• 15.03.2010 13:33

  • von Roman Wittemeier

ALMS in Sebring: Peugeot im Testlauf

Die neue Saison der American Le-Mans-Series (ALMS) startet mit dem Klassiker in Sebring: Peugeot will den Sieg in Florida, GT2-Klasse grandios besetzt

(Motorsport-Total.com) - Die neue Saison der American Le-Mans-Series (ALMS) beginnt am kommenden Wochenende gleich mal mit einer Ausnahme. Beim traditionellen Jahresauftakt in Sebring fährt man nach dem Reglement des ACO und nicht nach eigener Regelvorgabe. Erst ab dem zweiten Saisonlauf Mitte April in Long Beach wird es die neue Einheits-Prototypenklasse geben, die den Schwund an Herstellern etwas erträglicher gestalten und nach der Soloshow von Acura 2009 mehr Spannung bringen soll.

Titel-Bild zur News: Christian Klien, Nicolas Minassian, Pedro Lamy

Peugeot verpasste den Sebring-Sieg im Vorjahr denkbar knapp

Beim 12-Stunden-Klassiker in Florida wird also noch einmal der Kampf in der großen LMP1-Klasse im Vordergrund stehen. Allerdings darf man wohl erwarten, dass die europäischen Fahrzeuge bei ihrem Le-Mans-Trainingseinsatz die Show unter sich ausmachen werden. Während Audi den überarbeiteten R15 TDI in aller Abgeschiedenheit testet, macht sich Peugeot in Sebring an die Aufgabe, den verpassten Sieg von 2009 nun an gleicher Stelle zu nachzuholen.#w1#

Die Franzosen haben den 908 HDi FAP für dessen viertes und letztes Einsatzjahr noch einmal in vielen Bereichen verbessert. Die Früchte dieser Arbeit möchte man am kommenden Wochenende auf der amerikanischen Buckelpiste ernten. Ohnehin hat Peugeot mit Sebring noch eine Rechnung offen. Im vergangenen Jahr sah man lange Zeit wie der sichere Sieger aus, musste sich aber nach einem spektakulären Fight schließlich Audi hauchdünn geschlagen geben.

"Natürlich liegt unser Hauptaugenmerk auf Le Mans", stellt Peugeot-Sportdirektor Olivier Quesnel klar. "Dazu gehört aber auch, dass wir uns unter Rennbedingungen vorbereiten - wie zum Beispiel in Sebring. Die Mannschaft soll den Rennstress erleben, die Piloten können sich somit auf das anstrengende Rennen in Le Mans einschießen. Das trifft vor allem auf Anthony Davidson zu, der in diesem Jahr neu bei uns ist."

Wer soll Peugeot schlagen?

Peugeot schickt zwei Dieselflundern an den Sebring-Start. Einen Wagen teilt sich Neuzugang Davidson mit den erfahrenen Le-Mans-Siegern Marc Gené und Alexander Wurz. Im zweiten Auto sitzen Sébastien Bourdais, Pedro Lamy und Nicolas Minassian. "Im vergangenen Jahr war es eng", so Quesnel. "Wir hoffen, dass wir den Schwung aus den Siegen in Le Mans und beim Petit Le Mans mitnehmen konnten. Ein Sieg wäre ein toller Auftakt ins neue Jahr."

Stefan Mücke

Aston Martin war bei den Sebring-Tests zwar schnell, erlitt aber einen harten Crash Zoom

"Die Teilnahme in Sebring bringt drei Vorteile", erklärt Peugeot-Technikchef Bruno Famin. Er zählt auf: "Erstens werden wir bei Temperaturen von 25 bis 30 Grad fahren, wie wir sie auch im Juni in Le Mans erwarten dürfen. Zweitens ist es erstklassiges Training. Das bezieht sich auf Rennstrategie, Safety-Car-Phasen und viel Verkehr auf der Strecke. Man muss überholen. Dabei gehen die Piloten von der Ideallinie und sammeln Dreck an den Reifen auf. Das bedeutet weniger Grip für zwei oder drei Runden."

