• 07.10.2007 16:19

Das große Meisterinterview mit Timo Bernhard

Porsche-Werkspilot Timo Bernhard sicherte sich gemeinsam mit Romain Dumas den Meistertitel in der LMP2-Klasse der American-Le-Mans-Serie

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Beim vorletzten Rennen der American-Le-Mans-Serie (ALMS) in Atlanta hast du vorzeitig den Titel in Fahrerwertung der LMP2-Klasse gewonnen. Dein bisher wichtigster Erfolg?"
Timo Bernhard: "Neben einer Reihe von Gesamtsiegen bei großen 24-Stunden-Rennen ganz sicher. Leider gibt es in der ALMS keine Gesamtwertung über alle Klassen, sonst hätte ich zusammen mit meinem Teamkollegen Romain Dumas auch hier die Nase vorne. Schließlich haben wir in diesem Jahr mit unserem Porsche RS Spyder auch die meisten Gesamtsiege gegen die vom Reglement deutlich bevorteilten Fahrzeuge der stärkeren LMP1-Klasse eingefahren."

Titel-Bild zur News: Timo Bernhard

Timo Bernhard sicherte sich den Titel in der LMP2-Klasse der ALMS

Frage: "Was waren die ausschlaggebenden Faktoren für diesen Erfolg?"
Bernhard: "Ich habe in diesem Jahr absolut nichts dem Zufall überlassen, extrem hart an mir gearbeitet. Aber im Langstreckensport müssen alle Faktoren zusammenpassen: Man braucht ein schnelles und zuverlässiges Auto, einen guten Teamkollegen, ein professionelles Team und gute Strategen am Kommandostand. In diesem Jahr waren wir in all diesen Bereichen Spitze. Nur so konnten unsere Porsche RS Spyder in acht von elf Rennen die über 200 PS stärkeren Audi R10 bezwingen."#w1#

ALMS in Deutschland noch recht unbekannt

Frage: "Du eilst in Amerika von Sieg zu Sieg und bist dennoch vielen Menschen in Deutschland unbekannt. Stört dich das?"
Bernhard: "Es stimmt, dass meine Erfolge in Deutschland noch nicht so gewürdigt wurden, wie es sein sollte. Das hat sich aber in den vergangenen Wochen und Monate durch die Siege mit Porsche schon etwas geändert. Ich glaube, wir werden jetzt mehr beachtet - auch wenn die ALMS in Deutschland von keinem großen TV-Sender übertragen wird."

"Ich bin keiner, der den roten Teppich braucht." Timo Bernhard

Frage: "Du wirkst allerdings nicht wie jemand, der den Hype wie beispielsweise in der Formel 1 wirklich braucht ..."
Bernhard: "Prinzipiell finde ich es schon toll, wenn die Fans das honorieren, was ich in der American-Le-Mans-Serie leiste. Das ist schließlich die beste Sportwagenserie der Welt. Ich bin aber keiner, der den roten Teppich braucht und immer als Superstar im Rampenlicht stehen muss."

Frage: "Du bist jetzt 26 Jahre alt. Für eine Formelkarriere ist der Zug abgefahren. Was hast du noch für Ziele und Träume?"
Bernhard: "Ich will die Liste der Siege bei 24-Stunden-Rennen erweitern. Auf dem Nürburgring und in Daytona habe ich ja schon gewonnen."

Frage: "Du fährst bereits seit 1999 für Porsche. Wirst du deine Karriere für diese Marke auch beenden?"
Bernhard: "Daran denke ich jetzt noch nicht. Ich fühle mich bei Porsche nach wie vor sehr wohl. Und mit 26 habe ich ja noch etwas Zeit, um einige Dinge zu verwirklichen."

Stolz auf die 24-Stunden-Siege

Frage: "Was war dein bislang größter Erfolg?"
Bernhard: "Es gab viele schöne Momente in meiner Karriere, aber letztlich waren dies alles Bausteine auf dem Weg nach oben. Naja, besonders stolz bin ich auf die beiden 24-Stunden-Gesamtsiege auf dem Nürburgring. Und natürlich jetzt auch auf den LMP2-Titel in der ALMS."

"Als ich nach Amerika gekommen bin, hatte ich anfangs einige Probleme mit der Mentalität." Timo Bernhard

Frage: "Motorsport in den USA ist eine völlig andere Welt. Ist dir die Umstellung schwer gefallen?"
Bernhard: "Als ich nach Amerika gekommen bin, hatte ich anfangs einige Probleme mit der Mentalität. Man muss sich schon umstellen, es ist halt anders als in Europa. Inzwischen fühle ich mich aber sehr wohl hier."

Frage: "Gibt es jemanden, dem du besonders viel zu verdanken hast?"
Bernhard: "Auf jeden Fall meine Eltern. Sie haben das Ganze ins Rollen gebracht und mich immer unterstützt."

Frage: "Und was ist mit Vorbildern? Welche Rolle spielte Michael Schumacher beispielsweise für dich?"
Bernhard: "Als ich 1991 mit dem Kartsport angefangen habe, ist Michael Schumacher in Spa sein erstes Formel-1-Rennen gefahren. Ich habe den Boom also von Anfang an mitbekommen und gemerkt, wie viele junge Leute damals plötzlich mit dem Kartfahren begonnen haben. Wir alle wollten wie Michael Schumacher sein."

Frage: "Verfolgst du in Amerika auch die Formel-1-Rennen?"
Bernhard: "Ich bin ein Racer und interessiere mich für jede Art von Motorsport. Die Formel 1 ist die Königsklasse, da will man schon wissen, was läuft, das ist doch klar."

Kein Interessensverlust ohne "Schumi"

Frage: "Hat die Formel 1 für dich ohne Michael Schumacher an Faszination verloren?"
Bernhard: "Für mich weniger, ich schaue da als Rennfahrer auf andere Dinge. Zum Beispiel auf die technischen Entwicklungen oder junge Fahrer, wie sie sich behaupten und ihren Weg gehen."

"Hamilton wurde über Jahre hinweg von McLaren sehr behutsam aufgebaut und auf diesen Moment vorbereitet." Timo Bernhard

Frage: "Was sagst du zu Lewis Hamilton, der in seinem ersten Formel-1-Jahr gleich auf dem Weg zum WM-Titel ist?"
Bernhard: "Das ist natürlich eine sensationelle Leistung, mit 22 Jahren die Formel 1 anzuführen. Richtig überrascht hat mich das aber nicht, denn Hamilton wurde über Jahre hinweg von McLaren sehr behutsam aufgebaut und auf diesen Moment vorbereitet. Er hat alles richtig gemacht und seine Chance optimal genutzt."

Frage: "Ralf Schumacher hat mal gesagt, er fahre Formel 1, um möglichst schnell viel Geld zu verdienen. Siehst du das auch so?"
Bernhard: "Natürlich denkt man auch ans Geld, schließlich muss man ja seinen Lebensunterhalt verdienen. An erster Stelle steht für mich jedoch die Leidenschaft, Motorsport zu betreiben. Im Alter von zehn Jahren bin ich zum ersten Mal mit einem Kart auf dem Parkplatz eines Supermarktes rumgefahren. Da habe ich doch nicht eine Sekunde ans Geldverdienen gedacht. Mein Vater hat 1975 mit dem Motorsport angefangen und ein Leben lang Geld reingesteckt, und das macht er heute noch."

Frage: "Welche Schlagzeile würdest du gerne über dich lesen?"
Bernhard: "In den nächsten Tagen möglichst häufig: Meistertitel in der ALMS für Timo Bernhard. Was danach kommt, muss man abwarten. Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken."

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