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BYD Seal U (2024) im Dauertest: Halbzeit mit Licht und Schatten
BYD Seal U im Dauertest: Stärken wie Platzangebot und Ausstattung treffen auf technische Probleme wie Batterieausfälle und Systemaussetzer
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Nach ein paar Wochen im Dauertest mit dem BYD Seal U ziehen wir ein Zwischenfazit. Das chinesische Mittelklasse-SUV hat sich im Alltag bewährt, aber auch einige Eigenheiten offenbart. Zeit für eine Bestandsaufnahme, die sowohl die Licht- als auch die Schattenseiten beleuchtet.

© InsideEVs.de/Fabian Grass
Einsatz für den "Gelben Engel" am BYD Seal U Zoom
Der Seal U ist im Alltag ziemlich unaufgeregt. Der 218 PS (160 kW) starke Frontmotor sorgt für ausreichend Vortrieb, um im Stadtverkehr und auf der Landstraße mitzuschwimmen. In 9,6 Sekunden ist man auf 100 km/h - das ist zwar nicht ultraschnell, aber für den Alltag und den Familienausflug absolut okay.
Die Höchstgeschwindigkeit von 175 Kilometer pro Stunde (in unserem Test waren es maximal 183 km/h laut Tacho) ist für die meisten Fahrer auch ausreichend. Die Leistungsentfaltung ist angenehm linear und das Fahrgefühl unkompliziert. Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt der Wagen angenehm leise, was auf längeren Strecken positiv auffällt.
Im städtischen Umfeld und auf kurvigen Landstraßen fühlt sich der Seal U am wohlsten. Hier punktet er mit niedrigem Geräuschniveau und einem komfortablen Fahrwerk. Auf der Autobahn macht sich das Gewicht von über zwei Tonnen allerdings bemerkbar: Bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 km/h steigt der Verbrauch spürbar an. Das Fahrwerk ist klar auf Komfort ausgelegt, was auf schlechten Straßen angenehm ist.
In Kurven tendiert das SUV jedoch deutlich zur Seitenneigung, was sportliche Ambitionen schnell im Keim erstickt. Die Lenkung ist leichtgängig, aber wenig präzise und vermittelt kaum Feedback von der Straße. Kurzum: Der Seal U ist kein Kurvenräuber, sondern ein gemütlicher Cruiser. Der Durchschnittsverbrauch beträgt knapp 20 kWh pro 100 Kilometer, was im Klassenschnitt liegt. Bei Kälte oder starker Nutzung der Klimaanlage geht der Verbrauch aber nach oben. Die Rekuperation arbeitet solide und auch One-Pedal-Driving ist möglich, allerdings gibt es nur zwei Stufen.
12-Volt-Batterie: Startprobleme als Dauerthema
Ein wiederkehrendes Ärgernis im Dauertest sind die Startprobleme. Zum wiederholten Male verweigerte der Seal U den Dienst. Schuld daran ist offenbar eine schwächelnde 12-Volt-Batterie, die für die Aktivierung des Hochvoltsystems zuständig ist. Auch der Versuch mit einer Powerbank brachte keinen Erfolg.

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Die 12-Volt-Batterie erwies sich als Schwachstelle Zoom
Der Pannendienst von BYD erwies sich als wenig hilfreich: Nach knapp einer halben Stunde Wartezeit und Kommunikationsproblemen stellte sich heraus, dass unser Testfahrzeug nicht für den Pannendienst registriert war. Erst nach mehreren Telefonaten mit der BYD-Pressestelle konnte der ADAC gerufen und das Problem gelöst werden. Der Techniker stellte fest, dass die 12-Volt-Batterie nur noch 3,7 Volt Spannung hatte - zu wenig, um die Hochvoltbatterie zu aktivieren.
Interessant ist in diesem Zusammenhang das Thermomanagementsystem der Batterie, das über eine Wärmepumpe funktioniert. Mit enormem Druck und bis zu 130 Grad heißem Wasser hält diese Wärmepumpe die 400-Volt-Batterie während des Ladens auf Wohlfühltemperatur. Auch dieses System wird von der 12-Volt-Batterie gespeist, was die Bedeutung einer funktionierenden Starterbatterie unterstreicht.
Software-Zicken: Hanzi und andere Kuriositäten
Neben den Startproblemen traten im Laufe des Tests leider noch weitere Mängel auf, die den Gesamteindruck trüben. Besonders ärgerlich war der zeitweise Ausfall sämtlicher Audiofunktionen. Weder Radio noch Bluetooth oder Android Auto funktionierten und auch die akustischen Signale für Blinker und Assistenzsysteme verstummten. Auch die Kindererkennung erwies sich als überempfindlich: Sie löste mehrfach Alarm aus, obwohl das Fahrzeug bereits verlassen, ohne Insassen und verschlossen war.

