ALMS: Reaktionen aus St. Petersburg
Dirk Müller fährt im Schatten des Audi-Erfolgs zum Klassensieg in der GT2 und an die Tabellenspitze: "Ich bin sehr, sehr glücklich"
(Motorsport-Total.com) - Im spannenden zweiten Saisonrennen der American-Le-Mans-Series (ALMS) in den teils sehr engen Straßen von St. Petersburg hatte sich Audi mit Marco Werner und Lucas Luhr knapp den Sieg gesichert. Der LMP2-Porsche-Spyder von Timo Bernhard und Romain Dumas hatte sich als nahezu ebenbürtig präsentiert. Auch die schnellen Acura waren gut unterwegs und wurden mit einem Podestplatz beim Rennen an der Sonnenküste Floridas belohnt.

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Dirk Werner und Marc Basseng brachten den Farnbacher-Porsche auf Rang drei
"Dieses Resultat ist fantastisch", freute sich Highcroft-Pilot David Brabham nachdem er sich erfolgreich gegen zwei starke Porsche Sypder gewehrt und aufs Podium gerettet hatte. Weiter bilanzierte der Ex-Formel-1-Fahrer: "Wir waren die ganze Zeit nahe an den Spitzenleuten dran. Die einzzigen Probleme unterwegs hatte ich ein Mal beim Restart, weil meine Reifen zu viel Dreck aufgelesen hatten. Aber wir haben auch das überstanden und unser bestes Resultat bisher eingefahren."#w1#
Acura ein ernsthafter Konkurrent
Brabhams Acura-Teamkollege Scott Sharp freute sich: "Das Auto lief prächtig. Wir waren in allen Sessions unter den ersten Drei und haben das auch im Rennen nach Hause gebracht. Als ich zum Fahrerwechsel hereinkam, macht unsere Crew einen tollen Job. David hat dann in fantastischer Manier den schnellen Dyson-Porsche hinter sich halten können."
Weniger Glück hatten die beiden weiteren Acura-Mannschaften. Die Andretti/Green-Truppe musste am Ende mit Platz fünf in der LMP2 leben. Bryan Herta bilanzierte: "Das war ein enttäuschendes Ende für uns. Das Auto war aber gut." Herta stichelte gegen seinen Kollegen Christian Fittipaldi, der dem Team durch einen Fahrfehler im Anfangsstint alle Chancen geraubt hatte. "Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe einen Hauch zu stark gebremst, das Heck wurde entlastet, die Hinterreifen blockierten, ich drehte mich halb und habe deswegen dann die Reifenstapel touchiert", gab der Brasilianer kleinlaut zu.
Corvette locker zum Sieg
In der GT1-Klasse sorgte die Corvette-Mannschaft mit ihrem Sieg zwar für keine große sportliche Überraschung, aber trotzdem schrieb man ein kleines Stück Motorsport-Geschichte. Oliver Gavin und Olivier Beretta waren die ersten Piloten, die ihren Klassensieg mit Ethanol eingefahren hatten. "Es war ein tolles Wochenende für uns beide. Wir waren immer schnell und wir wollten unbedingt nach unserer Enttäuschung in Sebring wieder gewinnen", so Gavin nach seinem 29. ALMS-Sieg.
"Das Auto war wirklich eine Granate", fügte der Brite an. Sein Teamkollege Beretta erklärte: "Es war heute extrem heiß, aber unsere Mannschaft hat das mit der Klimatisierung erstklassig hinbekommen. Im Cockpit war die Temperatur sehr angenehm, wenn auch immer noch recht warm. Aber wir sind ja hier nicht am Strand, sondern bei einem Autorennen. Ich musste eigentlich nur vorsichtig das Auto nach Hause bringen."