"Drittens ist Sebring das zweitlängste Rennen nach Le Mans", so Famin weiter. "Der Motor und die Aufhängungsteile werden hart gefordert. Man kann auf mechanischer Seite sehr gut das Limit abtasten. Das könnte natürlich auch Probleme bringen, aber wir haben dabei immer Le Mans im Hinterkopf. Falls Änderungen nötig sind, so haben wir vor Le Mans noch reichlich Zeit. Allerdings werden wir keine unnötigen Risiken eingehen."

In der LMP1-Klasse bekommt es Peugeot mit insgesamt fünf Gegnern zu tun. Aston Martin schickt einen Wagen mit Chris Buncombe, Harold Primat und Neuzugang Adrian Fernandez. Auch für die Briten wird der Start in Florida nur einer von wenigen Einsätzen in der ALMS 2010. Jon und Clint Field steuern ihren Intersport-Lola-AER, Paul Drayson ist mit seinem neuen Lola-Judd in Sebring, außerdem wollen der Autocon-Lola und der Creation-Judd im Kampf um den Gesamtsieg mitmischen.

Nur drei Autos in der LMP2

In der LMP2-Klasse steht jetzt schon fest, dass jeder der Teilnehmer beste Chancen auf einen Podestplatz hat - es sind nämlich nur drei Fahrzeuge gemeldet. Als Favorit darf man getrost auf den Highcroft-Acura setzen. "Unser Auto ist zuverlässig und schnell", sagt David Brabham, der aufgrund seines Highcroft-Engagements nicht mehr im Peugeot sitzen kann. "Wir sind bestimmt stärker denn je und ich bin hoch motiviert."

Klaus Graf

Klaus Graf und Cytosport wollen im Porsche RS Sypder den LMP2-Sieg Zoom

Der erfahrene Australier teilt sich den Acura ARX-01c mit Simon Pagenaud und Marino Franchitti, der erstmals die komplette ALMS-Saison bestreiten wird. "Wir haben ein tolles Gemisch aus Jugend und Erfahrung", meint Brabham. "Sebring ist nicht nur das erste Rennen der Saison, sondern es ist gleichzeitig auch das härteste. Unsere Tests waren gut und ich bin schon gespannt, wie nah wir den LMP1-Autos kommen können."

Der Acura von Highcroft fährt in Sebring als Übergangsversion. Für Le Mans erwartet man ein neues Aerodynamikpaket, welches anschließend auch in den verbleibenden ALMS-Läufen zum Einsatz kommen soll. Die Amerikaner dürfen also zunächst weiter auf das bewährte Paket zählen. Ebenso Porsche: Cytosport will Highcroft mit dem ausgereiften RS Spyder die Hölle heiß machen. Die Mannschaft von Greg Pickett ist gut vorbereitet.

"Das wird sehr emotional", sagt der Teambesitzer, der in den 1980er-Jahren an gleicher Stelle die GTO-Klasse gewinnen konnte. "Es wird unser erstes 12-Stunden-Rennen und außerdem der Start in die erste komplette ALMS-Saison für uns. Sebring wird allein schon aufgrund der buckeligen Bahn das härteste Rennen des Jahres. Wir haben kürzlich dort getestet und unser Porsche RS Spyder lief dort recht gut. Wir freuen uns auf ein tolles Rennen."

Die große Jagd in der GT2-Klasse

Pickett hat in der neuen Saison den Deutschen Klaus Graf stets an seiner Seite, in Sebring ergänzt Porsche-Werkspilot Sascha Maassen die beiden Cytosport-Stammfahrer. "Das wird ein Riesenrennen, aber wir sind mit unserem RS Spyder gut aufgestellt", so Graf. Maassen fügt schmunzelnd hinzu: "Ich habe Greg und Klaus gebeten, dass ich nicht den Start fahren muss. In den vergangenen Jahren bin ich für Penske immer den Startstint gefahren und beide Male sind wir nach einer Stunde ausgeschieden.Ich will dort einfach nicht den Anfang machen!"