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BYD Seal U im Dauertest Zoom
Der Sprachassistent, der über "Hey BYD" aktiviert wird, erwies sich zwar grundsätzlich als funktionsfähig, überraschte uns aber gelegentlich mit unerwarteten Sprachwechseln ins Englische oder gar Chinesische. Den Höhepunkt der technischen Eskapaden erlebten wir, als sämtliche Multimediasysteme ihren Geist auf gaben und das zentrale Display plötzlich nur noch Hanzi anzeigte mit der kryptisch anmutenden Meldung "Minimalmodus aktiviert" auf chinesisch.
Innenraum und Platzangebot: Viel Raum, wenig Kopffreiheit
Beim Platzangebot kann der Seal U seine Stärken ausspielen. Der Innenraum ist außergewöhnlich geräumig und bietet sowohl vorne als auch hinten ausreichend Bewegungsfreiheit. Insbesondere die Beinfreiheit im Fond setzt Maßstäbe in der Klasse der Kompakt-SUV. Der Kofferraum fasst satte 552 Liter - Platz genug auch für eine Matratze - und lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf bis zu 1.440 Liter erweitern. Praktische Details wie ein variabler Ladeboden und zahlreiche Ablagen unterstreichen die Alltagstauglichkeit des Seal U.

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Rückbank des BYD Seal U Zoom
Einziger Kritikpunkt bleibt die eingeschränkte Kopffreiheit im Fond. Vor allem für größere Personen könnte die abfallende Dachkonstruktion zum Problem werden. Dennoch bleibt der Gesamteindruck positiv, insbesondere im Vergleich zu Konkurrenten wie dem VW ID.4 oder dem Tesla Model Y.
Infotainment und Konnektivität: Viel drin mit Luft nach oben
Das auf Android 10 basierende Infotainmentsystem bietet grundsätzlich viele Möglichkeiten, ist aber nicht immer intuitiv zu bedienen. Die Integration von Android Auto funktionierte im Test meist problemlos, allerdings kam es vereinzelt zu Verbindungsabbrüchen. Das 15,6-Zoll-Display ist zwar beeindruckend groß und lässt sich um 90 Grad in den Hochkantmodus drehen, die Bedienbarkeit gelingt aber anderen Herstellern wie Kia oder Stellantis besser.
Ein echtes Highlight ist die Online-Konnektivität mit Funktionen wie Fernzugriff per App und Over-the-Air-Updates. Hier zeigt BYD, dass sie technisch auf der Höhe der Zeit sind. Mit dem letzten OTA-Update sind einige interessante Features hinzugekommen: Karaoke-Fans können nun auch im Auto ihre Lieblingssongs trällern, ein integrierter Browser ermöglicht den Zugriff auf das Internet und Amazon Music ist nun auch an Bord.