Salo in der Hardcore-Sauna

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Mika Salo und sein Teamkollege Jaime Melo mussten Sauna nach Hause fahren Zoom
In der GT2 machte eben diese erwähnte Hitze besonders den Risi-Leuten zu schaffen. Mika Salo war im Ferrari F430 erstmals seit langer Zeit nicht von der Pole-Position gestartet. Aber schon nach einer knappen halben Stunde konnte der Finne den Betriebsunfall korrigieren und am führenden Porsche von Wolf Henzler vorbeiziehen. Dann wurde aus der eigentlich problemlosen Fahrt in der GT2-Kategorie eine wahre Hitzeschlacht für den Ex-Formel-1-Piloten, der am Ende eine rollende Sauna von Teamkollege Jaime Melo auf Gesamtrang 22 ins Ziel steuern lassen musste.
"Unsere Klimaanlage fiel aus", erklärte Salo, der als Finne sicher erfahrener Saunagänger ist. "Es war wirklich, wirklich heiß im Auto. Ich war ständig hinter anderen Autos und die Hitze ließ mich im Kopf ganz schwammig werden. Ich fing an Fehler zu machen und deswegen bin ich an die Box gefahren. Wenn ich weitergefahren wäre, hätte ich es weggeworfen. Das Ergebnis ist letztlich wirklich enttäuschen. Hoffen wir also, dass es bald in Long Beach besser laufen wird."
Im zweiten Risi-Auto war ebenfalls nicht viel zu holen. Harrison Brix und Debütant Patrick Friesacher lieferten zwar eine solide und nahezu fehlerfreie Fahrt ab, konnten sich aber dennoch nur auf Rang fünf der GT2-Klasse platzieren. Der österreichische ALMS-Neuling war zwischendurch in ein Gerangel zweier Konkurrenten geraten und unschuldig in den Reifen gelandet. Es brauchte seine Zeit, bis Friesacher den Rückwärtsgang gefunden hatte und seine Fahrt fortsetzen konnte.
Erfolgreiche Ritter der Tafel-Runde
Das Pech der Risi-Mannschaft machte für Tafel-Racing die Tür zum Klassensieg ganz weit auf. Von Startplatz vier aus hatten sich Dirk Müller und Dominik Farnbacher schnell nach vorn gekämpft und fuhren anschließend einen ungefährdeten GT2-Sieg ein. "Ich bin sehr, sehr glücklich", jubelte Müller seinem ersten Triumph seit 2001. "Es ist ja schon eine ganze Weile her, seit ich meinen letzten Sieg in der ALMS feiern durfte. Bei meinen Starts im vergangenen Jahr hatten wir sehr oft Pech und auch der diesjährige Saisonauftakt in Sebring verlief nicht gerade glücklich."
"Jetzt haben wir gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist und wir haben unseren Anspruch dargestellt. Wir haben jetzt die Tabellenführung in der Meisterschaft übernommen und blicken weiter nach vorn", bilanzierte Müller, dessen Teamkollege Farnbacher seinen ersten ALMS-Klassenerfolg der Karriere feiern durfte.
Podiumsplatz für Werner und Basseng
Dirk Werner und Marc Basseng brachten ihren Farnbacher-Porsche auf das Podium in der GT2-Klasse. "Wir können wirklich zufrieden sein", so Werner. Und weiter: "Das ist unsere erste Podiumsplatzierung in der ALMS und das schon im zweiten Rennen. Ich freue mich schon auf die weiteren Events. Vielleicht können wir es irgendwann mal schaffen, auch aus eigener Kraft mit um den Sieg zu fahren."
Während das deutsche Farnbacher-Duo jubelte, waren die Landsmänner Wolf Henzler und Jörg Bergmeister vom Pech verfolgt. Die beiden Fying-Lizard-Porsche-Piloten kamen mit einem arg lädierten GT3 RSR nur auf Rang neun ins Ziel. "Der Schaden war nicht Jörgs Schuld", so Henzler, "es war einfach Pech. Der Porsche war bis dahin gut und wir hätten mit um den Sieg fahren können."