David Brabham, Simon Pagenaud

Der Acura ARX-01c wird im Verlauf des Jahres noch weiter verbessert Zoom

In der LMP2-Klasse rundet der Dyson-Lola (Smith/Meyrick/Dyson) das Feld ab. In der LMPC-Klasse starten sechs Oreca-Autos der Formula Le Mans. Somit werden zu Beginn der Action wenigstens insgesamt 16 Prototypen auf der Bahn sein. Ein großes Spektakel darf man sich in der GT2-Klasse erhoffen. Dort gehen nicht weniger als 13 Fahrzeuge von sechs verschiedenen Herstellern in die große Jagd einmal rund um die Uhr: Chevrolet, Ford, Porsche, Ferrari, BMW und Jaguar. Ein Schmaus für alle Sportwagenfans.

Bei den zurückliegenden Tests an gleicher Stelle zeichnete sich bereits ab, dass es eine herzhafte Schlacht der verschiedenen Fahrzeuge geben könnte. Fast alle Autos waren eng beisammen, einzig der neue RSR-Jaguar konnte das Tempo der anderen nicht ganz mitgehen. Die beiden Flying-Lizard-Porsche 911 GT3 RSR von Bergmeister/Long/Lieb und Law/Neiman/Lietz wollen sich den Titel zum Auftakt sichern, haben aber mit Falken Tire (Sellers/Henzler/Pilet) hauseigene Konkurrenz.

Vier Ferrari F430 GT werden auf die GT2-Jagd gehen. Risi bringt zwei Fahrzeuge mit den erfahrenen Trios Krohn/Jonsson/van der Poele und Melo/Bruni/Kaffer, Extreme Speed bringt neben Scott Sharp mit Johannes van Overbeek und Dominik Farnbacher schnelle GT-Piloten an den Start. Im zweiten Auto der Amerikaner werden Brown/Cosmo/Barbosa nicht ganz schon stark eingeschätzt. RSR-Teamchef Paul Gentilozzi teilt sich seinen Jaguar XKR mit Marc Goossens und Ryan Dalziel.

BMW geht zum Angriff über

BMW will nach dem Debütjahr 2009 nun voll angreifen. Der M3 GT2 ist weiter ausgereift. In Sebring dürfen die Münchener auf die Stärken der Fahrertrios hoffen. Dirk Müller und Joey Hand werden durch Ex-Tourenwagen-Weltmeister Andy Priaulx unterstützt, im zweiten Fahrzeug der Mannschaft um Teamchef Bobby Rahal sitzen Bill Auberlen, Tommy Milner und Dirk Werner. "Wir haben uns ein Jahr lang auf dieses Rennen vorbereitet", sagt BMW USA Motorsport Direktor Martin Birkmann.

Das Lehrjahr ist vorbei: Fährt BMW in der ALMS zu weiteren Klassensiegen? Zoom

Im vergangenen Jahr war BMW von technischen Problemen geplagt. "Im Januar haben wir erfolgreich ein Rennen über zwölf Stunden simuliert", beruhigt Birkmann und macht den Fans der Münchener Mut. "Das Auto ist stark, die Piloten sind bereit und die Mannschaft ist gut vorbereitet", sagt Teamchef Rahal. "Niemand hat sich zurückgelehnt. Die Jungs haben im Winter hart geschuftet", lobt Dirk Müller. Bill Auberlen fügt an: "Wir haben nun ein paar Leute mit Formel-1-Hintergrund bei uns. Deren Input wird uns helfen."