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BYD Seal U im Dauertest Zoom
Das aktuelle OTA-Update bringt aber mehr als nur Unterhaltungsfunktionen. So wurde die Navigation um eine integrierte EV-Routenplanung erweitert, die nun auch Ladestopps entlang der Strecke berücksichtigt. Das ist vor allem bei längeren Fahrten mit dem Elektroauto praktisch. Wer seine Ladevorgänge lieber im Voraus planen möchte, kann dies nun bequem über die BYD App tun. Dort können Ladezeiten im Voraus geplant und reserviert werden. Für mehr Komfort im Alltag sorgen auch neue Schnellzugriffe: Sowohl für die Sitzheizung und -belüftung als auch für die Scheibenenteisung und die Spiegelheizung gibt es jetzt praktische Shortcuts im Menü.
Eine besonders pfiffige Neuerung ist die Touchscreen-Gestensteuerung: Durch Wischen mit drei Fingern nach oben oder unten auf dem Touchscreen lässt sich die Temperatur der Klimaanlage regeln, durch Wischen nach links oder rechts die Gebläsestärke. Diese zusätzlichen Funktionen erhöhen die Benutzerfreundlichkeit und den Komfort im Alltag deutlich.
Laden: Durchschnittliche Performance
Mit einer maximalen Ladeleistung von 140 kW am Schnelllader liegt der Seal U im Mittelfeld. In der Praxis wurden diese Werte allerdings nur selten erreicht. Meist pendelte sich die Ladeleistung zwischen 100 und 130 kW ein. Von 10 auf 80 Prozent dauert der Ladevorgang unter optimalen Bedingungen laut Hersteller etwa 43 Minuten. An der Wallbox lädt der Seal U mit bis zu 11 kW. Im Vergleich zum neueren BYD Sealion 7 fällt die Ladekurve relativ früh ab.
Ausstattung und Preis: Viel fürs Geld
Mit einem Einstiegspreis von knapp 42.000 Euro ist der BYD Seal U kein Schnäppchen, aber auch nicht überteuert. Bereits in der Basisversion Comfort mit 420 Kilometer Reichweite bietet das Modell eine umfangreiche Ausstattung, darunter eine 360-Grad-Kamera, eine adaptive Geschwindigkeitsregelung und ein Panorama-Schiebedach. Unser Testwagen in der Top-Ausstattung "Design" kostet rund 45.000 Euro und verfügt zusätzlich über das mehrfarbige Ambientelicht, ein PM2,5 Luftreinigungssystem, ein Infinity Soundsystem mit 10 Lautsprechern, eine größeres Multimedia-Display und ein Head-up-Display.
Vergleicht man den Seal U mit Konkurrenten wie dem Hyundai Ioniq 5 oder dem Skoda Enyaq, punktet er mit einer besseren Serienausstattung, muss sich aber in Sachen Verarbeitung und Softwarestabilität etwas Kritik gefallen lassen. Die verwendeten Materialien wirken hochwertig, kleinere Schwächen wie knarzende Verkleidungen trüben den ansonsten guten Gesamteindruck.
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Fazit: Viel Potenzial, aber Nachbesserungsbedarf
Der BYD Seal U erweist sich auch im zweiten Teil unseres Dauertests als modernes Elektro-SUV mit viel Potenzial, aber auch deutlichen Schwächen. Während Antrieb, Platzangebot und Serienausstattung überzeugen, werfen die technischen Probleme und Mängel Fragen auf. Insbesondere der wiederholte Ausfall der 12-Volt-Batterie muss als gravierende Einschränkung angesehen werden. Ob der Seal U seine Schwächen langfristig ausgleichen kann, wird sich in den letzten Wochen zeigen.
Technische Daten BYD Seal U Design
Motor: permanenterregter Synchronmotor
Antrieb: Vorderradantrieb
Leistung: 160 kW (218 PS)
Max. Drehmoment: 330 Nm
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Länge: 4.785 mm
Breite: 1.890 mm
Höhe: 1.668 mm
Leergewicht: 2.147 kg
Zuladung: 410 kg
Anhängelast: 1.300 kg
Kofferraumvolumen: 552 - 1.440 Liter
Batterie: 87,0 kWh
Ladeanschluss: AC: 11 kW; DC: 140 kW
Aufladezeit: 43 Minuten (DC: 10-80 Prozent); 9,5 Stunden (AC: 0-100 Prozent)
Elektrische Reichweite: 500 km (WLTP)
Verbrauch: WLTP kombiniert: 20,5 kWh/100 km; Testverbrauch: 18-22 kWh/100 km
Basispreis :41.990 Euro (Comfort)
Preis des Testwagens: 44.990 Euro


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