• 29.08.2018 09:40

  • von Roman Wittemeier

Hollywood-Wahnsinn: Besuch bei "Porsche-Punk" Magnus Walker

Wie ein "Urban Outlaw" zur Porsche-Ikone wurde und was Madonna mit einem uralten 911er in der Garage zu tun hat: Die irre Geschichte des Magnus W.

(Motorsport-Total.com) - "Ich war zehn Jahre alt. Mein Vater nahm mich mit zu einer Autoshow in London. Und dann stand er da: Ein Porsche 911 Turbo in Weiß mit Martini-Streifen. Es war um mich geschehen!" Mit diesem besonderen Kapitel aus dem Jahr 1977 von Magnus Walker hat alles begonnen. Die Leidenschaft für Porsche 911er, die Sucht nach schnellem Autofahren und der Antrieb für sein gesamtes Leben. Der selbsternannte "Urban Outlaw" ist mittlerweile eine Porsche-Ikone, ein Sammler, der sich - wie am Äußeren unschwer erkennbar - um keinerlei Konventionen schert.

Titel-Bild zur News: Magnus Walker

Magnus Walker hat sich voll der Leidenschaft für Porsche verschrieben Zoom

Magnus Walker, der Porsche-Punk aus Los Angeles, hat mittlerweile eine umfangreiche Sammlung von über 40 Porsche 911ern. Die Fahrzeuge in der großen Garage eines ehemaligen Industriebaus sind für den 51-Jährigen keine Museumsstücke, sondern Gebrauchsgegenstände mit Seele. "Das ist mir wichtig", sagt er beim Besuch von 'Motorsport-Total.com' im beeindruckenden Loft im aufstrebenden neuen Künstlerviertel von Los Angeles. "Alle meine Autos sind fahrbereit - jederzeit. Batterie anschließen und los geht es."

Magnus Walker hat täglich die Wahl. Welche Farbe darf es heute sein? Welches Baujahr ist angesagt? Er hat sie alle. "Der 911er war seit diesem Besuch auf der Autoshow in London mein Traumauto. Aber in meiner Heimatstadt Sheffield konntest du nie ein solches Fahrzeug zu Gesicht bekommen. Ich habe geträumt. Geträumt davon, als Erwachsener für Porsche zu arbeiten", erinnert er sich. Im Alter von 13 Jahren schreibt er einen Brief nach Deutschland. Adressat: Porsche AG, Stuttgart. Der Inhalt: Wenn ich groß bin, werde ich euer Designer.

Porsche-Bewerbung und Madonna-Outfit

"Ich bekam ein paar Wochen später tatsächlich eine Antwort. Man schrieb mir, ich solle meine Schule machen, die entsprechende Ausbildung beenden und sie dann anrufen", lacht Walker. Dazu kam es nie. Die Tristesse von Sheffield ließ solch große Träume kaum zu. Magnus Walker schmiss die Schule im Alter von 15 Jahren hin, hielt sich mit Hilfsjobs über Wasser und blieb schließlich bei einem Ferienjob in den USA in der Gegend von Los Angeles hängen. Ohne feste Arbeit, ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung. Ein Albtraum - doch mit Happy End.

Magnus Walker lebt den vielzitierten "American Dream" tatsächlich. Aus Second-Hand-Jeans macht zunächst er mit einigen Verzierungen und Schnitten an den passenden Stellen ganz schnell angesagte Punkrock-Designmode. Er verdient Geld, er wird bekannt. So sehr, dass die Musikszene auf ihn aufmerksam wird. Er gründet das Modelabel "Serious Clothing" und stattet neben Rockbands wie Black Sabbath oder AC/DC auch Popikone Madonna bei Bühnenauftritten und Videodrehs aus. Er verdient plötzlich Geld, viel Geld.

Magnus Walker

Wer würde hinter diesen unschönen Fassaden ein traumhaftes Reich erwarten? Zoom

"Ich mache immer das, was mir mein Bauch sagt. Wenn ich ein gutes Gefühl bei etwas habe, dann wird auch was daraus", so sein Leitspruch im Business. Magnus Walker hat das richtige Gefühl. Er investiert in Immobilen. In einem als gefährlich geltenden Viertel von Los Angeles kauft er eine heruntergekommene Fabrik. Im Erdgeschoss richtet er seine Garage und seine Schneiderei ein, die obere Etage baut er als weitläufiges Loft aus, um darin zu wohnen - aber nicht für lange. Denn das Viertel erfährt einen gewaltigen Aufschwung, plötzlich wedelt die Filmindustrie mit Geld.

