Corvette überlegt Ausstieg aus der ALMS

Die amerikanische Automobilmarke Corvette macht sich derzeit Gedanken über ihre Zukunft im Motorsport - Le Mans bleibt ein Fixpunkt

(Motorsport-Total.com) - Seit der amerikanische Automobilhersteller Chevrolet 1953 die erste Corvette auf den Markt gebracht hat, um damit den Sportwagensektor zu erobern, ist der Name des US-Flitzers ein Mythos - und das nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Daher ist es natürlich auch von besonderem Interesse für den echten Motorsportfan, wie Corvettes Rennprogramm aussieht.

Titel-Bild zur News: Carsport-Holland-Corvette

Die Corvette von Carsport Holland gewann dieses Jahr in Spa-Francorchamps

Der größte Erfolg in der gerade auslaufenden Saison war für Corvette der Sieg bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps, wo sich der Schweizer Marcel Fässler, Jean-Denis Déletraz, Mike Hezemans und Fabrizio Gollin auf einer C6-R in einem spannenden Rennen gegen starke Konkurrenz von Maserati durchsetzten. Eine C5-R landete in den belgischen Ardennen ebenfalls noch auf dem Podium, eine weitere C6-R belegte Platz fünf.#w1#

Keine Gegner in der ALMS

Am wichtigsten wäre für Corvette aber nicht die FIA-GT-, im Rahmen derer die 24 Stunden von Spa-Francorchamps ausgetragen wurden, sondern die American-Le-Mans-Serie (ALMS). Dort leidet man jedoch an akutem Konkurrenzmangel, denn beim bevorstehenden Saisonfinale treten die beiden C6-R-Corvettes von Johnny O'Connell und Jan Magnussen beziehungsweise Olivier Beretta und Oliver Gavin in der GT1-Klasse nur gegen sich selbst an, nicht gegen andere Gegner.

Von der Besetzung der GT1-Klasse wird man daher auch eine ALMS-Teilnahme im Jahr 2008 abhängig machen: "Wenn wir einen Konkurrenten haben, werden wir wieder ALMS fahren", kündigte der Sportchef von General Motors (GM), Steve Wesoloski, der neben dem Corvette-Programm auch für die NASCAR-Chevys und für das Grand-Am-Engagement zuständig ist, sich also mit vielen verschiedenen Baustellen beschäftigen muss, an.

Anspruchsvoll ist Corvette nicht gerade - man würde der ALMS schon treu bleiben, falls sich auch nur irgendein Gegner finden würde: "Es muss nicht einmal ein Werksteam sein, gegen das wir antreten könnten, aber wir brauchen jemanden, um in einen Wettkampf einzutreten und zu beweisen, was uns so einzigartig macht. Das ist der Grund, warum wir Motorsport betreiben", so Wesoloski. Momentan sieht es jedoch nicht nach GT1-Konkurrenz für 2008 aus.

In Le Mans ganz sicher am Start

Außer Frage steht dafür der Auftritt bei den 24 Stunden von Le Mans: "Wir werden wieder in Le Mans fahren, gar keine Frage - offen ist nur unser amerikanisches Programm. Die FIA-GT-Serie ist auch am Wachsen, also gibt es verschiedene Bereiche, die wir evaluieren können. Es kommt halt darauf an, wie sich die GT1-Klasse kurzfristig entwickelt", erklärte der GM-Sportchef. Die Pläne der Le-Mans-Sporthoheit ACO für ein neues LMP-Reglement ab 2010 sagen ihm indes weniger zu.

Wichtig ist für Corvette nämlich vor allem, dass die im Rennsport eingesetzten Autos den Serienmodellen ähneln, weil man so für den Kunden einen direkten Bezug herstellen möchte. Diese Vorgabe erfüllt das gesamte Chevrolet-Sportprogramm voll und ganz - die im NASCAR-Sport eingesetzten Monte Carlos und Impalas, die mit einem PKW herzlich wenig zu tun haben, einmal ausgenommen.

Corvette C6-R

Auch bei den 24 Stunden von Le Mans war Corvette 2007 mit von der Partie Zoom

Formel 1 kein Thema für General Motors

Aus eben diesem Grund wäre übrigens auch die Formel 1 nie ein Thema für die Amerikaner - und natürlich auch des Geldes wegen: "Wir werden immer gefragt, warum wir nicht in die Formel 1 einsteigen", setzte Wesoloski zu einer Erklärung an. "Nun, wenn sich McLaren eine 100-Millionen-Dollar-Strafe leisten und im Jahr darauf wieder zurückkehren kann, als wäre nichts gewesen, dann ist die Formel 1 für GM zu teuer. Das macht keinen Sinn für uns."

Ein Anliegen ist ihm vielmehr, einen konkreten Wissenstransfer zwischen Motorsport und Serie herzustellen, wie es Audi mit dem Diesel-R10 seiner Meinung nach gelungen ist: "Audi hat einen fantastischen Job gemacht und Ideen vom R8 und vom R10 auf die Straße gebracht. Natürlich ist nicht alles gleich, aber die Motorentechnologie ist zumindest verwandt", lobte er den deutschen Automobilhersteller. Am Peugeot 908 HDi FAP missfällt ihm hingegen die futuristische Optik.

Kleine Randnotiz: Auch in der GT2-Klasse wird Corvette 2008 vertreten sein, denn das Team Riley Tchnologies hat kürzlich bekannt gegeben, in der FIA-GT- und der Le-Mans-Serie (LMS) sowie in Le Mans bei den 24 Stunden an den Start gehen zu wollen. Den Motor wird eine Firma namens CRD tunen, einer der führenden GM-Motorenbauer. Der größte Erfolg in der Saison 2007 gelang Riley Technologies übrigens beim Sportwagenklassiker in Daytona.