet es ihm, 10 Jahre lang als Direktor eines öffentlichen Unternehmens zu fungieren. Auch in anderen Ländern wird er noch wegen Finanzverbrechen angeklagt. Zumindest müsste er vom neuen Präsidenten Trump begnadigt werden - was dem als verurteiltem Straftäter vielleicht sympathisch ist - und die Klagen in Frankreich und Japan müssten beigelegt werden. Seine Wahl wäre einer der verwegensten Schachzüge in der Geschichte der Automobilindustrie.
Es ist zugegebenermaßen eine weit hergeholte Idee, auf der anderen Seite befinden wir uns in einer der unbeständigsten Epochen, die die Autobranche je durchleben musste. Der Automobilmanager ist der Impuls, den Stellantis braucht. Selbst wenn er sich all dessen schuldig gemacht hat, was ihm verschiedene Regierungen und Unternehmen vorwerfen, schuldet er ihnen nichts außer Geld.
Carlos Ghosn hat eine neue Chance verdient, und diese Chance bietet sich gerade bei Stellantis.
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