So viele Leichen in der heimischen Badewanne

"Da kamen welche daher und wollten das Loft für einen Dreh anmieten. Weil sie gutes Geld boten, stimmte ich zu", sagt er. Anschließend ist das neue Business ein Selbstläufer. Immer mehr Produktionsfirmen nutzen die Räumlichkeiten. "Diese Badewanne", sagt er beim Rundgang durch das halboffene Badezimmer, "hast du sicherlich schon bei einigen Krimiserien gesehen - aber vielleicht noch nie wahrgenommen." Lachend fügt er hinzu: "Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Leichen schon da drin waren."

Die Vermietung von Immobilien an die Hollywood-Filmindustrie ist mittlerweile Walkers Haupteinnahmequelle. Er selbst wohnt jetzt in den berühmten Hollywood Hills. "Nicht weil es da so toll, angesagt und hübsch ist", erklärt er fast entschuldigend, "sondern, weil ich von dort aus in wenigen Minuten auf meiner Lieblingsstrecke bin, die sich wunderbar dort oben durch die Berge schlängelt. Da fahre ich oft, fühle mich dann ganz frei und eins mit meinen Autos. Und es wird selten geblitzt - ein echter Traum!"

Die regelmäßigen Fahrten sind den Autos in seiner Sammlung deutlich anzusehen. "Ist mir egal", meint er in typisch unangepasster Manier. Kratzer im Lack, Schmutz an den Felgen und der Geruch nach Motoröl - all dies gehört für ihn dazu. "Die Autos haben eine Seele, einen Charakter. Und außerdem sind sie doch gebaut worden, um auf der Straße bewegt zu werden, oder?" In der großen Szene der Porsche-Enthusiasten in Nordamerika rümpfen viele angesichts dieser Haltung die Nase. Magnus Walker ist es egal.


Fotostrecke: Besuch bei Porsche-Punk Magnus Walker

Er geht noch weiter. Sein wahres Schätzchen, ein 911 Turbo Baujahr 1971, jagt er regelmäßig bei Trackdays und sogar in Wettbewerben über die Strecken. Der weiße Renner mit der Startnummer 277 ist Kult. "Warum eigentlich Startnummer 277?", überlegt Magnus Walker auf die Frage, was es mit der Zahl auf sich habe. "Ich weiß es nicht so genau. Wenn ich mich recht entsinne, wollte ich ursprünglich mit der Nummer 77 starten, aber die war schon vergeben. Dann halt 277 - ist doch auch egal."

Sein wahrer Schatz steht einsam unter einer Plane

Kaum eines seiner Autos ist im Originalzustand. Im unscheinbaren Gebäude in Los Angeles türmen sich Felgen, Motoren, Türen, Getriebe und viele weitere Bauteile in mehreren Räumen. Magnus Walker baut das an seine Autos, was für sein Designerauge schön erscheint. Alles andere spielt für ihn keine Rolle. Er schafft sich selbst Einzelstücke, mit denen er noch mehr verbindet als mit einem nahezu fabrikneuen Gefährt wie aus dem Katalog. Und er trennt sich nie von einem Schatz auf vier Rädern. Mit einer Ausnahme ...

"Wenn es sich gut anfühlt, dann mache ich es" - Diese Maxime gilt nicht nur im Business, sondern auch bei der automobilen Leidenschaft. Nur ein Kaufangebot fühlte sich bisher entsprechend an. Als der renommierte Porsche-Sammler Bob Ingram ein Angebot in Höhe von 300.000 US-Dollar unterbreitete für ein Fahrzeug, das Walker ursprünglich für nur 7.500 Dollar erworben hatte. "War nichts so richtig Besonderes", meint er über den selbst modifizierten 1972er Porsche 911.

Magnus Walker

Magnus Walker ist unter dem Label "Urban Outlaw" mittlerweile eine Marke Zoom

Mit einem verschmitzten Lächeln öffnet er eine weitere unscheinbare Tür in seinem ehemaligen Fabrikgebäude. Unter einer Plane: ein etwas rostiger 911er der allerersten Serie (Baujahr 1964). "Das ist so besonders wie es nur geht", erklärt er. "Das ist mein größter Schatz. Die Restaurierung erfordert viel Aufwand und Zeit. Das Projekt nehme ich erst dann in Angriff, wenn ich die Zeit dafür habe." Damit wäre der große Traum des "Porsche-Punk" erfüllt. "Ich wollte immer einen 911er aus jedem Jahr von 1964 bis 1973 haben ..."

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