Große Fragezeichen gibt es bezüglich der Leistung von Chevrolet. Die neue GT2-Corvette ZR1 war beim offiziellen IMSA-Test in Sebring nicht anwesend, man fuhr abseits der Öffentlichkeit viele Runden. "Es wird super-eng", verspricht Oliver Gavin, der sich eine Corvette mit Olivier Beretta und Neuzugang Emmanuel Collard teilen wird. "In Sebring ist nicht nur das Rennen an sich anstrengend, sondern die gesamte Woche mit Tests, Nachttraining, PR-Arbeit und vielem mehr."

Die Sebring-Woche beginnt am heutigen Montag mit Tests auf der buckligen Strecke in Florida. Am Dienstag stehen die technische Abnahme sowie Pressetermine auf dem Programm. Außerdem finden bis inklusive Donnerstag weitere Testfahrten statt. Am Freitag folgen Freies Training und die Qualifikation, bevor am Samstag nach einem Warmup am Vormittag um 16:30 Uhr (MESZ) das Feld auf die Reise geschickt wird.

Die Starterliste in der Übersicht:
LMP1-Klasse:
Drayson Racing (Drayson/Cocker/Pirro) - Lola-Judd
Creation Sportiv (TBA/TBA) - Creation-Judd
Autocon Motorsports (Willman/Burgess/Ehret) - Lola-AER
Intersport Racing (Field/Field) - Lola-AER
Team Peugeot Total (Gené/Wurz/Davidson) - Peugeot 908 HDi FAP
Team Peugeot Total (Lamy/Bourdais/Minassian) - Peugeot 908 HDi FAP
Aston Martin Racing (Buncombe/Primat/Fernandez) - Lola-Aston Martin

LMP2-Klasse:
Highcroft Racing (Brabham/Pagenaud/Franchitti) - Acura ARX-01c
Cytosport (Pickett/Graf/Maassen) - Porsche RS Spyder
Dyson Racing (Dyson/Smith/Meyrick) - Lola-Mazda

GT2-Klasse:
Corvette Racing (Magnussen/O'Connell/Garcia) - Corvette ZR1
Corvette Racing (Beretta/Gavin/Collard) - Corvette ZR1
Falken Tire (Sellers/Henzler/Pilet) - Porsche 911 GT3 RSR
Robertson Racing (Robertson/Robertson/Murry) - Doran Ford GT
Flying Lizard (Law/Neiman/Lietz) - Porsche 911 GT3 RSR
Flying Lizard (Bergmeister/Long/Lieb) - Porsche 911 GT3 RSR
Risi Competizione (Krohn/Jonsson/van der Pole) - Ferrari F430 GT
Risi Competizione (Melo/Bruni/Kaffer) - Ferrari F430 GT
Jaguar RSR (Gentilozzi/Goossens/Dalziel) - Jaguar KXRS
BMW RLR (Müller/Hand/Priaulx) - BMW E92 M3
BMW RLR (Auberlen/Milner/Werner) - BMW E92 M3
Extreme Speed (Sharp/van Overbeek/Farnbacher) - Ferrari F430 GT
Extreme Speed (Brown/Cosmo/Barbosa) - Ferrari F430 GT

Der AMLS-Kalnder in der Übersicht:
20.03. Sebring/Florida
17.04. Long Beach/Kalifornien
22.05. Laguna Seca/Kalifornien
11.07. Salt Lake City/Utah
24.07. Lime Rock/Connecticut
07.08. Mid-Ohio/Ohio
22.08. Road America/Wisconsin
29.08. Mosport/Kanada
02.10. Road Atlanta/Georgia

ADAC GT MASTERS LIVE

ADAC GT Masters im TV

Nächstes Event

Zandvoort

7. - 9. Juni

Qualifying 1 Sa. 09:15 Uhr
Rennen 1 Sa. 15:15 Uhr
Qualifying 2 So. 09:15 Uhr
Rennen 2 So. 15:15 Uhr

Folgen Sie uns!

Langstrecken-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Langstrecken-Newsletter von Motorsport-Total.com!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt